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Miran N B2B tamypro (Power Play) – Groove Resident Podcast 51

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Foto: Aoife McGuinness (Miran N & tamypro)

„Auf die Residents kann man sich verlassen, persönlich und inhaltlich. Sie kennen den Club, die Gäste, die Anlage, und sie sind ein Grundpfeiler der musikalischen Identität eines Clubs, also ebenso wichtig wie die Architektur, der Raumklang oder die Gestaltung“, sagte einst Nick Höppner in der Groove. Mit unserem monatlichen Resident Podcast wollen wir ihnen den gebührenden Respekt zukommen lassen.

Sie würden “ein breites musikalisches Spektrum, das sich fernab vom typischen Berliner Hard-Techno-Gebretter der letzten Jahre bewegt” präsentieren, hieß es im Anschreiben der Power Play-Residents Miran N und tamypro. Das lässt natürlich aufhorchen, weil es eine gewisse Fallhöhe schafft. Stellt sich aber raus: Die Veranstalter:innen der nomadischen, in Berlin mittlerweile in einem buchstäblichen Warehouse (pssst!) untergekommenen Reihe sind schwindelfrei.

In den vergangenen sechs Jahren hat sich die auf ein holistisches, interdisziplinär ausgelegtes Gesamtkonzept setzende Serie, die den eigenen ästhetischen wie klangqualitativen Anspruch in das Motto “Hard fun on Funktion One” umgemünzt hat, auch überregional etablieren können. Der Basis sind sie treu geblieben, wie auch der gemeinsame Mix von Miran N und tamypro – das erste B2B der beiden DJs überhaupt – beweist.

Über gut eine Stunde bieten die beiden in noch anderen Kontexten wie etwa der zwischen Hamburg und Berlin angesiedelten Reihe E:MOTIONS (Miran N) und im Umfeld des Berliner Labels KilleKill, dem dazugehörigen Festival Krake und dem inklusiven Projekt IckMachWelle (tamypro) aktiven DJs bouncenden, groovigen Techno, der statt TikTok-kompatibler Drops auf die ekstatische Ausdehnung des Moments setzt. Techno, wie er sein sollte, oder zumindest häufiger mal könnte.


Power Play wurde im Jahr 2018 ins Leben gerufen. Welche Motivation stand dahinter und welche Ziele verfolgt ihr?

tamypro: Als Multimedia-Kollektiv, das von vier Freund:innen gegründet wurde, teilen wir eine tiefe Leidenschaft für Musik und Clubbing. Inspiriert von unseren Erfahrungen in Londons Rave-Szene bei Veranstaltungen wie Universe of Tang und Gateway to Zen träumten wir davon, in Berlin unseren eigenen Club zu etablieren. Miran spielte dann das erstmal im Jahr 2018 auf der Power Play, woraus sich eine Freundschaft und ganz organisch seine Integration in das Kollektiv entwickelte. Die Möglichkeit, den Geist vergangener Rave-Zeiten in  heutigen Off-Locations wiederzubeleben, treibt uns wohl am stärksten an und tröstet darüber hinweg, dass es bis heute noch kein eigener Club geworden ist. Wir sind extrem stolz darauf, dass wir trotz der Schwierigkeiten immer noch Locations in Berlin finden und es seit sechs Jahren erfolgreich schaffen, eine der bekanntesten Off-Location-Partys hier in der Stadt zu veranstalten. Als Non-Profit-Organisation haben wir zwar die Freiheit, uns auf persönliche Entwicklung, eigene Ideen und musikalische Innovation zu konzentrieren, und sind gewiss weniger stark an kommerzielle Zwänge gebunden. Wir beuten uns dafür aber auch komplett aus. Dementsprechend stehen wir genauso vor Herausforderungen wie steigenden DJ-Gebühren, Booking-Fees – lol an Agenturen, die 20 % wollen! – und Reisekosten. Trotzdem blicken wir gespannt auf die Zukunft und darauf, Berlin weiterhin mit unserem einzigartigen Raum für unprätentiöse Clubkultur zu bereichern. Wir sind fest entschlossen, im Geist unserer Closings “Keep it going” auch 2024 mit euch die Tage durchzutanzen und diese kleinen Momente der Freiheit mit euch zu genießen.

Neben einem breiten musikalischen Angebot habt ihr zusätzlich auch immer andere Künste eingebunden – Lyriklesungen und Drag-Shows waren bei Power Play in der Vergangenheit ebenfalls Teil des Programms. Warum legt ihr einen so großen Wert darauf, diese Anschlüsse zu schaffen?

