Nachdem er mit der EP „Diversions 1994-1996“ seine Jungle-Mixtapes aus den Neunzigern zu abstrakten Ambientskizzen recycelt hat, legt der Londoner Produzent Lee Gamble jetzt auf PAN ein Album nach, das in seiner scheinbar naiven Entdeckungsfreude wie eine kräftige Ohrenspülung daherkommt. Gambles Werdegang vom Jungle-DJ zum experimentellen Computermusiker, der sich neuerdings intuitiverer, mithin weniger akademischer Herangehensweisen bedient, kann man auf Dutch Tvashar Plumes zwar nicht direkt nachvollziehen, vom Resultat her aber einigermaßen gut erschließen. In seinen zwischen knapp zwei und sechs Minuten langen Studien oder Improvisationen eignet Gamble sich Techno aus einer genrefernen Perspektive an, die zugleich eine ausgebildete Haltung erkennen lässt. Tracks werden bei ihm schon mal auf Rudimente wie eine Bassdrum und einen geloopten Melodiefetzen reduziert, so als ginge es Gamble mehr um das Nachdenken über die Bedingungen von Techno als um das Geschehen im Club. Doch bei diesen lauten Überlegungen hört man ihm allemal gerne zu, denn seine Ideen sind weder blutleer noch völlig desinteressiert am Körper. Bei Gamble wird man heftig affiziert, allerdings nie mit den vertrauten Mitteln.
Stream: Lee Gamble – Dutch Tvashar Plumes (Previews)