Foto: Koury Angelo (Sampha)

Zuerst erschienen in Groove 162 (September/Oktober 2016).

In Kombination mit SBTRKT hat Sampha Sisay bereits hohe Wellen geschlagen und sich als kongeniales Konterfei mit engelsgleicher Gesangsstimme einen Namen gemacht. Jetzt erscheint sein beachtliches Solo-Debütalbum Process. Wenn er nicht gerade an stimmungsvollen Soulballaden bastelt, dann kramt er alte VHS-Kassetten hervor oder schwärmt für südamerikanische Tanzmusik.

Das Beste, was ich in letzter Zeit gemacht habe, war umzuziehen. Ich habe zuvor mit meiner Freundin in einer echt kleinen Wohnung gelebt. Nun gibt es viel mehr Platz, um mein Studio unterzukriegen. Willesden im Nordwesten Londons sind wir jedoch treu geblieben. Vielleicht gibt mir das jetzt auch noch mal einen Produktionsschub und ein paar Ideen zur Umsetzung der Liveshow zum Album, da mich meine Umgebung immer sehr beeinflusst.

Einen Tag ohne Internet verbringe ich mit dem Durchstöbern meiner iTunes-Bibliothek. Manchmal lese ich ein Buch oder besuche Freunde und Familie. Ein Training bietet sich auch an.

Luxus ist für mich eine heiße Dusche.

Meine liebste TV-Serie zur Zeit ist House Of Cards. Die bildgewaltige Umsetzung, die Inszenierung der Charaktere und das Level an Dramatik finde ich spannend. Die Darstellung auf dem Bildschirm gibt mir einen guten Ausgleich, denn in meinem Leben brauche ich diese Dramatik nicht unbedingt.

Eine neue Veröffentlichung, die mich begeistert, ist die „Church EP“ von Kelsey Lu. Sie ist eine Cellistin und hat eine großartige Stimme. Ich freue mich darauf, mehr von ihr zu hören, denn das jetzt war ihre erste Soloplatte.

Meine aktuelle Wiederentdeckung ist eine alte VHS von Hans und die Bohnenranke. Obwohl das ja ein Zeichentrickfilm für Kinder ist und ich den damals mit fünf Jahren geschaut habe, ist die Musik wirklich trippy und psychedelisch. Kein Wunder, dass ich damals so darauf abgefahren bin.

Eine Stadt, von der ich gerne einmal mehr als nur Flughafen, Hotel und Club sehen würde, ist Südamerika im Allgemeinen. Starten würde ich in Rio und von dort aus den Kontinent erkunden und die Musik erleben. Batucada zum Beispiel, eine dem Samba entlehnte Stilrichtung, die sich in purer Percussion ausdrückt. In New Orleans habe ich kürzlich beim Diggen einige spannende Batucada-Platten entdeckt. Die rhythmischen, perkussiven Elemente fand ich spannend.

Ein unbekannter Club, den jeder mal besucht haben sollte, ist The Waiting Room im Osten Londons. Kelsey Lu ist dort vor nicht allzu langer Zeit aufgetreten. Die Location besticht durch ihre
intime Atmosphäre und tollen Sound.

Einen total skurrilen Gig hatte ich im Rahmen meiner Liveshow mit SBTRKT. Als wir 2010 damit begonnen haben, gemeinsam live zu spielen, sind wir auch in Berlin im Badeschiff aufgetreten. Unser Publikum bestand aus circa fünf Leuten, denn es war Weltmeisterschaft und Deutschland spielte gegen Australien. Trotzdem war es ein schöner Abend und wir hatten eine Menge Spaß.

In meiner Tiefkühltruhe findet man immer Brokkoli. Ich nehme mir oft vor, grünes Gemüse zu essen, mache es dann meist aber doch nicht. Hummus ist auch oft da. Oder Kokosnusswasser.

Ich bereue heute, dass ich einen Vertrag beim Fitnesscenter abgeschlossen habe, aber nie hingehe. Was für eine Geldverschwendung.

Meine größte Angst ist, dass ich mein Gehör verlieren könnte.

Mein größter Traum ist, dass ich mich eines Tages gänzlich ausgeglichen fühle und dann eine spirituelle Erleuchtung erfahre.

Das Album Process von Sampha erscheint am 03. Februar bei Young Turks.

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