Wir finden, dass die unerwarteten Aspekte auf unseren Partys, Abwechslung zum regulären Clubprogramm schaffen und unseren Gästen sowie uns am meisten in Erinnerung bleiben. Es geht uns einfach darum, Spaß zu haben. Besonders für uns als Kurator:innen ist es unheimlich befriedigend, spontane Ideen, die im Brainstorm aufkommen, tatsächlich umzusetzen und einfach mal zu schauen, ob diese Art von Überraschungen die gleiche Energie bei unseren Gästen freisetzen wie bei uns. Ob ein spontanes DJ-Set von Geoff Mills per Handy in den Toiletten – inklusive Rohrbruch (Gelächter) –, interaktive Aktionen wie Stopp-Tanzen oder eine Power Hour mit dem Drag-Duo Tutti Frutti im Bällebad: Über all diese Momente sprechen wir und unsere Gäste noch Jahre später und daran merken wir, dass unser Art und Weise, Raves zu gestalten, schon etwas besonderes ist. Der musikalische Aspekt ist natürlich mega wichtig, doch mit Power Play versuchen wir ungezwungen und leichtherzig den kreativen Raum etwas auszudehnen um somit hin und wieder diversen Talenten eine Platform geben zukönnen.

Auch bei der Produktion der Events wollt ihr die Akzente holistisch setzen und legt Wert auf die Zusammenarbeit mit Installations- und Lichtkünstler:innen. Welches Konzept verfolgt ihr hinsichtlich der Event-Gestaltung?

Bei der Produktion unserer Events setzen wir auf ein ganzheitliches Konzept, das unseren Gästen ein einzigartiges Erlebnis jenseits der traditionellen Clubwelt bietet. Wir legen großen Wert auf DIY mit hoher Qualität und möchten sicherstellen, dass es unseren Gästen an nichts fehlt. Dazu gehören hochwertige Soundsysteme, aufwendige Lichtkonzepte, interessante Bookings und eine gut ausgestattete Bar. Zusätzlich integrieren wir überraschende Elemente, die die Immersion und Interaktion fördern. Wir geben wirklich alles dafür, dass sich unsere Gäste wohlfühlen und eine unvergessliche Nacht erleben können, in der sie sich vollkommen frei fühlen und im Kontakt mit sich selbst und anderen sind. Auch wir sind fest davon überzeugt, dass der Dancefloor ohne das Zusammenspiel aller Beteiligten leer wäre. Daher schenken wir jedem Aspekt unserer Veranstaltungen die gleiche Aufmerksamkeit und Wertschätzung, sei es die musikalische Kuratierung, das Lichtkonzept oder das Team hinter der Bar und den Installationen. Es ist uns wichtig, dass jede:r weiß, wie sehr wir ihre Arbeit schätzen und dass sie einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg unserer Events leisten.

“Hard Fun on Funktion One” lautet euer Motto, ein ziemliches Bekenntnis zu einem bestimmten System – woher rührt das?

Wir halten qualitativ hochwertigen und körperlich spürbaren Sound für einen zentralen Bestandteil der Club-Erfahrung, bei dem wir keinerlei Kompromisse eingehen wollen. Es gibt viele erstklassige Soundsysteme, und wir sind keine Snobs in Bezug auf die Marke, solange es gut klingt. Dennoch lieben wir Funktion-One-Systeme und sind stolz darauf, unser eigenes mitzubringen. Unser Motto spiegelt dies wider und gibt die Intention der Party vor, ähnlich wie der alte Klassiker DMZ einlädt: “Come meditate on bass weight.”

Ihr seid beide noch in anderen Kontexten als DJs unterwegs. Geht ihr diese Gigs anders an als die Heimspiele bei Power Play?

Miran N: Auf der einen Seite ist das Spielen auf der Power Play eine unfassbar mentale und körperlich anstrengende Aufgabe. Wir sind eben mehr als nur Resident-DJs. Im Gegensatz zu “normalen” Club-Gigs bedeutet das für uns nicht einfach nur ein leckeres Artist-Dinner vorher und dann gemütliches Ausruhen im Hotel oder zu Hause bis zum Auftritt. Vielmehr bedeutet Power Play 48 bis 74 Stunden Grenzerfahrung – Aufbau, Durchführung, Spielen, Saubermachen, Abbauen. Auf der anderen Seite hat aber diese Art von Erfahrung einen ganz besonderen Charme – sich auf einen Ort so intensiv einzulassen, sich ihn über Stunden anzueignen, einen Umgang mit seinen Besonderheiten zu finden, das schafft eine besondere Form von Intimität mit dem Ort. Man kennt ihn, man hat ihn für seine Bedürfnisse mitunter umgestaltet, er hat eine:n selbst aber auch umgestaltet, man hat eine Vision von ihm entwickelt, man ist Teil von ihm. Gerade diese Intimität hatte immer den Vorteil, dass wir uns sehr frei und heimisch fühlen auf unseren Events, als in anderen Kontexten. Ehrlicherweise liebe ich es, in diesem Kontext das Opening zu spielen und den Abend schon einmal in eine gewisse Richtung zu stoßen. Auf der anderen Seite habe ich es als eine unheimliche Ehre empfunden, auf unseren Veranstaltungen nun mehrmals Closings spielen zu können. Hier noch einmal aktiv in das Event “einzugreifen”, sich spontan auf die Gäste und deren vielleicht in dem Abend aufkommenden Bedürfnisse einzulassen und das ganze zu einem Enden zu bringen: Noch einmal eine Geschichte am Ende zu erzählen, noch einmal die Leute in Begeisterung zu versetzen, noch einmal Leute zum Lachen zu bringen, vom dunklen Keller ans Tageslicht zu treten, seine liebsten Mitmenschen zu umarmen, die Sonnenbrille aufzuziehen und tief durchzuatmen. Das begeistert mich sehr und macht mich glücklich.

