Der Stadtrat von Westminster möchte den Londoner Bezirk in Zonen aufteilen. In manchen Bereichen sollen Nachtleben und Unterhaltung dominieren, in anderen soll Rücksicht auf die Anwohner:innen genommen werden. Das Programm knüpft an die von Bürgermeister Sadiq Khan ins Leben gerufene Taskforce an und nennt sich Westminster After Dark.
Am 13. März hat die Stadtverwaltung unter diesem Titel ein 64-seitiges Strategiepapier vorgelegt. Zu den Vorhaben gehört die Komprimierung von Kultur und Unterhaltung auf Oxford Street, The Strand und Victoria Street. Daneben sollen lärmfreie Bereiche und laut der Zeitschrift Metro „ruhige Nächte” eingerichtet werden, explizit auch, um Ruhezonen für neurodivergente Menschen zu schaffen. Bei den „ruhigen Nächten” soll kein Alkohol ausgeschenkt werden.
„Westminster After Dark zielt darauf ab, die Bedürfnisse eines lebendigen Abend- und Nachtangebots mit dem Wohlbefinden der Bewohner:innen, die Westminster ihr Zuhause nennen, in Einklang zu bringen”, teilte der Stadtrat von Westminster, Geoff Barraclough, in einer Erklärung mit.
Die After-Dark-Strategie ist zwar explizit darauf ausgelegt, Clubs und Queerkultur zu schützen, die Akteur:innen aus diesem Bereich stehen derartiger Regulierung aber generell kritisch gegenüber. Seit Beginn der Pandemie 2020 mussten laut NTIA-Bericht 19,7 Prozent der Lokale in der Metropole geschlossen werden. Auch der queere Club G-A-Y wurde von Betreiber Jeremy Joseph zum Verkauf angeboten.
Westminster und Covent Garden wurden schon im 17. Jahrhundert kulturelle Zentren, als im Jahr 1663 das Drury Lane Theatre eröffnete. Im 18. Jahrhundert explodierte das Westend mit Theatern und Ballsälen wie dem London Palladium und dem Empire Theatre. Gasbetriebene Straßenbeleuchtung machte den Bezirk auch für Menschen von Auswärts zugänglich, die nach Unterhaltung suchten. In der viktorianischen Zeit prägten besonders Schankwirtschaften, Social Clubs und auch Prostitution die Gegend.
Im 20. Jahrhundert war Soho das Zentrum verschiedener Generationen der Pop- und Nachtkultur: in der ersten Hälfte war hier der Jazz zuhause, in der zweiten Rock- und Queerkultur. Mit Clubs wie The Brain und The End drückte Westminster auch der Clubkultur einen Stempel auf. Seitdem ging es mit dem Nachtleben bergab, wozu Kommerzialisierung, Gentrifizierung, Massentourismus und hohe Preise beitrugen.
„Soho hat seine Lebendigkeit verloren”, hatte Anfang des Jahres G-A-Y-Betreiber Jeremy Joseph gegenüber der BBC zu Protokoll gegeben. Am 22. Juni soll die Verhandlung der Pläne im Stadtrat fortgesetzt werden.