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Mixe des Monats: Mai 2024

Foul-Up w/ Nic Krog on Noods Radio – May 19, 2024

Ok, wo fangen wir an: Noods Radio ist ein Communityding mit Radio in Bristol – das ist in England, genau. Dort ist es mit der Miete auch nicht anders als sonstwo, alles wird teurer und plötzlich kann man sich nix mehr leisten, das heißt: Noods Radio muss aus seiner Kaschemme raus, sollten sich, Stand heute, nicht noch Fünfzig Mille auftreiben lassen. Wunder gibt es, redet mal mit dem VfL Bochum, das größere ist aber dieser Mix von Nic Krog. Der war früher Mal Misanthrop, was natürlich blöd ist, vor allem, weil man das jetzt überall dazuschreiben muss, formerly known as … na ja, jetzt also Nic Krog – lässt hier jedenfalls Gegenwartsgeräusche in einem Rauchwolkenclassic aufgehen. Oder mischt Freejazzverrücktheiten mit Coil und Warp und allem. Musik also, die für sich genommen schon eher nicht so den Topfortyshörer anspricht. Im Cutupverfahren wird das dann maximal crazy. Aber halt genau geplant, niemand stellt sich sonst für dreitausend Klicks ins Badezimmer und lässt sich dann von irgendeinem Jens drunterkommentieren, dass das jetzt »schon sehr speziell« sei. Wie auch immer, danke, Nic Krog fka! Und hier, noch ein Zwanziger für Noods, kann man ja als Spende von der Steuer absetzen. Christoph Benkeser

Claudio PRC – Deepartment auf Refuge Worldwide (15. Mai 2024)

Kurz vor Erscheinen seiner neuen EP Drifting Northward gibt Claudio PRC am 15. Mai noch eine Stunde Ambient-Dub-Techno in seiner Show Deepartment auf Refuge Worldwide zum Besten. Trotz einer Stunde Spieldauer lässt sich der Italiener in diesem Set viel Zeit und baut die Dramaturgie langsam auf. Kaum merklich, in kleinen Schritten wird ein Spannungsbogen ohne viel Auf und Ab konsequent durch das ganze Set gezogen. Man braucht also anfangs ein wenig Geduld. Doch gibt man den zeitlos schwebenden Klangflächen sowie den perkussiven und experimentellen Elementen die Zeit, wird man mit einer immersiven Reise belohnt.

Dabei verschiebt sich im Verlauf der Fokus vom verträumten Zuhören zum Drang, den Körper in Bewegung zu bringen. Klarer Höhepunkt ist die ein wenig düstere und treibende Bassline in „Wild Sign” von Doctrina Natura ab Minute 40, die elegant von einer unbedrohlich-sanften Synth-Melodie kontrastiert wird. Neben weniger bekannten Künstler:innen wie Rainsoft mit „Nature Resonance” sind mit Donato Dozzy & Nuels “Aqua 8” auch die Größen der Szene vertreten. Claudio PRC beendet das Set mit dem eigenen Track „Low Tide”, der kürzlich auf seinem Label 012 erschienen ist. Julian Fischer

Sektfrühstück Mix 08 – Discopapi

Discopapi, wichtiger Bestandteil des Mitmischen Kollektivs in Berlin, lässt bei seinem Sektfrühstück Mix 08 nichts anbrennen. Er startet mit einem funky „My Tribe”-Remix von Brandon Lucas und Cornel West und erzeugt direkt die ultimativen Good Vibes, die auch mit Track zwei „Starlight” von The Superman Lover und Mani Hoffmann nicht nachlassen. Und auch über die nächste Stunde nicht nachlassen werden!

House, Disco und Funk schreibt Discopapi groß, und auch einige Sing-alongs sind in seinem Mix dabei. Das scheint wie maßgeschneidert für die Beach Stage vom Melt, funktioniert aber auch auf einer Küchenanlage bei einem Boozy Brunch. Zwar steht Discopapi noch am Anfang seiner DJ-Karriere, legte aber bereits bei Veranstaltungen wie der Heisss, Anima oder not in my house auf. Kim Stuckmann

Blitzcast 019: Ceri

Ceri bezeichnet sich auf ihrem Instagram-Profil als „Wellness Advocate” und verpasst sich obendrein das Prädikat „Alcohol Free”. Das klingt erst mal gefährlich nach Ecstatic Dances in Ballonhosen an den Stränden irgendwelcher von Touris überlaufenen Selbstverwirklicherinseln in Südostasien; oder, noch schlimmer: in der Uckermark.

Doch weit gefehlt: Ceri spielt Open-Air-Sound für die Peaktime. Die Festivalsaison steht schließlich an. Und die alljährlichen Pilgerfahrten nach Ibiza, für die Pauschal-Raver:innen inzwischen einen signifikanten Teil ihres Urlaubsgeldes zusammenkratzen. Was tut man nicht alles für die kollektive Ekstase, für das Aufgehen in der Masse, das Ceri hier 62 Minuten lang zelebriert.

Dazu nutzt sie Altbewährtes: Drumbreaks, Rave-Pianos und Vocals, die die ganz großen Gefühle transportieren. Die meisten Tracks stammen laut eigener Aussage aus den Achtzigern und Neunzigern, ihrer Lieblingsphase für „ordentlichen House und Techno”. Der Mix sei etwas düster geraten, weil es auf Ibiza geregnet hat, während Ceri ihn aufnahm. Die Sonne bricht nach spätestens 25 Minuten trotzdem durch. Ausladende String-Bögen öffnen ihr Tür und Tor, ehe im letzten Drittel Rave-Bomben britisch-ibizenkischer Prägung dominieren. Und das ist vielleicht das Schönste an diesem Mix: Er gibt sich gar nicht erst cooler, als er ist, denkt beim Feiern nicht um fünf Ecken. Wie Ceris Gig im BLITZ Anfang Mai, Anlass für dieses Kleinod, wohl lief? Maximilian Fritz

Batu @ The Lot Radio 05-24-2024

Breakbeat-Gralshüter Batu startet mit meditativen Dubtracks der Basic-Channel-Schule in das Set, das vor fünf Tagen bei The Lot Radio in Brooklyn zu live hören war. Mit Dorisburg & Efraim Kent wird der Mix um einen ungewöhnlich subtilen Techhouse-Moment erweitert, das sich gleich wieder in einer ambientösen Reggae-Stimmung auflöst.

Diese Zwei-Schritte-vor-und-ein-Schritt-zurück-Dynamik zieht sich durch das gesamte Set und sorgt für viele unterhaltsame Momente: Mit Atmos Blaq legt Batu einen spacigen Amapiano-Schlenker hin, dBRn liefert angenehm unterkühlten, ungewöhnlich angstfreien Electro. Ynfynyt Scroll gibt einer an Innervisions erinnernden Dachterrassen-Laune eine aufgekratzte, trippige Note.

Beide Pole werden kongenial von Dotorado Pro aus Lissabon aufgenommen, die Extase des Hochsommers überfordert die Sinne und lässt sie ins Psychedelische kippen. Die wundervoll ausbalancierten Breakbeats von Arkajo sorgen für einen Moment der Ruhe, Stanislav Tolkachev für ein Aufflackern technoider Manie. Auf der Zielgeraden lässt Batu uns mit Hilfe von Convextion über detroitige Verschrobenheit stolpern, um auf der charmanten Popnote von Drum ‘n’ Bass-Head Breakage zu enden. Alexis Waltz

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