Was ist aus dem vor zwei, drei Jahren gefeierten Genre Micro-House geworden? Der Pariser Produzent Ark hatte mit Akufen eine ganz besondere Partnerschaft im Sound: Beide produzierten einen surrealistisch inspirierten Cut-Up-House. Während sich Akufen mit seinem aktuellen Album erst einmal völlig vom Dancefloor verabschiedet hat, sind bei Ark die Veränderungen und Neuerungen subtilerer Natur. Er arbeitet immer noch mit seinen speziellen Grooves, in denen aus dem housigen Schlenkern ein federndes, elliptisches Kreisen geworden ist. In den älteren Tracks machten es die extrem kleinteiligen Soundschauer unmöglich, Elemente über gesamte Stücke hinweg zu entwickeln, was eine gewisse Gleichförmigkeit zur Folge hatte. Auf Caliente bemüht sich Ark darum, größere Strukturen in den Tracks anzulegen: Es gibt P-Funk-Basslines und über die Beats gesprochene Vocals, die zugleich etwas HipHop-mäßig Herausforderndes und etwas housig-humorvoll Absurdes haben. So entsteht eine Sound-Verwandtschaft sowohl zu Mr. Oizo wie zu Snoop Dogg – wäre da nicht immer die manische Überdrehtheit Arks, die jede Pose in einem Gezappel auflöst.
Nôze stammen aus derselben Szene wie Ark, ihre beiden bisher veröffentlichten Maxis erschienen auf Karat und Circus Company, wo auch zentrale Tracks von Ark herausgekommen sind. Während Ark so etwas wie das genialisch-wahnsinnige Superbrain des House der letzten Generation ist, gibt sich Nôzes Album Craft Sounds And Voices bescheidener. Nôze bemühen sich nicht um technische Sophistication, darum fett, modern oder irgendwie besonders anders und eigen zu klingen. Ihr Album verkörpert ein House-Verständnis, das fernab von Glamour und vom Fegefeuer der Eitelkeiten des Clubs stattfindet, das sich auch nicht in den Kaskaden der Deepness verliert, das keinen Overhead mitschleift – sondern das vielmehr eine Meditation über das Körperlichwerden von Musik ist. Auch wenn dieses Album nur ziemlich beschränkt auf dem Dancefloor eingesetzt werden wird, kreist es durch und durch um das, was den Dancefloor in Bewegung hält: um die Aktivität, die Dynamik der Grooves. In dieser Fundamentalität erinnert es an Isolée oder Portable. Craft Sounds And Voices ist House, der auf sein rhythmisches Minimum reduziert ist. Die elektronischen Drumsounds funktionieren wie Percussions, die netzartig ausgelegt werden. Die mehrstimmigen Gesänge zitieren die afrikanischen Vocals bei Masters At Work, sind aber nicht aus der Absicht gespeist, sich zur Geschichte der Afroamerikaner zu bekennen – sondern aus der Lust, Musik zu machen. Bei Ark und Nôze gibt es zu viele Geschichten, Formate und Hypes, um sich einer oder einem zu unterwerfen.