Tamara, du bist neben all dem noch im Umfeld des Labels KilleKill beziehungsweise des angeschlossenen Festivals Krake und des inklusiven Projekts IckMachWelle aktiv. Wie greift all das ineinander?

tamypro: Bei Killekill bin ich auch seit dem Jahr 2018 dabei und kümmere mich dort um die Pressearbeit insbesondere für das Krake Festival, aber auch die Projekte rund um IckMachWelle, wie zum Beispiel die Promo für die Musik der Künstler:innen des Projekts. Ich arbeite sehr gerne mit Killekill, die Atmosphäre im Büro ist immer sehr angenehm und gleichzeitig finde ich die Projekte super spannend. Das Krake Festival bucht ja schon immer Artists, die das Publikum eher “herausfordern”, also Musik spielen, die man in Berlin sonst vielleicht seltener hört. Das ist bei Power Play ähnlich, also die Abwechslung vom “Standard-Sound”. Den gibt es bei uns durchaus auch, aber im besten Fall wollen wir noch eine Alternative dazu bieten, das heißt wenn man ganz gelassen zu 140 BPM im Four-to-the-Floor abdancen will, dann geht das … Aber im anderen Raum spielt dann wie letztes Mal zum Beispiel DjRum und dann erwische ich mich auf einmal auf dem Floor und denke mir: “Irgendwie finde ich die Musik gerade challenging…” und denke dabei gleichzeitig ans Krake Festival … (lacht)

Miran, du wiederum scheinst ebenfalls in die Organisation der Party-Reihe E:MOTIONS eingebunden zu sein. Welches Konzept verfolgt ihr damit?

Miran N: Wir sind teilweise in Hamburg und Berlin ansässig und veranstalten dort seit einigen Jahren in verschiedenen Clubs Partys. Nach einigen Veränderungen während der Corona-Zeit war ein nahtloses Weitermachen nicht möglich. So führte uns die Reise über den Cadillac Escalate schließlich zu E:MOTIONS. Hier setzen wir bewusst die Idee eines Gegengewichts zu dem Trend von Härterem und Schnellerem um – es ist uns wichtig, der jüngeren Generation in Clubkontexten auch andere Erfahrungen zu ermöglichen. Ich habe viele Jahre in Köln gelebt, bevor ich nach Berlin gezogen bin, und ich realisiere immer mehr, wie unheimlich dankbar ich für die Nächte dort war und die wilden Zeiten rund um den Schrebergarten, in denen ich Acts wie Theo Parrish, Omar S, Murat Tepeli etc. erleben durfte. Dementsprechend ist es mir ein großes Anliegen, ein alternatives Angebot zu schaffen, ähnlich wie es die Pulstar-Parties, die Rote Liebe und Psycho Thrills in Köln getan haben. Wie bei der Power Play liegt mein Hauptaufgabenbereich bei Emotions auch im Booking. Dementsprechend macht es mich glücklich, zu sehen, wie sehr unsere Gäste wunderbare Acts wie Carlos Willington, Rosa Red, Sarah Wild, Cyrk, Janthe etc. genossen haben. Aber auch auf dem Mainfloor mit zeitgenössischem, treibendem Techno auf nichts verzichten zu müssen – auch dieser hat einen festen Platz bei uns, mit Acts wie zum Beispiel Cravo, Chontane, Anne, Kyle Geiger etc. Besonders faszinierend finde ich bei der Arbeit für E:MOTIONS dass man immer wieder sieht, wie unterschiedlich Städte funktionieren und wie unterschiedlich die Bedürfnisse der Gäste sind.

