Text: Thilo Schneider | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Von 1992 bis 1994 gab es auf dem damals noch recht jungen Sheffielder Label Warp eine Reihe von Veröffentlichungen, die auf den etwas prätentiös anmutenden Namen „Artificial Intelligence“ hörte: elektronische Wohnzimmer-Musik ohne Tanz-Imperativ, produziert von Leuten wie Aphex Twin, Richie Hawtin oder Speedy J. Was uns heute als selbstverständlich erscheint, war im Rave-Taumel der frühen Neunziger tatsächlich ein Novum. Kaum ein anderes Album brachte die optimistische Aufbruchstimmung dieser Zeit besser auf den Punkt als Black Dog Productions Bytes. Es ist eine Zusammenstellung von Tracks, die das Sheffielder Trio (Ed Handley, Andy Turner und Ken Downie) in unterschiedlichen Konstellationen eingespielt hat. Das Album birst geradezu vor kreativem Übermut: Komplexe Rhythmuspattern werden von fast schon kitschigen Melodien und rasanter Percussion begleitet, geerdet durch an Detroit Techno geschulte Flächen. Bytes klingt in seiner lebensbejahenden Verschrobenheit wie die Science-Fiction-Version einer geheimnisvollen keltischen Kult-Musik. Und war damit (unerreichte) Matrix für viele Künstler, die sich danach an abstrakter Electronik abarbeiteten sollten.
Stream: Plaid – Object Orient