Mitten in die Vorbereitungen der Feiern zum 50. Geburtstag von Westbam platzte am Wochenende die Nachricht, dass der Mentor und langjährige Manager des DJs, William Röttger, einem Krebsleiden erlegen ist. In die deutsche Techno-Geschichte ist Röttger als umtriebiger Netzwerker eingegangen, der hinter den Kulissen des in den neunziger Jahren allgegenwärtigen Triumvirats aus Mayday, Love Parade und der Plattenfirma Low Spirit die Fäden zog.
Im Zentrum von Röttgers Wirken stand dabei seine enge Beziehung zu Maximilian Lenz (Westbam) und dessen Bruder Fabian (DJ Dick). Röttger war in den siebziger Jahren wissenschaftlicher Assistent beim Vater der Lenz-Brüder, der an der Pädagogischen Hochschule Münster Kunsterziehung lehrte, und arbeitete als Erzieher in einem antiautoritären Kindergarten. „Niemand trug höhere Plateauschuhe, längere Haare oder weitere Schlaghosen, und niemand klimperte mehr mit seinem indischen Silberschmuck an den Handgelenken“, schreibt Westbam in seiner Autobiografie Die Macht der Nacht, die diese Woche erscheint, über den engen Freund seiner Familie.
Röttgers Karriere als Musikmanager begann 1983, als er dem damals 17-jährigen Westbam den ersten DJ-Gig im Club Odeon in Münster besorgte. Röttger wohnte zu dieser Zeit schon in Berlin, wo er Konzerte von New Wave- und Postpunk-Bands fotografierte und Second-Hand-Kleidung verkaufte. 1984 zog Westbam zu ihm und Röttger kümmerte sich fortan um dessen DJ-Bookings in der geteilten Stadt.
1986 gründete er gemeinsam mit den Lenz-Brüdern, dem Produzenten Klaus Jankuhn und Sandra Molzahn das Label Low Spirit. Nach der Wende organisierte er 1991 den ersten Mayday-Rave in Berlin-Weißensee mit. Als Geschäftsführer von Low Spirit und Mayday, sowie als Mitorganisator der Love Parade war Röttger entscheidend an der Entwicklung der Techno-Massenevents der Neunziger beteiligt. Den kommerziellen Höhepunkt dieser Ära stellte 1996 die Single „Sonic Empire“ der Members of Mayday dar, mit der Low Spirit die Spitze der deutschen Charts erklomm.
2006 stellte Low Spirit den Betrieb ein, die Rechte an der Mayday verkauften Röttger und seine Partner an den Nature-One-Betreiber i-Motion. Röttger zog sich danach aus dem Musikgeschäft zurück und betätigte sich als Künstler und Galerist. Am 28. Februar 2015 starb er an den Folgen einer Krebserkrankung. Die große Geburtstagsparty seines Ziehsohnes Westbam, der am 14. März in Berlin den Maxrave feiert, wird er nicht mehr miterleben können.