Text: Gregor Wildermann | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Gibt es so etwas wie dreidimensionale Musik? Musik, die Räume öffnet und bei der man selbst beinahe körperlich durch ein Portal schreitet und dann eine neue Welt betritt? Vielleicht ist es nur eine persönliche Erfahrung und sonst würde ich liebend gerne diese Beschreibung allein wegen ihrer Dauerverwendung eher meiden. Aber für mich war und ist Amber solch ein Ticket in eine andere Welt, die noch nicht einmal besser sein muss. Rob Brown und Sean Booth gründeten Autechre 1987 in Rochdale bei Manchester und ihr erstes Album Incunabula war in erster Linie eine Art Compilation von älterem Material. Amber vom November 1994 wirkt dagegen vollkommen homogen und hätte in seinen knapp 75 Minuten Laufzeit auch jede Pause vermeiden können. Die Tracks klingen mal kristallklar und trotzdem schmutzig, melancholisch und optimistisch zugleich, mal wie Fragen und dann wieder wie Antworten, auf die man schon lange gewartet hat. Amber ist digitale Sehnsucht und auch das Coverfoto von Nick Meers mit einer Landschaft aus Kappadokien (Türkei) versetzt mich bis heute gedanklich sofort in eine andere Welt. Musik für Reisen, Tracks für die Ewigkeit.
Stream: Autechre – Foil