Einmal im Jahr rauchen in der Groove-Redaktion gewaltig die Köpfe: Welcher DJ, so die große Frage, soll unsere Heft-CD-Sommerausgabe mixen? In Frage kommen dafür natürlich nur Künstler, die sich in den vergangenen Monaten in die Herzen der Redakteure und der LeserInnen gespielt haben, und deren Sets gerade relevant und stilprägend sind. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren Roman Flügel und Moderat begeisternde Mix-CDs ablieferten, fiel unsere Wahl in diesem Jahr sehr schnell (und einstimmig) auf den Dystopian-Rotschopf Rødhåd. Denn mit seinen dunkel funkelnden und gleichzeitig melodischen Sets hat der Berliner sich zu einem der beliebtesten Techno-DJs weit über die Hauptstadt hinaus entwickelt. Wir haben Rødhåd über seinen Mix ausgefragt und streamen Ausschnitte der CD, die exklusiv dem neuen Groove-Heft beiliegt.
Mike, wie hast du die Stücke für den Mix ausgesucht? War dir von Anfang an klar, in welche Richtung du gehen möchtest?
Ja, mir war eigentlich von Anfang an klar, in was für eine musikalische Richtung ich gehen wollte. Von dem Moment an, als ihr mir die Anfrage geschickt habt, habe ich mir darüber Gedanken gemacht. Und hatte dann einen sehr inspirierenden Moment nach einem Fünf-Gig-Wochenende in den Alpen auf knapp 3.000 Meter Höhe, wo ich mit Alex.Do ein Back-to-back-Set gespielt hatte. Die Kulisse mit den Bergen vor und hinter mir, dieses Gefühl von Entrücktheit, Freiheit, totaler Leere im Kopf und gleichzeitig totaler Erfüllung kannte ich sonst nur aus den letzten Stunden eines langen Wochenendes im Berghain. Und genau dieses Gefühl, das Sich-treiben-lassen, einen Mix den man sowohl vor oder nach einer Party, im Wohnzimmer sowie im Auto hören kann, das wollte ich widerspiegeln.
Du warst ja [aus Lizensierungsgründen, d. Red.] auf zehn Tracks limitiert, war das im Gegensatz zu den Podcasts, die du bisher gemacht hast, und wo es so eine Einschränkung nicht gibt , eine große Herausforderung?
Ja, in der Tat war das eine sehr große Einschränkung und ich habe am Anfang damit wirklich etwas gehadert. Normalerweise spiele ich in der selben Zeit knapp doppelt so viele Tracks. Demzufolge bin ich auch bei meiner Tracksuche ganz anders herangegangen. Ich wollte Stücke, die eine Persönlichkeit besitzen. Da mir dieser Mix, übrigens meine erste Mix-CD ever, auch eine persönliche Herzensangelegenheit war. Ich habe bewusst viele befreundete Musiker angeschrieben und wollte möglichst unveröffentlichtes und neues Material, um auch zusätzlich dem Zuhörer ein spannendes Hörerlebnis zu liefern, ohne auf alte Hits oder Tool-Technotracks zurückgreifen zu müssen. Am Ende musste ich aber sehr ausdünnen, ich hatte einfach zu viele gute Stücke bekommen.
Wo und wie hast du den Mix aufgenommen?
Da ich momentan sehr viel am Reisen bin – und April und Mai fast meine vollsten Monate waren – ist dieser Mix hauptsächlich on the road entstanden. Ich habe mir viele Tracks während des Fliegens oder im Hotel angehört und das ganze Arrangement zusammengestellt. Der finale Mix erfolgte dann für mich auch erstmalig in Ableton, was bei der reduzierten Track-Auswahl aber durchaus Sinn machte. Den Mix habe ich dann in New York angefangen und in Detroit beendet, um ihn kurz vor Ultimo dann an euch senden zu können.
Woran arbeitest du gerade, beziehungsweise wie sieht deine Sommerplanung aus?
Viele tolle kleine und große Festivals sowie Clubgigs, auf die ich mich sehr freue. Danach nehme ich mir aber auch wieder etwas Auszeit, um mehr Zeit mit Produzieren zu verbringen. Viel Zeit hatte ich dazu gerade nicht, außer im Januar wo ich den Howling-Remix für „Signs“ in wochenlanger Studioarbeit angefertigt hatte. Mein erstes Release dieses Jahr auf Dystopian 014, die „Kinder der Ringwelt“, kommt jetzt auch im Juni raus. Einen Track davon könnt ihr auf dem Mix hören.
Stream: Groove CD 64 – Mixed By Rødhåd (Preview)
01. Rødhåd – Im Glanz des Mondes
02. Delano Smith – A Tale Of Two Cities (Efdemin Mix)
03. Magna Pia – Dhul
04. Armitage – Conform (feat. Shan)
05. Stone Edge – Edge Neun
06. Skee Mask – Larus Canus
07. JP Enfant – Dreaming Backwards
08. Recondite – Ley
09. Monoloc – Cupel
10. Howling – Signs (Rødhåd Mix)
Cover-Gestaltung: Room Division
Ab dem 23. Juni 2015 in der neuen Groove-Ausgabe am Kiosk oder versandkostenfrei in unserem Web-Shop!