Mit Nils Frahm wagt sich Ólafur Arnalds allerdings nicht so weit vor. Höchstens der Track „M“ wuppt vorsichtig Richtung Club-Szenario. Zu Letzterem haben beide auch sehr unterschiedliche Bezüge: Während das Ex-Punk- und Metal-Kid Ólafur versucht bei jedem Festival, das Kiasmos spielen, so viele DJs und Produzenten wie möglich zu erleben, zieht es den einst fleißigen Clubgänger Nils nicht mehr so oft aus seinem Weddinger Studio. Zu oft ist er enttäuscht. Und ist es doch mal gut, will er meist sofort zurück ins Studio, um an einer neuen Idee zu arbeiten. Lieber werkelt er weiter am idealen Aufnahmeprozess herum. Nachdem schon sein vorletztes Album Spaces, auf das das Gratis-Download-Album Solo folgte, während einer Tournee auf der Bühne aufgenommen wurde, will er demnächst die Studio- und Live-Welt miteinander verbinden: „Ich muss irgendwann mal gucken, ob ich auch einen Raum finde, wo ich mal mit einer lauten Anlage proben kann. Anfangs habe ich noch mit dem Computer und ein paar Studioboxen an allem herum gefrickelt, aber gerade glaube ich vielmehr, dass es eher eine Live-Performance werden muss, die man einfach aufnimmt und dann noch etwas nach editiert. Dieses Hi-Hat-Spuren-Sortieren gefällt mir nicht. Da verliert man schnell den Überblick. Und ich bin auch nicht Amon Tobin. Der ist ein Kollagen-Mensch – und ich bin ein Performance-Mensch. Wir versuchen von Anfang an einen runden Kreis zu zeichnen, bis es eben klappt, anstatt diesen Kreis zu rendern und zu bauen.“

Nicht im Kreis, aber doch wie zwei Jäger um ein Hasenloch dreht man sich auf der gemeinsamen EP-Serie. Immer auf der Lauer nach glücklichen Überlagerungen, Ergänzungen und Subtraktionen. Sehr sparsam wird mit den Kontrastmöglichkeiten umgegangen. Es ist eine wohlige Anspannung. „Das war unser Angebot an uns selbst“, lässt Frahm zum Abschluss wissen, „mal zu gucken, was übrig bleibt, wenn man nicht überall noch etwas schön Melancholisches drüber packt. Ich bin ganz froh, dass wir das mal weggelassen haben. Die Leute werden sich zwar sicherlich darüber beschweren, aber da habe ich Ólafur wohl in mein Debakel mit hinein gezogen.“

Derzeit plant er eine Veröffentlichung seines alten Jazz-Trios Übertonmensch, welches seinen Anfang einst noch in Hamburg nahm und von ihm, Frederic Gmeiner und Sepp Singwald (Pupkulies & Rebecca) gebildet wird. Sie soll – Überraschung – natürlich auf einem alten, international angesehenen Techno-Label erscheinen.

 

Collaborative Works von Ólafur Arnalds & Nils Frahm ist auf Erased Tapes erschienen.

1
2
3
4
Vorheriger ArtikelRELEASES DER WOCHE Futter für die Plattentasche (KW 44)
Nächster ArtikelABLETON Push-Nachfolger und Live 9.5 angekündigt