Der Veranstaltungsort Rekorder in der Dortmunder Nordstadt muss zum Jahreswechsel seinen Betrieb einstellen. Der Vermieter der Location hat Eigenbedarf angemeldet. Dadurch verliert die Stadt eine wichtige kulturelle Anlaufstelle.
Am Sonntag gaben die Betreiber:innen die Schließung bekannt. „Wir haben diese Entscheidung nicht selbst gefällt, und wenn es nach uns ginge, würden wir locker noch weitere zehn Jahre bleiben. Aber wir kommen hier gegen die Eigeninteressen des Vermieters nicht an”, schreiben sie. Orte wie der Rekorder seien wichtig, da die freie Kulturlandschaft in Dortmund gegenüber den kommerziellen und staatlichen Spielstätten unterrepräsentiert sei.
„Man kann Dortmund hervorragend nach außen als ‚großen Kulturstandort inmitten der Metropole Ruhr’ vermarkten – aber die Realität sieht verheerend anders aus”, heißt es weiter. „Es braucht Orte für lokale Releasekonzerte, internationale Geheimtipps und subkulturelle Vernetzung. Und die gibt es fast gar nicht mehr. Und so geht es auch in Dortmund den üblichen neoliberal angehauchten Kapitalweg, eingebettet in die bekannten Tricks der Gentrifizierung. Ist ja schön, wenn am Hafen etwas Neues entsteht. Nur irgendwie knifflig, dass an anderen Ecken so viel wegbricht. Oder?”
Vorläufer des Rekorders war 2012 ein einmaliges Kunst-, Kultur- und Musikfestival, das 2013 in die Gründung des Kunst- und Kulturvereins tonbande e.V. mündete. Die tonbande ist ein Kollektiv von Künstler:innen, Kulturaktivist:innen und deren Unterstützer:innen. Der Wunsch, dem vielschichtigen kreativen und menschlichen Potenzial des Dortmunder Nordens und des gesamten Ruhrgebiets einen Ort zu geben, führte im Juli 2013 zur Eröffnung des Rekorders in der Gneisenaustraße 55.
Seitdem ist der Rekorder Ort für Konzerte, Partys, Lesungen, Diskussionen und Themenabende. Wie divers das Programm gesellschaftliche Themen aufnimmt und verarbeitet, zeigen zwei aktuelle Veranstaltungen.
Bei der Performance Contact Zone geht es mit „Konfrontation, (Miss-)Verständnis, (D)enunziation, Anderssein, (Selbst-)Bewusstsein, Empathie, Gleichgültigkeit, Neugier oder Irritation” um „Themen, die sich darauf konzentrieren, wie wir alle den anderen wahrnehmen und zu ihm in Beziehung stehen, und eine komplexe Vision der aktuellen soziokulturellen Strukturen und Normen offenbaren”.
Maria Babusch begibt sich bei ihrer Lecture Performance „Hacker auf Estradiol” ausgehend von der Auseinandersetzung mit Medienkünstler Nam June Paik und dessen Konzeption des „Video” und des „Electronic Super Highway” in einen Randbereich der Medien- und Technologiegeschichte.
Die Betreiber:innen des Rekorders suchen nach nach einem neuen Ort, an dem die Plattform weiterhin existieren kann. Der Rekorder II, eine Art offenes Atelier zum Entwickeln, Schaffen und Präsentieren kreativer Arbeit, existiert vorerst weiter.