Legst du auf einem großen Festival anders auf als in einem kleine Club?
Klar. Wenn ich auf dem unteren Floor vom Watergate spiele kann ich nicht als erstes ‘ne Truncate-Platte rausholen. Aber anders rum geht das überraschender Weise manchmal erstaunlich gut. Letztes Wochenende habe ich in Mailand vor 8000 Leuten gespielt, nach mir war Maceo Plex dran, dann Tale Of Us. Und das war fantastisch. Was ich da aufgelegt hab’, war viel feinstofflicher als die Nacht davor in einem Club in Rom vor 600 Leuten. Ich mag es oft auch sehr vor so großen Massen zu spielen. Da entsteht nochmal eine andere Form von Energie und vielleicht kenn’ ich die Clubatmosphäre auch einfach schon zu lange. Ich bin jetzt halt ‘ne Peaktime-Sau. Mathias Aguayo hat zu mir mal gesagt: ‚Ich bin zu alt für Underground.‘ – den Spruch liebe ich.
Was sind die besonderen Anforderungen an einen Peaktime-DJ?
Peaktime hat immer auch etwas mit Druck zu tun. All diese Silberrücken, die Alphatiere, die erste Garde der DJs, die unterscheiden sich vielleicht in ihrem Style, aber der Druck, den ihre Musik ausübt, verbindet sie. Auf großen Festivals ist Druck die erste Regel. Druck, der die Leute physisch herausfordert. Wenn du 8000 Leuten mit einer Jan Jelinek-Platte ankommst, dann haut das einfach nicht so hin. Obowhl ich letztens auch mal drüber nachgedacht habe, wie es wäre so eine EDM-Show mit Pyro, Torten, Hüpfburgen auf den dem Tisch rumspringen abzufeuern – allerdings zu einem feinstofflichen Raster Noton-Sound. Nein, für mich ist es spannend in so einem Peaktime-Slot zu sein und Druck aufzubauen ohne zu offensichtlich zu sein. Das ist eine Herausforderung für mich. Da kann ich dann meine Trojaner einfahren und zum Beispiel eine Closer Music-Platte zwischen Tracks von Planetary Assault System und Mike Dehnert platzieren. Im Club eine Dynamik hinzubekommen ist keine Kunst, aber vor ein paar tausend Leuten schon.
Erlebt man als Peaktime-DJ weniger schlechte Partys, weil das Publikum aus Fans besteht?
Hmhh, ich hatte schon länger keine richtig schlechte Party mehr. Manchmal fühlt man nicht so viel, da fährt man dann eher auf Autopilot, aber meistens ist es schon sehr gut. Als No Name hat man es vielleicht schwerer, da muss man die Crowd erstmal für sich gewinnen.
Lässt dich das bequemer werden?
Du, da habe ich keine Probleme mit. Ich habe 20 Jahre geliefert wie ein Pizzajunge, da kann ich jetzt auch mal bequem die Sache nach Hause bringen (lacht). Ich will als DJ die Leute pleasen, aber nach meinen Regeln. Und als Peaktime-DJ hat man es vielleicht etwas leichter die Regeln zu bestimmen.
Gibt es Tricks die du anwendest?
Das wichtigste ist für mich Dynamik. Wenns die ganze Zeit ballert sind irgendwann die Ohren dicht. Deshalb ist es mir wichtig zwischen laut und leise, zwischen dick und dünn zu wechseln. Und ich versuche einen Spannungsbogen aufzubauen und drei, vier Tracks im voraus zu überlegen, wie ich die Wirkung einer bestimmten Nummer am besten vorbereiten kann.