In den Neunzigern gehörte DJ Hell zu den maßgeblichen deutschen DJs. Er repräsentierte die Münchner Clubszene wie Sven Väth die Frankfurter. Nach der Jahrtausendwende gab er mit seinem Label International Deejay Gigolo dem explodierenden Electroclash-Sound von Fischerspooner oder Miss Kittin & The Hacker eine Plattform. Danach isolierte sich Hell nicht nur stilistisch, sondern auch sozial. Innerhalb der nachfolgenden stilistischen Entwicklungen positionierte er sich kaum noch. So massenhaft wie er neue Künstler für sein Label rekrutierte, so schnell trennte er sich auch wieder von ihnen. Trotzdem gelingt es ihm bis heute zu überraschen: Auf seinem 2009er Album Teufelswerk etwa verband er Krautrock mit einem Neunziger-Techno-Revival. Kern ist eine Mix-CD-Reihe des Tresor. Sie will alte und neue Dance-Tracks miteinander verbinden. Hell spielt Klassiker von Robert Hood oder Inner City, Unbekanntes von Code 6 oder Halogon und Aktuelles von DJ Yoav B. oder Recondite. Er mixt die Nummern zu einem mitreißenden, frenetischen Gedonner. Jeder einzelne Track soll den größtmöglichen Knall erzeugen. Ein durchgängiger hypnotischer Flow ist nicht gewollt. So entsteht Raum für Brüche: Das große Spektrum reicht von manischem Acid von N.Y. Connection oder Steve Poindexter über Tribal Sounds von No Smoke oder Sub Culture zu Proto Trance von Major Problems und Shivers sowie Industrial-Pop von The Horrorist.
Stream: Various – Kern Vol.2 (mixed by DJ Hell) – Previews