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DJ Deeon: Ghetto-House-Pionier verstorben

DJ Deeon ist heute (18. Juli 2023) morgen in einem Krankenhaus in Chicago verstorben. Das meldete Admin Jim, der Betreiber seines Facebook-Profils. Die Todesursache ist ebenso wenig bekannt wie sein Alter.

Deeon litt in den letzten Jahren an diversen schweren Krankheiten. 2020 hatte er mit einem Crowdfunding Spenden für seine medizinische Versorgung gesammelt. Er erkrankte an Diabetes, nach einem Krebsleiden musste er sich einer Chemotherapie unterziehen. Nach einer Reihe von Infarkten mussten vier Stents in seiner Herzgegend gesetzt werden. Nach der Amputation eines Beines weigerte sich, einen Rollstuhl zu nutzen und lernte, mit einer Prothese zu gehen.

„Dank euch wundervollen Menschen bin ich um die Welt gereist, um aufzutreten”, schrieb er im Rahmen des Crowdfundings. „Ich schnitt Grimassen, um trotz der Schmerzen die Liebe erleben zu können, die ihr mir geschenkt habt. In den letzten Jahren war das eine Herausforderung: ich konnte nicht mehr tun, als Medikamente zu nehmen, um die Schmerzen zu lindern – und ein dickes Fell entwickeln.”

Deeon Boyd aus Chicago entwickelte ab 1994 gemeinsam mit DJ Funk, DJ Milton und DJ Slugo das Genre Ghetto House. Ab diesem Jahr veröffentlichte er auf dem einschlägigen Label Dance Mania zahllose Platten als DJ Deeon und unter so verschiedenen Pseudonymen wie Back In Da Dayz, Big Freek, Cozmo Dee!, Debo, Low End Theory oder Playground Production Z. 

Dabei bezog er sich mit Acts wie Armando oder Mike Dunn ebenso auf den Chicago-House-Sound der Achtziger wie auf zotigen Rap von Snoop Dogg oder Slick Rick. Wo House warm und hypnotisch klang, kamen Deeon-Tracks funky und disruptiv daher. In seiner durch und durch minimalistischen Ästhetik benötigte er kaum mehr als einen Drum-Loop, eine Bassfigur und ein Vocalschnipsel für einen seiner elektrisierenden Tracks.

Von vielen seiner Weggefährten aus Chicago unterscheidet er sich aufgrund der Nachhaltigkeit seiner Karriere. 1997 wurde er von Daft Punk in deren Track „Teachers” als Einfluss gewürdigt, 2015 baute Bjarki seinen Hit „I Wanna Go Bang” um ein Vocal Deeons aus dessen Song „2-B-Free” auf. Sein größter Hit war „Freak Like Me”, das 2016 mit Vocals von Katy B. und MNEK neu bearbeitet wurde.

Deeons Karriere riss niemals ab. Nach den stilprägenden Dance-Mania-Platten in den Neunzigern veröffentlichte er auf einflussreichen europäischen Labels wie Defected, Drumcode oder Numbers. Noch im Mai sind vier EPs innerhalb von 24 Stunden erschienen.

Die Originalversion von „Freak Like Me” von 1996



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