Auch wenn er der Clubwelt wohl bisher am ehesten durch seine quirlige Pianoadaption von Derrick Mays Überklassiker „Strings Of Life“ aufgefallen ist: Francesco Tristano ist weit mehr als ein Technoschlager klimperndes Kuriosum, sondern ein echtes Wunderkind am Pianistenhimmel und musikalischer Grenzgänger vor dem Herrn – Bilderbuchkarriere als virtuoser klassischer Pianist und diverse musikalische Genreausflüge inklusive. Da passt hervorragend, dass sein aktuelles Album Not For Piano auf Agorias nicht weniger originellem Label Infiné Music erscheint, das bisher durch einige wenige, aber durchaus tolle Veröffentlichungen aufgefallen ist. Produziert von Murcof, bietet Tristanos Album bezaubernde Eigenkompositionen, die vom eingängigen „The Melody“ bis zu melancholisch verträumter Pianodramatik („Barcelona Trist“) reichen. Es finden sich aber auch zwei weitere kongeniale Interpretationen zeitgenössischer Clubklassiker: Jeff Mills’ „The Bells“ und „Andover“, eine wirklich großartige Adaption von Autechres „Overand“. Das mag konzeptionell durchaus an Maxence Cyrins schöne, aber etwas unbeherzte Modern Rhapsodies erinnern, die angesichts Tristanos Vielschichtigkeit und Multidimensionalität aber nur noch uninspiriert und nichtig erscheinen. Tristano ist eine absolute Ausnahmeerscheinung in der zeitgenössischen Musik, und nichts weniger als das ist auch dieses Album.
FRANCESCO TRISTANO Not For Piano (Infiné)
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