Hinter dem Alias Secret Circuit verbirgt sich mit Eddie Ruscha ein recht illustres Mitglied der amerikanischen Westcoast-Art-Society. Der als Edward Joseph Ruscha V geborene Sohn des Pop-Art-Malers Ed Ruscha ist seit über 20 Jahren als Musiker aktiv. Mit Noise-Rock-Bands wie Medicine und Maids Of Gravity wurden Shoegaze-Werke aufgenommen und der Großraum L.A. bespielt. Infolge seiner intensiven Beschäftigung mit analogen Synthesizern, Drum Machines und Effektgeräten verlagerte sich Ruschas Fokus hin zu einem experimentellen und psychedelischen Dubverständnis, dem er in Formationen wie Future Pigeon nachgeht. Zuletzt erregten Kollaborationen mit Thomas Bullock als Duo, sowie zusammen mit DJ Harvey, dem Haunted Graffiti-Mitglied Tim Koh und Miho Hatori (Ex-Cibo Matto) einiges an Aufsehen: Mit dem Laughing Light Of Plenty-Album haben sie eines der begehrtesten Collector’s Items der Gegenwart veröffentlicht; wie das Food Of The Gods-Material auf Whatever We Want veröffentlicht, aber im Gegensatz dazu eigentlich so gut wie gar nicht erschienen (der Legende nach ist die LP für eine knappe Stunde bei Juno erhältlich gewesen).
Nach einem Album für Emotional Response, drei exklusiv auf MC erschienenen Albumproduktionen sowie je einer Maxi für Internasjonal Spesial und Beats In Space veröffentlicht Tim Sweeneys Label nun auch Ruschas jüngste Produktionen und geht mit diesem ersten Album auf Beats In Space einen Schritt weiter in Richtung Künstlerlabel. Obwohl manches auf Tactile Galactics nur angerissen erscheint, „Sync Or Swim“ etwa hätte auch als Intro eines ausgedehnten Tracks dienen können, entfaltet das überwiegend im Housemetrum gehaltene Album eine fesselnde Dramaturgie, die allerdings weniger ausgedacht als erspürt wirkt und damit einen ganz eigenen Sog erzeugt: Eröffnet vom strahlend schwebenden „Higher Heights“, gleitet es auf breiter Sohle mit den Basswellen von „Escargot“ einem ersten Höhepunkt, dem bereits bekannten „Nebula Sphynx“, gefolgt von der neuen Singleauskopplung „Afterlife“ entgegen. Auf Centerpieces wie diesem oder „Words In Transit“ bleiben dann auch Spuren von Acid und eigene Vocals nicht außen vor, übernehmen aber keine dominante Rolle, sondern sorgen für stimmige Akzente und dezente Songstrukturen. Rätselhaft bleibt die Lässigkeit, mit der Ruscha hier eine deepe Cosmic-Perspektive entwickelt, die jederzeit erstaunlich inspiriert wirkt, aber nie aus dem Ruder läuft. Ein von der ersten bis zur letzten Sekunde einnehmendes Artistalbum eines Ausnahmekünstlers, konsequenterweise auch als Doppel-LP verfügbar.
Stream: Secret Circuit – Afterlife