Zuerst erschienen in Groove 168 (September/Oktober 2017). Fotos: Simon Vorhammer

Der Blitz Club in München ist so etwas wie ein Konzertsaal für Tanzmusik und die Anlage ist sein Star. Monatelang wurde hier, auf der Museumsinsel, der Raum auf das Akustik-Erlebnis hin optimiert – mithilfe von Akustikern, Architekten und Schreinern. Doch der audiophile Aufwand dient letztlich nur einem Ziel, so Mitgründer David Muallem: „gemeinsam zu tanzen.“

Die Geschichte beginnt mit einem Bluff. Ohne den würden David Muallem und Branimir Peco, den in München alle Brane nennen, jetzt nicht zum Interview an der Isar sitzen, noch übernächtigt von der langen Freitagnacht und auch schon wieder etwas aufgekratzt, denn der Samstagabend bricht gerade an. Auf dem türkis gestrichenen Biertisch stehen zwei Maracujaschorlen und ein Effektgerät, das auf dem Rider von Carl Craig gelistet ist, den unter der Woche niemand genau gelesen hat, und deshalb musste Muallem sich durch den Münchner Samstagsstau kämpfen und es im Laden besorgen. Irgendwie, sagt Brane, hätten sie jetzt schon seit drei Monaten jeden Abend Eröffnungsabend.

Es ist ja auch nicht irgendein Club, den sie da aufgemacht haben. Das war spätestens am ersten Eröffnungsabend am 22. April klar. Der ging in die Münchner Clubgeschichte ein. Der Andrang war so groß, dass schon nach einer Stunde 30 Polizisten anrücken mussten, um die Straße vor dem Club abzusperren, damit nicht noch mehr Menschen zu dem Laden strömen, in den sie längst keinen mehr reinließen. Mittlerweile bauen sie abends Absperrgitter vor der Tür auf. Sicher ist sicher.

Dass die Neugier so groß war, hing im Wesentlichen mit drei Faktoren zusammen (die Freigetränke jetzt mal außen vor gelassen). Einerseits ist da die Location. Das Blitz befindet sich mitten in der Stadt, auf der Museumsinsel, umspült von der Isar, im Deutschen Museum. Mehr München geht nicht. Dann ist da die Crew. David Muallem, DJ und Produzent, spielt regelmäßig in der Panorama Bar und war zuvor beim Bob Beaman Kreativdirektor, Resident und Seele des Clubs. Brane wiederum war in der Registratur und im Kong-Club für das Programm verantwortlich.

David Muallem mit Sound-Engineer Laurin Schaffhausen
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Robert Lorenz, Jisho Lang and Sandra Forster, die sich um das Gastronomische kümmern, waren ebenfalls im Kong und betreiben noch das Charlie, wo auch Brane noch tätig ist. Ein Szenepolitikum war die Sache mit den Residents. Als Muallem das Bob Beaman verließ, folgten ihm die Stamm-DJs Sascha Sibler, Roland Appel und Leo Küchler. Auch die Zenker-Brüder, die vormals öfters im Mixed Munich Arts auflegten, sind jetzt im Blitz-Residents.

Man übertreibt nicht, wenn man sagt, dass sich hier eine Supergroup des Münchner Nachtlebens zusammengefunden hat. Doch der eigentliche Star, das ist ohne Zweifel: die Anlage. Denn der ganze Club ist gewissermaßen um sie herum gebaut. Den haben Muallem mit dem Sound-Engineer Laurin Schafhausen, den Architekten von Studio Knack und Simon Vorhammer sowie dem Akustiker Christian Becker gemeinsam entwickelt. Und da kam der Bluff ins Spiel. Als er mit Laurin die Idee für den Sound fertig hatte, erzählt Muallem, sei er zum Rest der Crew. Die Idee: „Wir übertreiben total, denken uns eine 120-prozentige Lösung aus und wenn die dann die Hälfte ablehnen, dann ist der Sound immer noch der Wahnsinn.“ So weit der Plan.

Doch es kam anders. „Das Meeting werde ich nie vergessen“, erzählt Muallem. „Die saßen einfach da und meinten: ‚Ok, klar, machen wir so.‘“ Brane: „Das wurde dann sogar noch viel wilder. Denn ein Partner ist gelernter Schreiner, der kam dann mit der Idee, die Wände zu fräsen.“

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