Das neueste Album des Moritz von Oswald Trios wird der Jazzreferenz des Bandnamens erstmalig gerecht. Und verantwortlich dafür ist ein Wechsel auf dem Stuhl des Schlagzeugers. Dort sitzt jetzt an Stelle von Vladislav Delay der legendäre Tony Allen, seines Zeichens der Architekt von Fela Kutis Afro Beat-Sound in den Siebzigern und seitdem polyglotter Tausendsassa. Der repetitive Sound des Trios von Basic Channel-Pionier Moritz von Oswald ist dadurch deutlich lockerer geworden. Dritter im Bunde ist immer noch Max Loderbauer, ehemals Sun Electric, heute bekannt vor allem als musikalischer Partner von Ricardo Villalobos. Villalobos hat das vorliegende Album auch produziert. Improvisiert war die Musik des Trios immer schon. Auf Sounding Lines werden die Techno-artigen Strukturen der Tracks zunehmend stärker aufgebrochen. Der gut zehnminütige Opener erinnert noch stark an die strengen Vorgänger-Alben, dann wird der Groove deutlich lockerer. Tony Allen besprüht die Tracks mit Percussion-Fills wie ein hyperaktiver und dabei komplett tiefenentspannter Jazz-Drummer. Und auch die beiden Elektroniker lassen die Keyboard-Improvisationen freier fließen denn je. Ein Track klingt gar wie ein Outtake aus Miles Davis’ In A Silent Way-Sessions. Bei all der neuen Verspieltheit ist das Ganze selbstredend immer noch dicht und kompakt wie nichts, mit all dem Sinn für musikalischen Raum, den man von diesen drei Musikern erwartet.
Stream: Moritz von Oswald Trio – Sounding Lines 4