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Metronomy

Zurück ins Schlafzimmer

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Foto: Presse/Because Music (Metronomy)

Zuerst erschienen in Groove 161 (Juli/August 2016).

Ihr letztes Album Love Letters machte Metronomy vor zwei Jahren endgültig zu einer er folgreichen Popband. Mit seinem neuen Album Summer 08 kehrt Joseph Mount, der Kopf der Gruppe, zu seinen Wurzeln als Schlafzimmer-Produzent zurück. Ein guter Anlass also, um gemeinsam mit dem Berliner Musiker und Metronomy-Fan Henrik Schwarz ein paar Fragen zu stellen.

 


 

Das letzte Metronomy-Album wurde mit einem Bandfoto angekündigt. Dieses Mal gibt es nur Porträts von dir zu sehen. Ist das ein Zufall?
Nein, das hat natürlich seinen Grund. Im Studio ist Metronomy immer ein Soloprojekt von mir und wenn wir auf Tour gehen, sind wir eine Band. Mit dem neuen Album habe ich – anders als sonst – erst mal gar nicht vor, zu touren. Da ist es nur konsequent, wenn es nur ein Foto von mir zu sehen gibt. Ich hab neulich eine Biografie wiederentdeckt, die ich selbst zu meinem zweiten Album vor acht Jahren geschrieben habe. Und was ich damals geschrieben habe, stimmt auch heute noch: Metronomy, das bin ich, und Metronomy ist eine Band. Und beides ist gleich wichtig. So kann ich einfach am besten arbeiten. Um ehrlich zu sein: Ich bin nicht gut darin, mit anderen Leuten im Studio Musik zu machen. Ich denke dann entweder: „Wann gehen die wieder?“ oder aber ich habe das Gefühl ihre Zeit zu verschwenden, weil ich dasitze und nur prokrastiniere.

In dieser Situation befinde ich mich gerade. Ich schreibe Songs und lade dann alle möglichen Musiker zu mir ins Studio ein, um einzelne Parts einzuspielen. Und wenn sie da sind, kommen mir manchmal Zweifel. Hat sich dieses Gefühl, lieber alleine Musik zu machen, erst entwickelt oder ging es dir schon immer so?
Das war eigentlich schon immer so. Ich bin ein typischer Schlafzimmer-Produzent und musste erst mal lernen, die Musiksoftware oder das Keyboard zu benutzen. Musikmachen war also von Anfang an eine ziemlich isolierte Angelegenheit für mich.

Hast du dich darüber mal mit Musikern wie James Murphy oder Dan Snaith unterhalten, die mit ihren Bands LCD Soundsystem oder Caribou ganz ähnlich arbeiten?
Nein. Aber als ich als Teenager anfangen wollte, Musik zu machen, waren Schlafzimmer-Produzenten wie DJ Shadow oder Aphex Twin meine Vorbilder und nicht Bands. Mir war es immer wichtig, die Kontrolle über meine Musik zu behalten. Auf der anderen Seite bin ich aber überzeugt, dass, wenn man nur die richtigen Leute findet, man zusammen etwas schaffen kann, das vielleicht größer ist als die Summe der einzelnen Teile. Als ich anfing, habe ich auch noch gar nicht gesungen. Das hat sich dann erst mit der Zeit ergeben. Henrik, singst du eigentlich?

Ja, aber das hat sich auch über Jahre entwickelt. Anfangs war es nur ein kleiner Hook, den ich eingesungen habe. Aber das Album, an dem ich jetzt arbeite, ist ein komplettes Vocal-Album. Es ist nicht unbedingt so, dass ich genügend Selbstvertrauen habe. Aber erst jetzt habe ich das Gefühl, verrückt genug zu sein, um selbst zu singen.
Lustig, so ging mir das auch. Als Teenager hab ich in Bands gespielt, aber da hat immer jemand anderes gesungen. Und als ich dann anfing Musik zu produzieren, war das erst mal elektronische Instrumentalmusik. Erst als ich begonnen habe, Remixe von Vocaltracks zu machen, bin ich auf die Idee gekommen, selbst zu singen. Aber bei mir geht es andersherum als bei dir. Ich hätte jetzt Lust, mal wieder ein Instrumentalalbum zu machen, nur um zu sehen, ob ich das überhaupt noch kann (lacht).

