burger
burger
burger

Meine Stadt: Loco Dice über Düsseldorf

- Advertisement -
- Advertisement -

Erstmals erschienen in Groove 141 (März/April 2013)

„Eines vorweg: Ich liebe Düsseldorf, und alle die sagen, es wäre eine Schickimicki-Stadt, waren noch nie hier. Guti ist hierhergezogen und schätzt die Stadt über alles. Was für Produzenten und DJs nicht leicht ist, denn Plattenläden sind Mangelware. Das Voices oder Flipside sind zu. Ich kaufe heute bei Discogs, digital bei Beatport oder wenn ich in Detroit, Amsterdam oder London bin. Am meisten fehlt mir der Plattenladen als sozialer Ort. Bei Flipside hast du Oliver Bondzio, DJ Massimo, Ramon Zenker und junge Nachwuchs-DJs getroffen, und man hat sich gegenseitig inspiriert. Das ist eigentlich schon alles, was mich an Düsseldorf stört.

Ich bin im Stadtteil Flingern aufgewachsen. Das war früher ein raues Pflaster. Heute kann man hier nett abhängen. Auf der Ackerstraße gibt es Kaffees, Restaurants und Geschäfte. Mit meinen Freunden gehe ich gern ins Loretto-Viertel in Unterbilk. Da ist es an Sommerabenden wunderschön. Als Guti nach Düsseldorf gezogen ist, habe ich ihm erst mal die Immermannstraße mit all den japanischen Shops gezeigt, denn hier wohnt die drittgrößte japanische Community in Europa. Dann ging es in die Altstadt und als ich ihm noch unser „Beverly Hills Bel Air“ auf der anderen Rheinseite in Oberkassel gezeigt habe, war er total geflasht von der Vielfalt auf so kleiner Fläche. Das ist Düsseldorf. Hier ist alles nah: Du bist in 15 Minuten am Flughafen oder in deinem Lieblingsrestaurant.

 

„Klar, hier gibt es auch Snobs, aber die sind auch cool auf ihre Art. Eine Schickmicki-Stadt ist Düsseldorf deshalb nicht.“

 

Zum Essen gehe ich gerne ins Na Ni Wa oder Takumi Kitchen. Da gibt es leckeres Sushi und original japanische Suppen. Und zum Italiener Casa Mattoni – da ist alles altmodisch wie in einem Sopranos-Set. Das Publikum ist gemischt. Du triffst Anzugträger mit Rolex, aber auch Normalos. Diesen Mischmasch liebe ich hier. Und die rheinische Natur. Der Düsseldorfer ist stets offen und herzlich. Klar, hier gibt es auch Snobs, aber die sind auch cool auf ihre Art. Eine Schickmicki-Stadt ist Düsseldorf deshalb nicht.

Ich habe in New York, Ibiza und Rotterdam gewohnt: Alles toll, aber hier ist die Lebensqualität perfekt. Nur eins fehlt: ein Club! Für Drinks gibt es tolle Bars wie das Anaconda, Bar Alexander oder das Ellington. Doch die Clubs haben sich demontiert. Es gab eine Harpune und ein 3001, aber das ist eine Weile her. Hoffentlich entsteht bald was neues. Wenn du einen ungewöhnlichen DJ hören willst, musst du in den Salon Des Amateurs. Ich mach da auch regelmäßig eine Desolat-Party. Im Sommer gibt es noch die Kiesgrube in Neuss mit internationalem Booking von Richie Hawtin bis Seth Troxler. Die ist zwar in Neuss, aber für uns Düsseldorfer ist das eh Düsseldorf. Und das Open Source Festival, dann spielt auch mal ein Theo Parrish hier. Aber dass es keine Clubs gibt, ist für mich kein Grund, nach Berlin oder London zu ziehen. Der Düsseldorfer holt sich Inspiration, wenn er reist. Ein Wochenende in Amsterdam, eins in London – dann will ich in meiner Stadt wieder meine Ruhe haben.“

Die Jubiläums-Compilation 5 Years Desolat inklusive einem Mix von Loco Dice ist bei Desolat erschienen.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.