Foto: Sebastian F. Morgner (Markus Suckut)

Zuerst erschienen in Groove 165 (März/April 2017).

Die Energie in jener Nacht war unglaublich. Und überraschend dazu. Levon Vincent ist damals recht schnell sehr technoid geworden, sehr treibend. Und dann kam dieser eine Moment, in dem er die erste Paranoid London spielte – damit hat er mich gehabt. Als ich ihn nach dem Namen der Platte gefragt habe, hat er mir leider den falschen genannt – ich habe ein halbes Jahr nach dieser Platte gesucht! Wohl auch deswegen ist mir das Set so lange im Gedächtnis geblieben. Da hat alles gepasst. Wie die Faust aufs Auge. Das war 2011 im Gewölbe in Köln. Etwa ein Jahr vorher hatte ich begonnen, selbst Musik zu veröffentlichen. Ich kannte bereits seine ganzen Releases, die mich schon damals beeindruckt haben. Mir war klar, dass er, wie ich auch, Vinylliebhaber ist. Ich mag seine Gratwanderung zwischen House und Techno. Er bewegt sich da in einem Raum, der ihm die Freiheit lässt, technoider zu spielen, obwohl er ursprünglich vom New Yorker House kommt. Das mag ich sehr. Meine Plattentasche ist voll mit House, nur komme ich nicht oft dazu, sie zu spielen.


Stream: Levon Vincent – DJ Set at Boiler Room Berlin

Ich mag den Einfluss von House auch beim Produzieren, um eben diese Gratwanderung, eine Einzigartigkeit im Sound zu schaffen, die dich nicht wirklich greifbar macht für Kategorien. Letztendlich ist alles für mich Techno, weil es mit Maschinen gemacht ist. Levon ist auch ein Prototyp, was das betrifft, weil er sich nicht groß um Kategorien kümmert. Er ist einfach eine sehr beeindruckende Persönlichkeit. Man merkt, dass er liebt und lebt, was er macht, und nicht nach links oder rechts schaut. Ich denke, das kann man nicht von vielen behaupten. Diese Kompromisslosigkeit ist etwas, womit ich mich identifizieren kann, auch für meine eigenen Produktionen und Sets. Ich will der Welle an Gleichklang widersprechen, das machen, was ich will, ohne klingen zu wollen wie jemand anderes. Etwas, was meiner Meinung nach ein Großteil der Leute heute macht. Ich finde selten Musiker, die herausstechen, aber Levon Vincent ist einer davon.

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