Im vergangenen Jahrzehnt wurde die Clubmusik mehr in den europäischen Metropolen weiterentwickelt als in den innerstädtischen Ghettos der US-amerikanischen Großstädte, in denen sie einst erfunden wurde. Eine der wenigen spannenden neuen Entwicklungen aus diesen Kontexten ist Footwork aus Chicago. Vibrierende Bass-Salven werden von sparsamen Stakkato-Grooves aufgefangen. Bei dem entsprechenden Tanz steppt man irrwitzig schnellen Beats wie eine Marionette im Schnellvorlauf hinterher. Da Mind Of Traxman ist eines der besten Alben dieser Szene. Als einer der wenigen Footwork-Produzenten war Traxman schon in den neunziger Jahren in der House-Szene aktiv, veröffentlichte bereits auf dem stilbildenden House-Label DJ International. Traxman baut in die ratternden Groove Samples aus Soul, Disco und Hip-Hop ein, was seine Schnipsel-Ästhetik nur umso drastischer klingen lässt. Die achtzehn kurzen Tracks sind irrwitzig, aber doch anschlussfähig: In ihrer Brutalität erinnern die Tracks an brasilianischen Baile Funk, in den abgehackten Grooves an den Breakcore eines Kid606. Die Schreibmaschinen-Grooves lassen an die Londoner Breakbeat-Szene der frühen Neunziger mit Acts wie Shut Up & Dance denken. Da Mind Of Traxman lässt eine Zeit wiederaufleben, in der im Ghetto Musik mit Avantgardequalitäten produziert wurde. Auf den hiesigen Dancefloors kann man sich diese Musik nicht vorstellen. Als Inspiration ist sie aber unverzichtbar.
Stream: Traxman – Da Mind Of Traxman (Preview)