Vergangenes Wochenende hat im Poligraf, einem Technoclub in der armenischen Hauptstadt Jerewan, eine Polizei-Razzia stattgefunden. Mitarbeiter:innen und Gäst:innen des Clubs seien dabei brutal angegriffen worden. Im Zuge der Razzia wurde der Club geschlossen. Das Poligraf wehrt sich nun gegen das harte Vorgehen der Polizei und startete eine Petition.
Gegen 1 Uhr sollen sich am Sonntagmorgen mehrere Polizist:innen unberechtigt Zutritt zum Club verschafft haben. „Jeder im Club wurde auf den Boden geworfen, wie ein Krimineller behandelt und gegen seinen Willen auf die Polizeiwache gebracht”, berichtet der Club. „Einige unserer Mitarbeiter:innen und Besucher:innen wurden brutal zusammengeschlagen. Die Gewalt, die sich in unserem Club abgespielt hat, ist unfassbar und völlig inakzeptabel. Wir fordern Gerechtigkeit für alle, die durch diese ungeheuerliche Verletzung unserer Rechte verletzt und traumatisiert wurden.”
Laut Harmik Mackertoomian, Leiter der Kommunikation des Poligraf, sei die Razzia sowohl politisch als auch persönlich motiviert gewesen. Mackertoomian vermutet, dass die Razzia mit einem Vorfall aus dem letzten Jahr zusammenhängt. Ein abgewiesener Gast platzierte bei der Polizei eine vermeintliche Bombendrohung im Club. Das Poligraf leitete daraufhin eine Verleumdungsklage gegen die Person ein. Dennoch verbreitete diese weiterhin Fehlinformationen, so Mackertoomian. Zuletzt warf sie Betreiber:innen des Poligraf die Verbreitung von Drogen vor.
Bei der Person soll es sich um Edgar Babayan handeln. Dieser ist Geschäftsführer und Gründer des armenischen Medienkonzerns Tiv1. Laut Mackertoomian pflege dieser auch gute Kontakte zu Regierungsbeamt:innen. „Es ist ein Lehrbuchbeispiel dafür, dass jemand versucht, uns Dinge anzuhängen, die völlig falsch sind.”
Ein Sprecher der armenischen Polizei, Zarzand Gabrielyan, verwies im Zusammenhang der Razzia auf eine laufende Ermittlung. Auch die stellvertretende Innenministerin, Arpine Sargsyan, sagte bei einer Parlamentssitzung, dass es Berichte über Drogenmissbrauch gebe. Es solle nun festgestellt werden „ob unverhältnismäßige Gewalt angewendet wurde oder nicht”, so Sargsjan.
Das Poligraf streitet die Vorwürfe ab und kündigt neben einer gestarteten Petition weitere Schritte an.
„Wir glauben an ein freies und gerechtes Armenien, in dem Kreativität und Vielfalt gefeiert und nicht angegriffen werden”, schreibt das Poligraf weiter. „Wir werden nicht zulassen, dass uns unterdrückerische Kräfte zum Schweigen bringen. Gemeinsam können wir Dinge ändern.”