Ab einem gewissen Punkt habt ihr aber auch angefangen, über das, was veröffentlicht werden soll, zu diskutieren. Wann wird so eine Zusammenarbeit rationaler?
Boman: Wir haben uns dazu entschieden, eine Doppel-Vinyl-EP zu veröffentlichen. Dieses Format war der Rahmen, den wir gefüllt haben. So etwas ist wichtig bei Entscheidungen zu zweit. Es sollten zwei Tracks pro Seite werden, die zusammenpassen und gut auf Vinyl klingen. Das war unsere rationale Einschränkung.
Talabot: Als wir uns für das Format entschieden haben, haben wir ganz schnell die richtigen Tracks gefunden.

Und ihr habt euch noch Gedanken über das richtige Label gemacht.
Boman: Auch nicht wirklich. Klar haben wir eine romantische Idee von R&S durch das erste Aphex-Twin-Release und die frühen Technoveröffentlichungen. Aber deshalb sind wir da nicht gelandet. Wir haben beim Into The Valley-Festival 2015 Renaat Vandepapeliere von R&S kennengelernt und ihn dann immer wieder getroffen. Wir dachten: Wie kann ein solch grauhaariger Dude mit 60 noch so enthusiastisch raven und passioniert Musik lieben und leben? Vielleicht schickt uns das Universum ein Zeichen, dass wir zu R&S müssen. Zudem ist Belgien in der Mitte zwischen Stockholm und Barcelona. Alles passte somit perfekt.

Klingt nach vielen Vorteilen. Was sind die Nachteile eurer Zusammenarbeit?
Boman: Schwer zu sagen. Für mich war Talaboman eine große Offenbarung. Es war toll herauszufinden, dass ich mit jemandem zusammen besser bin als alleine. Ich bin es leid, allein im Studio zu sein. Seit ich meinen ersten Computer, ersten Sampler und die erste Drum Machine habe, bin ich allein. Egal wie weit du gekommen bist: Am meisten lernst du über dich selbst, wenn du dich vor jemand anderem, dem du vertraust, entblößt. Das ist die gute Seite. Die negative Seite ist der Mangel an Kontrolle. Wenn du allein arbeitest, bist du es gewohnt, alles zu kontrollieren. Bei Kooperationen streitest du deshalb auch zuweilen. Mich stört das nicht, denn die positiven Seiten überwiegen.


Video: Talaboman – Safe Changes

Talabot: Wenn du immer allein im Studio bist, öffnest du kreativ auch nicht immer alle Türen. Ist da aber jemand, mit dem du dich verbunden fühlst, passiert mehr. Zudem ist es manchmal wie eine Therapie, jemand anderem kreative Entscheidungen zu überlassen. Da geht es auch um Vertrauen. Talaboman symbolisiert für uns Vertrauen. Wenn wir gemeinsam auflegen, ist das auch so. Manchmal läuft es grandios. Dann nicht so und wir reden während des Sets darüber, was wir hätten nicht spielen sollen. Der eine sagt dann meist zum anderen: Mach dir keine Sorgen, ich spiele jetzt das oder das und dann ist alles gut! Das ist allein nicht möglich. Mit Axel zu produzieren und aufzulegen ist deshalb für mich eine Art von Therapie.
Boman: Ich vertraue John als Musiker absolut. Er hat ein tolles Ohr für Komposition und Drama in einem Track. Das ist etwas, mit dem ich immer kämpfe. Deshalb ist er für mich ein Segen, denn er kümmert sich um die Dinge, die mir nicht liegen. Ich kann mit einer verrückten Idee ankommen und John macht sie aufregend. So ergibt sich auch eine Leichtigkeit bei der Arbeit, die ich allein nicht immer habe.

Ihr habt ja auch schon mit anderen im Studio gearbeitet. War das da ähnlich?
Boman: Jeder ist anders. Und zwischen Leuten ist immer eine andere Chemie. Ich kenne geniale Produzenten, aber die sind nicht immer gut in der Kommunikation. Wenn du mit denen arbeitest und in der Produktion hängen bleibst, dann spielen sie beispielsweise einfach in zwei Sekunden eine Melodie ein und lösen den Knoten. Das kann genial sein. John und ich haben aber eine kommunikative Art der Zusammenarbeit und das mag ich eher.
Talabot: Zudem hört eine wirkliche Zusammenarbeit ja auch nicht im Studio auf. Wenn die Musik fertig ist, musst du dir Gedanken machen, wo und wie sie erscheint. Über die Jahre haben wir mit unseren Labels Studio Barnhus und Hivern Discs viele Erfahrungen damit gemacht, wie Musik veröffentlicht wird.

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