Mit Power Play habt ihr vor Kurzem auch einen Podcast ins Leben gerufen. Worauf legt ihr bei der Programmierung Wert?

Grundsätzlich nehmen wir alle unsere Veranstaltungen komplett auf. In Absprache mit den Künstler:innen, die bei uns gespielt haben, entstand die Idee, nach und nach ihre Aufnahmen hochzuladen. So können wir Leuten, die noch nie bei uns waren, ein Stück Power Play nach Hause bringen. Gleichzeitig geben wir unseren Resident-DJs die Möglichkeit, Sets zu präsentieren, die sich teilweise stark von dem unterscheiden, was sie sonst in Clubs spielen. Auf diese Weise zeigen sie eine andere Facette ihres musikalischen Schaffens.

Ihr wolltet für unseren Resident Podcast ein B2B-Set aufnehmen. Warum war euch das ein Anliegen?

tamypro: Also ich behaupte gerne, dass ich Miran entdeckt habe … (lacht) Als wir damals nach weiteren DJs für unsere erste Party gesucht haben, hab ich sein Set zufällig bei SoundCloud gehört und es war total mein Ding. Wir haben ihn dann direkt gebucht und daraus ist eine Freundschaft entstanden, sowie sein offizieller Crew-Eintritt bei Power Play kurze Zeit später. Bisher hat sich unser B2B bei Power Play noch nicht ergeben, deswegen freue ich mich total, dass wir es nun hier umsetzen können, um unsere Begegnung zu feiern.

Miran N: Was gibt es denn dann Schöneres, als einfach die Chance zu ergreifen und einen Mix mit der Person aufzunehmen, die mir diese Tür im Leben geöffnet hat? Danke, Tamara an dieser Stelle und auch dem Rest der Crew für euer enormes Vertrauen in mich!

Welche Idee habt ihr mit dem Mix verfolgt und wie habt ihr ihn aufgenommen?

Es ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung, zusammenzuarbeiten. Schon zu Beginn waren wir uns recht einig darüber, wohin die Reise gehen sollte – wahrscheinlich auch deshalb, weil wir beide eine Menge Tracks auf unseren Sticks und in unseren Plattentaschen haben, die sich jeweils bei der anderen Person wiederfinden lassen. Unser Ziel war es, unsere gemeinsamen musikalischen Interessen zu erkunden, während wir gleichzeitig aber auch unseren persönlichen Resident-Sound auf der Power Play repräsentieren wollten. Als Residents teilen wir beide eine starke Prägung von hypnotischen Techno aus den Zehnerjahren. Seitdem hat sich unser musikalischer Horizont zwar erweitert, aber im Kern sind wir uns doch sehr ähnlich geblieben.

Last but not least: Was sind eure Pläne für die Zukunft und was steht bei Power Play in nächster Zeit an?

Zunächst steht am 5. April unsere zweite Reise nach Hannover an, diesmal ins Basement, wohl eine der heißesten neuen Westdeutschen Off-Locations. Weiter geht es dann im heimischen Berlin am 13. April mit unserem gemütlichen No-Club-Musikformat Power Nap im KWIA. Am 27. Juni steht dann eine ganz besondere Nacht an, auf die wir uns extrem freuen, aber euch leider noch etwas auf die Folter spannen müssen. Nehmt euch frei, es wird sich lohnen. Neben all der Vorfreude haben wir jedoch auch ständig mit den Schwierigkeiten der Stadt zu kämpfen, sodass wir derzeit noch nicht genau wissen, ob unser traditioneller Mayday Charity Rave dieses Jahr stattfinden kann. Es wäre wirklich schade, wenn dem nicht so wäre. Falls ihr coole Off-Locations kennt, ist unser Postfach immer für Empfehlungen offen. Ansonsten checkt unseren Telegram-Kanal für weitere Infos aus.

Stream: Miran N & tamypro (Power Play) – Groove Resident Podcast 51

01. Saiko-Pod – Phutures (Atmos Remix)
02. Tim Kenwein – Feiertage
03. Terry Francis & Evil Eddie Richards – Helicopter (Eddie’s Smooth Landing Mix)
04. Massimo Vivona – Isolation
05. Walfroy – Voice Simulator (Maukook 6am Mix)
06. Mohajer & Lawrence Lee – Speed Sky
07. Chris Cargo – Xcessive Groove
08. Roy Sason & Stromza – B.O.L
09. Maara – Sheela Na Gig
10. Sina XX – Hammam Crush
11. Rick Isonne – Speedball
12. She Teiks – En Trance
13. Extrawelt Fernweh
14. Volldampf – Marihuana
15. 2 Flying Stones – Maybe Tomorrow (After Outside Mix)
16. Luxor – Superstitious (Nursery Mix)

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