Wer Nils Frahms Musik liebt, liebt sie in der Regel vor allem auch für die famosen Interpretationen, die Frahm bei seinen Live-Performances auf die Bühne zaubert, und in denen aus einem flüchtigen Piano-Tupfer-Thema ganz schnell mal ein 20-minütiges Gänsehaut-Epos wird, das wie bei „More“ auch gerne mal auf verschiedenen Tasteninstrumenten simultan gespielt wird. Derartige Umsetzungen auf einem Album einzufangen, ist nicht einfach, zumal, wie Frahm selbst sagt, seine Performances bei jedem Auftritt anders, und immer im Dialog mit dem Publikum und dem Raum sind. Spaces berücksichtigt genau diesen Facettenreichtum und fasst nicht einfach einen Live-Auftritt sondern verschiedene Live- und Feldaufnahmen der vergangenen zwei Jahre zusammen. Perfektion spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, das Publikum darf auch gerne mal husten, solange die Stimmung und der Fluss auf ihre Art einzigartig waren. Tracks werden neu zusammen arrangiert, wie bei einem der Album-Höhepunkte („For – Peter – Toilet Brushes – More“) und Frahm spielt bei „Familiar“, „More“ und dem exklusiven „Says“ seine Fähigkeit zur Improvisation hochdramatischer Crescendi einmal mehr in vollen Zügen aus. Spaces ersetzt vielleicht nicht die Live-Erfahrung, aber kommt dieser doch immerhin so nahe wie nur möglich und ist damit das Frahm-Album, auf das sicher einige Fans gewartet haben.
Stream: Nils Frahm – Says