Text: Gregor Wildermann | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Es reicht ein kurzer Blick auf die Diskographie von Carl Craig und es wird deutlich, dass er nicht der Mann für das Albumformat ist. Seine Remixe und ganz bestimmte einzelne Tracks verlassen selten den DJ-Koffer und dieses Album aus dem Jahr 1997 hat mit „At Les“ immerhin einen dieser Tracks, die man immer wieder hört und sich fragt, warum ein übergroßer Lautsprecher diese Musik nicht in den besten Momenten des eigenen Lebens als Soundtrack einspielt. Was ist am Ende das Geheimnis? Vielleicht die Tatsache, dass Carl Craig Bandmusik mit den Mitteln des Techno macht. Deswegen der Begriff Techno-Jazz, den auch Underground Resistance auf ihre Fahnen schreiben. Carl Craig programmiert Pattern, die wie live gespielt klingen und trotzdem diese hypnotische Wirkung der ewigen Wiederholung beherrschen. Die Tracks haben Dramatik, brauchen Raum, verweigern sich der Gesichtslosigkeit. Und gerade deshalb kann daraus auch ein bemerkenswertes Album entstehen. Craig sagte selbst dazu: „Everything on this record I just love to death. This is my ultimate album.” Selbstvertrauen hat einem Künstler noch nie geschadet.
Stream: Carl Craig – At Les