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DIVERSE Hardcore Traxx: Dance Mania Records 1986-1997 (Strut Records)

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Natürlich müffeln retrospektive Compilations immer so ein wenig nach Geldmacherei. Vielleicht mag der Eindruck auch täuschen, aber gefühlt ist der Markt seit Jahren überflutet mit diesen phonetischen Geschichtsschreibungen. Das Label Strut Records ist eine der wenigen positiven Ausnahmen. Angefangen bei den Raritäten und Pretiosen von Factory Records über Richard Sens UK-House-Aufklärung This Ain’t Chicago bis hin zum Metal Dance-Sammelsurium, das die Geschichte von Post-Punk, Industrial und EBM eindrucksvoll nachzieht, beschenken uns die Briten in regelmäßigen Abständen mit wahren Schätzen. Nach der Werkschau von Cajmere und Cajual Records erhält das House-Archiv mit Hardcore Traxx: Dance Mania Records 1986-1997 nun geschichtsträchtigen Zuwachs.

Zur Erinnerung: Als Disco Mitte der achtziger Jahre nur noch Asche war, stieg in Chicago ein Phönix empor, der mit Hilfe von Trax Records und D.J. International das Fliegen lernte. Damit aber der dritte Antrieb Dance Mania nicht vergessen wird, verteilen sich auf zwei CDs insgesamt 24 Tracks vom Label, das Jesse Saunders 1985 einst gründete. Und wie sollte es auch anders sein, scheppert hier mächtig der Klassikeralarm: Frühe Hits wie „The Original Video Clash“ von Lil’ Louis’, „House Nation“ von Housemaster Boyz aka Farley ‚Jackmaster’ Funk oder „7 Ways“ von Marshall Jefferson als Hercules verkörpern die erste Garde der Chicagoer Schmiede. Die Credibility für kompromisslose Club-Tracks und DJ-Tools wurde mit Victor Romeos „Love Will Find A Way“, den Acid-Scheiben von Robert Armani oder DJ Deeon stetig zum Pionierstatus ausgebaut. Zur zweiten Generation der neunziger Jahre, wenn man so will, zählt unter anderem auch das Kollektiv Traxmen. Ihre Hymne „Hit It Form Back“ steht nicht nur für den ohnehin rohen und ungeschliffeneren Klang des Labels, sondern leitete mit body-jackenden Lyrics die Ghetto-House-Phase ein. Der angesprochene Victor Romeo ist gleich mehrmals vertreten. Kein Wunder, denn sowohl sein Alter Ego Rhythm II Rhythm als auch mit bürgerlichen Namen, Parris Mitchell, war er für Genre-Klassiker verantwortlich, wie etwa „Ghetto Shout Out“ mit der Billie-Jean-Bassline. Und auch ein paar Raritäten dürfen nicht fehlen, so bekommt etwa der unterschätzte Jammin The House Gerald auf Hardcore Traxx: Dance Mania Records 1986-1997 ebenso eine Bühne wie die unbekannteren Tim Harper oder Top Cat. Kurz: Die Geschichtsstunde der etwas geileren Art. Für alle Freunde von Acid, Oldschool House und Proto-Footwork-Ideen ein absolutes Muss. Move Your Body!

 


Stream: Paul JohnsonFeel My M.F. Bass

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