Dein neues Album Summer 08 ist ganz anders entstanden als der sehr er folgreiche Vorgänger Love Letters. Warum?
Bei Love Letters wollte ich einfach mal herausfinden, wie es ist, in einem dieser großen analogen Musikstudios aufzunehmen. Das war toll, aber jetzt hab ich diese Erfahrung gemacht und wollte wieder zurück zu einem einfacheren Setup. Ich wollte ganz entspannt ins Studio gehen, ohne vorher groß darüber nachzudenken, und dann schauen, was dabei herauskommt. Das hat auch damit zu tun, dass ich jetzt zwei kleine Kinder hab. Und mit kleinen Kindern hat man praktisch keine Zeit mehr. Ich hab mich also für zwei Wochen in ein Studio gesperrt und das neue Album in seinen Grundzügen aufgenommen.

Ich habe selber Kinder und die Erfahrung gemacht, dass man sich einfach anders organisieren muss, wenn man weiterhin Musik machen will. Ich nehme mir jetzt zum Beispiel regelmäßig Auszeiten, in denen ich nicht auf Tour gehe – etwas, dass ich, bevor ich Kinder hatte, nie gemacht habe. Man muss sich Zeit freischaufeln, um sich auf die Musik fokussieren zu können.
Das ist tatsächlich etwas, das ich erst durch meine Kinder gelernt habe. Ich kann mich jetzt viel besser fokussieren, einfach weil ich muss. Geht es dir auch wie mir, dass deine Kinder dich davor gerettet haben, ein Workaholic zu werden? (lacht) Ja, in der Tat. Vorher ging es nur um mich. Und wenn man anfängt, Musik zu machen, ist es ein reines Vergnügen. Mit den ersten Erfolgen wird
es dann zunehmend eine Mischung aus Spaß, Erwartungen und Arbeit – und wenn man eine Band hat auch Verantwortung. Seitdem ich Kinder habe, ist es wieder wie zu Beginn: Man vergisst all die anderen Sachen und hat vor allem Spaß, Musik zu machen. So geht es mir zumindest und ich finde, so klingt auch das neue Album. Deshalb heißt es auch Summer 08. Das war der letzte Sommer, bevor es mit Metronomy richtig losging und wir eigentlich ständig auf Tour waren.

Wie wichtig ist dir Dancemusik heute überhaupt noch?
Nicht so wichtig, wie es früher mal war, Anfang der neunziger Jahre, als ich in Brighton lebte und zu DJs wie Andrew Weatherall getanzt habe und auch Sachen wie Drexciya oder Fischerspooner hörte. Ich hab dann ja auch selbst angefangen aufzulegen. Heute sehe ich Dance Music aus einer anderen Perspektive. Ich habe das Gefühl, dass auch avancierte Dance Music Pop sein kann, wenn der Song nur gut genug ist…

Das ist sehr wahr!
…und mich interessiert Pop einfach. Mir ist es wichtig, dass bei unseren Konzerten junge Leute in den ersten Reihen stehen und die Songs mitsingen können. Aber ich mag es auch, wenn die Leute dazu tanzen.

Warum willst du dann mit dem neuen Album nicht auf Tour gehen?
Wir haben beim letzten Album so viele Konzerte gespielt, dass es schon Leute gab, die sich beschwert haben, dass es kaum ein Festival gibt, auf dem wir nicht spielen. Ich wollte einfach eine Pause und mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Aber das heißt nicht, dass wir die Songs des Albums nicht live
spielen werden. Vielleicht passiert das nur erst in einem Jahr.

Wie schaffst du es eigentlich, so produktiv zu sein? Im Schnitt veröffentlichst du alle zwei Jahre ein neues Album.
Tatsächlich habe ich Angst davor, nicht produktiv zu sein. Nick [McCarthy] von der Band Franz Ferdinand ist ein guter Freund von mir und er beklagt sich darüber, dass sie in 15 Jahren nur vier Alben aufgenommen haben. Mir ist es wichtig, Musik zu machen und sie zu veröffentlichen. Ich möchte einen Backkatalog haben. Ich habe das Gefühl, dass heute zu stark der Fokus darauf liegt, live zu spielen. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass Konzerte meistens die Haupteinnahmequelle von Musikern geworden sind. Aber bei all den Konzerten sollte man nicht vergessen, wie wichtig auch eine gute Platte ist.

Lustig, und ich habe das Gefühl, dass DJen über wertet ist.
Nun, das kommt wohl darauf an, von welcher Perspektive man auf die Dinge schaut (lacht).

Das Album Summer 08 von Metronomy ist bei Because Music erschienen.

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