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JACKSON AND HIS COMPUTERBAND Smash (Warp)

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Ist es falsch, wenn man mittlerweile etwas vorsichtiger ist, wenn mal wieder die große Soundrevolution ausgerufen wird? Über die englische Hintertür der ewigen Trendforscher Warp hat man einen Franzosen namens Jackson Fourgeaud ausgegraben, der 1996 auf dem Label Pumpking Records mit Acid-House debütierte. Es folgten zwei weitere EPs bei Sound of Barclay und dann erst einmal eine lange Pause, in der Jackson wohl über den Sound der Zukunft nachdachte. Nun steht also nach dem phantastischen Colder mit dem 26-jährigen Pariser Jackson ein weiterer Franzose auf der Hypeliste und eine Regel hebt zur Erinnerung die mahnende Hand: Je höher der Flug, desto tiefer der Fall. So do we believe the Hype? In den ersten Minuten erinnert der Patchworksound an das erste Album des Labelkollegen Chris Clark, nur dass Jackson in vielen seiner Tracks auch Vocals verarbeitet. Grundsätzlich faszinierend mag bei Jacksons Musik wirken, dass er Elemente in einen Topf wirft, die man sonst so nie zusammenkochen würde. Man könnte es auch mit einem Mischpult beschreiben, bei dem mehr als ein Regler hochgefahren und man live mitverfolgt, wie die Balance zwischen ganz unterschiedlichen Klangquellen gefunden wird. Leider weiß man nicht, welches Trackmaterial Warp vorlag und wie die Auswahl dieses Albums erfolgte. Es ist auch nicht wirklich ein typisches Albumkonzept zu erkennen. Aber in den besten Momenten schafft es Jackson tatsächlich, einen ganz eigenen Soundweltspagat zu schlagen und in gut der Hälfte aller 14 Tracks gelingt ihm das perfekt. So zum Beispiel bei „Arpeggio“, wo eben diese Tonmischung mit bester A- und B-Note gelingt und die Balance zwischen seiner Arbeitstechnik und dem Klangmaterial (Samples, Drums, Melodien) ausgewogen scheint. Auch „Teen Beat Ocean“ besitzt diese Magie; Chaos und Harmonie schütteln sich da glücklich und ohne Feuchte die Hand.

Trotz einer Ähnlichkeit zu der Sequencertechnik von Squarepusher oder der Funkyness von Jamie Lidell geht Jackson seinen eigenen Weg, der aber immer auf zwei Straßen gleichzeitig abgetreten wird oder auch in einer Sackgasse endet. So wird bei „Oh Boy“ dem Zuhörer ohne Rücksicht auf Verluste zu einer Kinderstimme (der vierjährigen Nichte von Jackson) ein Klangbohrer ins Gehirn geschraubt. Und „Headache“ ist die moderne Heroin-Version von „Popcorn“. Da müssen wir bluten und das Verständnis rinnt uns durch die Hände. Dabei präsentiert uns Jackson den vielleicht interessantesten Track kurz vor dem Ende des Albums: Seine Mutter Paula Moore singt auf „Fast Life“ zu einer brodelnden Electro-Old-School-Mutation, die alles niederwalzt, was sich ihr in den Weg stellt. Monumental, ergreifend und unvergesslich. Das ist der Moment, wo man an den Hype wirklich glauben mag.

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