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FUNCTION Incubation (Ostgut Ton)

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Lange genug hat’s gedauert. Dave Sumner von Sandwell District stellt mit Incubation nach einer mittlerweile fast zwei Dekaden umfassenden Karriere sein Debütalbum in die Plattenläden. Naja, an zwei Langspielern hat er ja zumindest schon mitgewirkt: 1997 nahm er mit Regis als Portion Reform The Supreme Negatives auf und 2010 erschien Feed Forward von Sandwell District. Jetzt präsentiert er solo seinen Entwurf von House und Techno, ein Debüt, das schon lange erwartet wurde. „Voiceprint“, der erste Track, bereitet den Zuhörer auf die folgenden acht Stücke vor. Wie von Function gewohnt, schieben sich verschiedene atmosphärische Schichten übereinander auf, eine undefinierbare Stimme hallt zwischen ihnen wider und ein sporadisch einsetzender Bass hält das fragile System zusammen. Das stimuliert die Hörersynapsen und nach knapp sechs Minuten Intro ist man mit „Against The Wall“ mittendrin im entschlackten Dub-Techno-Sog aus präzisen Schlägen und scharf akzentuierten Chords. Kurz danach verlässt „Counterpoint“ wieder für einen Augenblick die Tanzfläche und bleibt als melodiöse Skizze schwebend im Raum. „Voiceprint (Reprise)“ greift das Thema des Intros auf und verdichtet die bei „Against The Wall“ noch sehr minimal gehaltene Drumprogrammierung zu einem Dauerfeuer aus Kicks, Snares und Hi-Hats mit reichlich Rolandreferenzen. In „Modifier“ zeigt uns Function eine unterkühlte Landschaft mit Monokultur, die dann Stück für Stück kunstvoll zugebaut wird und am Schluss eine unglaubliche Schwere in einem selbst hinterlässt. So packt man Zuhörer – auch ohne catchy Stimme oder Hook. „Incubation (Ritual)“ setzt wieder verstärkt auf die Melodie als tragendes Element – elegisch, hypnotisch und treibend zugleich.

Mit Recht ist das der titelgebende Track, da er für das gesamte Album repräsentativ ist: Incubation driftet gekonnt zwischen Clubtracks, verschleierten Skizzen und komplexen Melodien und sollte unbedingt am Stück gehört werden. Erst dann breitet sich das Kopfkino im Breitbildformat aus. Alle neun Tracks sind unglaublich präzise abgemischt, klingen extrem frisch und machen verdammt nochmal Lust auf Stroboskoplicht im Dauerfeuer. Fazit: Incubation ist einfach zeitlos. Im Arrangement und im Klangbild. Function steht wieder mal und immer noch für Präzision und atmosphärischen Tiefgang. Selbst nach fast zwanzig Jahren kann Dave Sumner dem Genre immer noch Relevantes beisteuern.

 


Stream: FunctionIncubation (Clips)

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