Der Kanadier Eric Quach alias thisquietarmy setzt auf maximale Unkenntlichkeit seiner schmutziggrau verquirlten Soundquellen. Die schroffen Dronesongs und Songdrones von Democracy Of Dust (Midira) bieten Quachs typische Klangsignatur, die maximal verzerrte E-Gitarre und begleiten sie durch niedrigschwelliges Modulargeblubber und allgegenwärtiger Statik aus Bandrauschen und Schmutz. So abweisend erhaben und mit gelegentlichen geraden Beats unterlegt wirkt das nicht selten wie Wolfgang Voigts Projekt GAS mit anderen Mitteln und anderer Intention, aber kein bisschen weniger schwer und eindringlich.
Stream: thisquietarmy – Welcome To Mendacity
Die horizontalen Soundscapes des Kölners Jens Pauly vollziehen im kleinen Gesten auf die ansonsten eher raumgreifende (Post-)Rock Bands wie Mogwai oder Godspeed You! Black Emperor zurückgreifen. R/F (Karlrecords) verbirgt hinter den ruhigen und gleichförmigen Soundoberflächen zarte Songs, melancholische Folkballaden, die in unauffälliger Steigerung ein beträchtliche Mange an Pathos aufbringen aber doch immer entspannt in einem überschaubaren Klangfeld flanieren, statt rocktypisch voran zu marschieren. Das edle Sounddesign, durchsetzt vom Ploppen, Knistern und Brummen eines Vintage-Maschinenparks perfektioniert den Eindruck der simplen Eleganz den die unaufwendigen und unaufdringlichen Stücke vermitteln. Eine delikate High-End-Variante von Ambient.
Stream: Jens Pauly – Vergessen
Interessant unnütze Nebeninformation: Jens Pauly hat mal bei Ultha gespielt, einer „Konzept“-Black Metal-Combo – wobei „konzeptuell“ vermutlich meint, dass es dabei mehr um den Sound gehen soll als um die ikonoklastischen, esoterischen oder völkischen Ideologien mancher Vertreter des Genres. Das hat er mit Greg Fox gemeinsam, dem Schlagzeuger von Liturgy, die sich ganz ähnlich die Ästhetik von Black Metal zu Eigen gemacht haben, ohne sich von den strengen Regeln des Genres einschränken zu lassen. So haben Liturgy zum Beispiel mit Glitchmeister Markus Popp (Oval) gearbeitet, was für einen traditionell eingestellten Metalhead sicher ein Unding wäre. Fox‘ Soloalbum The Gradual Progression (RVNG Intl., VÖ 8.9.) geht allerdings andere Wege als seine Stammband. Das Album baut auf den spirituellen Free Jazz der sechziger und siebziger Jahre auf, vom Art Ensemble Of Chicago bis Pharoah Sanders, hat aber auch bei Brian Enos Crossover von World Music und Ambient aus demselben Zeitraum genau hingehört. Das alles entscheidende und dominante Element ist Fox‘ energetische Handwerkskunst am Schlagzeug. Das klingt dann ein wenig wie Fusion Jazz und Free Funk aus den siebziger Jahren der, frei von jeder Retro-Anmutung, nur unter den heutigen digitalen Bedingungen hat entstehen können. Also ziemlich heftig und neu.
Video: Greg Fox – Catching an L