Habt ihr das Modularsystem benutzt, weil es euch fasziniert etwas aufzunehmen, was nicht rekonstruierbar ist? Auf jeden Fall ja ein Weg, um etwas Einzigartiges entstehen zu lassen.
Ring: Also ich finde, das man dieses Modularsystem-Thema auch überbewerten kann, indem man zum Beispiel sagt: „Ich will keine Presets benutzen, ich will was haben, das komplett einzigartig ist.“ Am Ende entsteht dann halt doch oft ein langweiliges Stück Musik. Es ist wichtig, wie Gernot sagt, in alle Richtungen zu blicken. Bei der Musik die man macht sollte man immer ne gewissen Ehrfurcht behalten, dass das irgendwer schon irgendwie bereits gemacht hat.
Bronsert: Wir hatten vor Jahren unser Studio im Haus des Reisens am Alexanderplatz und wir hatten einen Studionachbarn, einen ziemlich bekannten DJ, der hatte da ein unfassbar großes Modularsystem. Wir haben natürlich auch mit ihm abgehangen und er hat uns jedes mal die tollsten Kombinationen auf seinem Modularsystem gezeigt. Und dann hab ich ihn irgendwann mal gefragt, ob er schon was aufgenommen hat. Hat er nicht. Der ist eigentlich an diesem Modularding zerbrochen.
Was muss die Musik haben, damit ihr sie gerne hört?
Ring: Ganz klar einen emotionalen Impact, in irgendeiner Form. Das kann auch aggressive Musik sein. Früher hab ich auch mal gerne total harten Techno aufgelegt, aber der hatte halt auch eine Emotion.
Bronsert: Neulich hatte ich ein paar Freunde zu Besuch. Wir saßen so rum und dann meinte jemand „Hey mach mal Musik an“ und dann stand ich vor meinem Plattenregal und dachte „Was spiel ich denn jetzt hier?“ Ich hab eigentlich nur wenig Musik, die man nebenbei hören kann, die meiste beansprucht dich zu sehr und ist irgend so ein Nerd-Kram. Wobei es für mich letztes Jahr eine Platte gab, die wirklich ‘ne Listening-Platte ist positivsten Sinne ist, nämlich das Floating Points-Album. Das ist eine Platte, die anspruchsvoll ist, aber man kann dazu auch prima sein Zimmer aufräumen oder irgendetwas anderes machen. Aber auch Ami-Hip Hop, also ganz viel J Dilla, Timbaland und auch Swizz Beatz. Das ist eine Inspiration, die total wichtig ist. Die meiste Musik, die mich wirklich tief beeinflusst, ist Black Music – von Stevie Wonder und Prince bis zu neunziger Jahre-Hip Hop. Die meisten [aktuellen] Hip Hop-Produktionen wirken mir dagegen zu aufgeblasen.
Eine Frage zu euren Live-Shows: Wie geht ihr als Live-Künstler an so eine Show ran? Wie wichtig ist euch im Konzert das zu reproduzieren, was auf der Platte ist? Und wie wichtig ist euch eigentlich, dass das Publikum auch mitbekommt, wer was macht?
Ring: Ich glaube bei unserer ersten Live-Show da wurde noch alles mit einem Oldschool-Looper gespielt, den ich irgendwann programmiert hatte. Da gab es noch keine Sequenzerfunktion. Das war einfach nur komplett nach Loops sortiert, Gernot hat die gejamt und wir haben dann mehr oder weniger dazu gespielt. Das war also ziemlich live und man konnte halt immer selbst variieren. Zur zweiten Platte haben wir ein bisschen Handschellen bekommen, weil wir die Musik so stark mit den Visuals kombinieren wollten. Da war also relativ viel vorgegeben war. Jetzt beim dritten Album wollen wir wieder ein bisschen davon weg, um mehr improvisieren zu können.
Szary: Bei den Shows zum letzten Album hat es sich auf der Bühne angefühlt, als wenn du in einem Käfig bist. Du konntest zwar ein bisschen ausbrechen, aber du warst halt auch auf deinem Platz. Als wenn mit Kreide eine Linie gezogen wurde, die man nicht übertreten darf.
Ring: Dass das Publikum es nachvollziehen kann, ist sehr wichtig. Gerade in der elektronischen Musik ist es doch meist sehr abstrakt. Bei unserer neuen Show wollen wir, dass das Publikum auch wirklich mitkriegt, wer was wann macht, weil es ein wichtiger Teil der Live-Performance ist.
Bronsert: Es wird viel über Pads gehen. Szary ist voll analog, Sascha macht Gitarre, Gesang und Sythesizer und ich leite die ganze Sache mit der üblichen Peripherie.
Ihr wollt wieder mehr Improvisationsspielraum haben?
Bronsert: Ja, auf jeden Fall. Ich will hundert Prozent Spaß auf der Bühne haben, sonst geh ich nicht mehr auf Tour mit Moderat. Irgendwann entwickelte sich das bei uns in so eine Perfektionsrichtung und wir haben gemerkt, dass das uns nicht glücklich macht.