Was macht so eine enge Zusammenarbeit mit der Musik, die dabei entsteht? Ist sie tiefgründiger?
Boman: Wenn sich die Musik so anfühlt, dann haben wir ein nicht formuliertes Ziel erreicht. Eine gute Zusammenarbeit impft der Musik mehr Leben und Textur ein. Und wenn du live auf Synthesizern zusammen spielst, wirkt das noch mehr als am Computer.
Talabot: Wir haben alles ausprobiert, was wir uns in den vergangenen Jahren gekauft haben. Ich habe mir sogar Equipment gekauft, nur weil ich es unbedingt mit Axel ausprobieren wollte. Wir haben bestimmt 20 verschiedene Synthesizer benutzt. Die ersten Aufnahmen, bevor alles von uns und Matt Karmil gemixt wurde, waren sehr rau.
Wie geht ihr denn vor, wenn ihr euch in Barcelona oder Stockholm trefft? Schmeißt ihr eure Maschinen an und jammt?
Boman: Wenn wir im Studio sind, verlieren wir uns schnell. Als wären wir in einer Blase. Und wir haben uns auch nie nur einen Tag lang getroffen, meist eine Woche. Wir machen dann nichts anderes. In Barcelona versuche ich wegen der tollen Küche so viel wie möglich zu essen. Und ich will John immer zum Biertrinken überreden, aber darin ist er sehr schlecht. Ansonsten sind wir im Studio, frickeln stundenlang herum und machen hauptsächlich Fehler. Die speichern wir dann. Du kannst ja nie zurückgehen. Es ist eine Art von Jam. Aber nicht so, dass sich zwei Musiker in die Augen schauen und losspielen.
Talabot: Wenn wir eine Aufnahme anfingen, haben wir nie darüber nachgedacht, wie sie stilistisch ausfallen könnte. Manchmal haben wir 20 Minuten lang eine Melodie gespielt. Und manchmal haben wir andere Energien genutzt, um kreativ zu sein. Der Track „The Ghosts Hood“ heißt bei uns eigentlich „Hangover Power“, weil wir nach einem Clubabend verkatert ins Studio gegangen sind, damit wir die noch in uns federnde Energie der Party sowie die Traurigkeit und Glückseligkeit des Hangovers in Musik formen.
Demnach geht ihr ins Studio und sprecht nur noch in Sounds miteinander?
Boman: Fast. Wir treffen uns auch schon mal und John sagt: „Lass uns einen trancigen Track mit einer pumpenden Kick in 120 BPM machen!“ Ich sag dann gern Ja und wir machen das Gegenteil. Und das ist das Schöne an Kooperationen, in denen du mit einem offenen Konzept arbeitest: Du sagst nie Nein. Das ist ja auch die Hauptregel für Schauspieler, die improvisiert spielen: Sag nie Nein! Wenn du Nein sagst, gehst du nicht vorwärts. Du musst Ja sagen. Nach dem kreativen Prozess kommen dann die Stunden, in denen du diesen perfektionierst, um sechs fesselnde Minuten zu gestalten. Für den wissenschaftlichen Teil einer Zusammenarbeit musst du dich besonders gut verstehen – auch jenseits des Studios.
Talabot: Wenn von uns einer mal nicht sicher war, ob ihm das, was der andere gemacht hat, gefällt, haben wir einfach aufgehört und uns alles später noch mal angehört. Wir wollten die Kreativität durch so etwas nicht blockieren. Das Einzige, was wir uns wirklich vorgenommen haben, war, dass wir ein kleines, verrücktes, neues Universum in der Musik, in der wir uns bewegen, erschaffen.