DJ Aya – Radiant Records Mix (Radiant Records)
Hört man diesen Mix zuhause, hat man direkt Lust, sich in den Festivalsommer zurückzukatapultieren. Stampfend beim See, auf einer Wiese, wo auch immer – Hauptsache, Energie rauslassen und tanzen. Das bewirkt DJ Ayas Mix. Das neueste Set der gebürtigen Schweizerin, die erst vor kurzer Zeit ihren Durchbruch als DJ geschafft hat, wurde für das Berliner Label Radiant Records aufgenommen.
Es besteht aus mitreißenden High-Energy-Tracks, aufheiternden Vocals, ausreichend Drums und ganz viel Groove. Zum Einstieg in die 90-minütige Reise hat sie sich für mehrere Tribal-angehauchte, Perkussions-lastige Tracks entschieden. Man kommt in Stimmung, ein tanzbares Set ist es jedenfalls, aber was hätte man sonst von DJ Aya erwartet? Sie zeigt innerhalb der ersten Minuten, dass sie sich nicht auf ein Genre festlegen mag. Speed Garage, Hard Groove, Progressive House und Trance folgen, das Set bewegt sich zwischen 130 und 140 BPM, sorgt stets für Dynamik und Abwechslung. Der Mix endet mit einem melancholischen Track, einer süßen Note, die zeigt, dass energetische Mixe keinesfalls nur aus hartem und dumpfen Techno bestehen müssen. Zwar ist die Festivalsaison nun endgültig vorbei, jedoch lassen Mixe wie dieser die kalten Wintermonate hoffentlich schnell überstehen. Charlotte Elsen
Ginger Coven @ Nation of Gondwana 2023 – Bei Birke
Die Nation, der Acker, früher Morgen, alles schön im Fluss, alle schön Bock, obwohl scheißkalt, mitten im Juli, aber egal, weil tanzen, jetzt feiern, zur Musik, nicht zu irgendeinem Namen, also rüber zur Birke, zu diesen Röhrenfernseherdingern, was für eine Stage, drei Ladies an den Decks, ist das nicht die, genau, aus dem Tresor und die spielt mit der und da hinten bei der Plattentasche kramt doch gerade, jaha, die spielen jetzt zu dritt, Rücken an Rücken an Rücken, immer Rotation – und das geht rein, scheiße, geht das rein, die ersten zwei Stunden versickern irgendwo im Ackerboden, bis doch mal die Sonne scheint, auch gut, muss es nicht mehr so knallen jetzt, da können auch mal ein paar Melodien mitfüßeln, ganz dezent, uh la la, schon geht’s wieder vorwärts, alle sind längst drin, drauf, mindestens eine Wellenlänge, wahrscheinlich Witchcraft, jedenfalls Magic – die Beine wollen wirklich nicht mehr, aber sowas erzählt man irgendwann den Enkelkindern, damals auf der Nation, früher Morgen, alles schön im Fluss, alle schön Bock. Christoph Benkeser
Pangaea – Radio 1 Essential Mix (14. Oktober 2023)
Der Essential Mix von Hessle-Audio-Veteran Pangaea beginnt mit Naturgeräuschen über einem ruhigen Breakbeat, was die Bühne für die basslastige Reise bereitet. Pangaeas Trackauswahl reicht von Dancehall über Groove, Breakbeats bis hin zu schnellem Dembow und liefert die perfekte Grundlage für eine ordentliche Rave-Session – inklusive eines Call-Super-Remix von Amaliahs unveröffentlichtem Track „Helix”. Die Verschmelzung von träumerischem Sound mit Latin Bass, UK Garage und 140-BPM-Elementen lässt UK-Bass-Liebhaber:innen in Peaktime-Stimmung kommen. Dancefloor-Hits von Künstler:innen wie Shanti Celeste, Hodge und Jam Citys „Redd St. Turbulence” bringen eine Energie in den Mix, die für einen Moment in die dunklen und lebendigen Clubs versetzt. Für diejenigen, die groovige Elemente bevorzugen, hat Pangaea ebenfalls gesorgt: Sie werden spätestens bei David Löhleins „Hotel Pool” abgeholt. Eine gelungene Mischung aus hochenergetischem und minimalistischem Sound, mit Pangaeas einzigartigem Touch. Ameera Lumb
Efdemin – SPND 20 Mixtape (Spandau20)
In Efdemins Sets wird sofort klar, dass das Auflegen ein Teil seiner Praktik als Klangkünstler ist – er erforscht die Beziehung zwischen Raum und Klang und sorgt für atmosphärische Momente, die auch in diesem Set für FJAAKS Mixtape-Reihe Spandau20 nicht fehlen.
Über eineinhalb Stunden spielt Efdemin reduzierte Techno-Tracks mit knackiger Clap, tiefen Kickdrums und einer No-Nonsense-Attitude. Tracks wie „Compressed” von Marco Carola, „Many Reasons” von Joris Voorn oder „Pelé 3” von Deniro versetzen auf einen imaginären Big-Room-Dancefloor, selbst wenn man nur in seinem Wohnzimmer sitzt. Efdemins Auswahl führt zurück in die Neunziger, ohne sich an aktuellen Trends zu orientieren. Deshalb geht es hier deep und dubby, dann wieder düster und loopy zu – aber immer mit einem Hauch Tribal infiziert und sehr nah an dem, was Efdemin in seinen Sonntag-Sets im Berghain auflegt. Derin Senbaklavaci
Tijana T – Nachtiville 2023 (Nachtipod)
Zwei Nächte und zwei Tage hatten die Besucher:innen des Nachtiville im Januar dieses Jahres bereits in den Knochen, ehe Tijana T am Sonntagabend von Dr. Rubinstein übernahm und zum Closing antrat. Bis dahin war schon einiges passiert im Badeparadies, leider auch Negatives: Lange Schlangen vor den Floors erhitzten die Gemüter der Raver:innen, offener Konsum die der Veranstalter:innen und ein Feueralarm auf dem Floor The Hall am ersten Abend zwang die Meute für einige Minuten in die Januarkälte.
Während des Sets der Serbin lösten sich die organisatorischen Mängel der Erstausgabe am Weissenhäuser Strand aber in flächendeckende Ekstase auf. Über 135 Minuten hinweg schob sie in The Hall unablässig an und sorgte mit aufgekratztem Rave-Sound dafür, dass die Crowd, teils mit Bademänteln und den im Innenraum erlaubten ElfBars bewaffnet, ihre letzten Energiereserven mobilisierte. Die Musik verkam dabei nicht zum stumpfen Hintergrundgeballer für den letzten Exzess der verklebten Synapsen, sondern blieb auch dank harscher Trademark-Acid-Lines und brabbelnder Vocals bis zum Verklingen des abschließenden irren Tools im Mittelpunkt – ein großes Verdienst von Tijana T. Maximilian Fritz