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Die Platten der Woche mit Batu, Derek Plaslaiko, Gacha Bakradze, Marcellus Pittman und Rhythm of Paradise

​​Batu – For Spirits (A Long Strange Dream)

Auf seinem Album Opal hat sich der Bristoler Produzent Batu im vergangenen Jahr besonders durch das Bändigen widerständiger Klänge hervorgetan. Jetzt stellt er seine Fähigkeiten im Gestalten ungewohnter Obertöne in den Dienst durchaus vertrauter Formen.

Forsch voranpumpender Trance gehört genauso dazu wie bassbrodelnder Techno. Zwischendurch bleiben die Klänge wie ein vorüberwehender, digitalisierter Chor auch mal bei sich. Im Titelstück folgt ein so bezwingender wie fluide unerhörter Beat, dessen trocken-tribalistischer Funk alles, was auf Takt anspricht, mit keinen Widerspruch duldender Energie zur Bewegung kommandiert. Danach darf es zum Runterkommen ein wenig folkloristisch informierter Ambient sein. Tim Caspar Boehme

Derek Plaslaiko – Month of May (The Bunker New York)

Auf seiner jüngsten EP für The Bunker New York verzichtet der Detroiter Produzent Derek Plaslaiko auf Gewohnheitstechno und geht stattdessen lieber seinem Spieltrieb nach. Erfolgreich.

„For Play (Day One)” lässt einen Bass hämisch durch die Tiefe irren, während die Beats hektisch peitschen und es darüber in Störgeräuschmanier rauschig knarzt. Freidrehende Frequenzen gibt es auch in „My Fire Alarm” bei ansonsten diszipliniertem Rhythmusgerüst. Ein herrlich schlichtes Sample steuert „Break the Lotto” zu 303-Gekiekse bei, und in „Computer sagt Nein” sind die Beats fast unter sich, wären da nicht die gelegentlichen Akzente von elektronischem Geräusch. Man möchte abstrakt dazu sagen, dabei geht es gezielt und mit der gewünschten Wirkung auf den Körper. Tim Caspar Boehme

Gacha Bakradze – Forget EP (Oath)

Romantische Personen lieben diesen Trick. Legt man eine Platte von Gacha Bakradze auf, fallen die Grenzen zwischen Keuschheit und Kitsch. Der Clubbetreiber, Producer und Familienvater aus Tiflis, Georgien, schmalzt seine Platten gerne mit Harmonien aus Heiterkeitsstudien. Zwei Alben auf Lapsus wirken immer noch nach wie der Afterglow nach 38 Stunden on the edge.

Auf Forget, seiner neuen EP für Oath, fehlt nur das Wasserplätschern für die Erleuchtung im Eso-Shop. Im gedruckten Feuilleton hieße das zwar organisch, alle anderen hantieren aber längst mit den Downern. Bevor das jemand falsch versteht: Bakradze verreißt das Steuer nicht in der Kumbaya-Kurve. Er macht keine Mucke für verlorene Hippie-Seelen. Bakradze schickt seine Musik durch einen Traumfänger, den er so grob häkelt, dass man die Platte auch zur Klubnacht mitbringen darf. Ob Warm-up oder Cool-down entscheiden die guten Geister selbst. Neben „Lake” oder „What You Say” könnte man aber schlechtere Optionen aus der Plattentasche fischen, um die Leute zum Schmusen zu bringen. Christoph Benkeser

Marcellus Pittman – Facid Trunktion (Acid Test)

Unvergessen sind natürlich die deep-glitzernden, unglaublich harmonischen State-of-the-Art-Veröffentlichungen von Tin Man auf dem nun zwölf Jahre alten Los-Angeles-Berliner Label Acid Test, das sich von Stunde null an der TR-303 verschrieben hat. Die Katalognummer 19 kommt als Drei-Track-EP von der Detroiter Legende Marcellus Pittman.

Der Titeltrack „Facid Trunktion” mumpft ziemlich fies und enttäuschend frequenziell zugemüllt herum. Bei Pittman ist das sicherlich kein Produktionsversagen, sondern gewollt und wird unter Stilmittel eingestuft. Folgerichtig klingt „Sanskrit Body Rock.” schon wesentlich räumlicher und dreidimensionaler. Ich komme einfach nicht drauf! An welchen Nullerjahre-Track erinnern die Synth-Keys? Bei „Ask It Acid” kann man eigentlich nur noch schenkelklopfend lachen. Das ist einer der minimalsten und absurdesten Acidtracks, die ich jemals gehört habe. Da drischt motivationslos eine dreckig gesampelte TR-909-Kick auf dich ein. Im Ausklang der Kick fiept noch ein elektronisches Störgeräusch. Darüber shufflet eine viel zu spät sitzende, hängende, geschlossene Hi-Hat. Und dann: Kommt eine Marschrhythmus-Acidline, als wär’s schon wieder Oktoberfest. Fertig. Die EP hat wirklich Humor. Mirko Hecktor

Rhythm Of Paradise – In My Face (Smallville)

Tropische Beats für wärmer werdende Tage – der Italiener Michele Lamacchia hat ein Händchen für feinfühligen Deep House à la Chaos In The CBD. So birgt seine neue EP für Smallville vier ausgesprochen stilvolle Tracks, die Lust auf Schunkeln mit den Liebsten machen.

Der Titeltrack paart zurückgelehnte Balearic-Vibes mit einem klassischen Vocal-Sample und einer Bassline zum Reinlegen. „Love Me Tonite” glänzt mit tropischer Perkussion und Dschungel-Flair, schimmert mit gefühlvollen Pads und Strings, doch packt gleichzeitig genügend Drive aus, um den Dancefloor aufzuheizen. Der Nu-Cleo-Remix auf der Flip ist erfrischend bouncig, behält dabei aber die analog-warm-weiche Soundsignatur der Platte bei. Die gebührende Closing-Nummer „Solaris” fährt mit epischen Strings und blubbernder Acid-Line nochmal alles auf für den finalen Ansturm nach der Peaktime.Eine wunderbar abwechslungsreiche, ausgewogene EP mit guten Tracks für die Open-Air-Floors dieses Sommers. All killer, no filler! Leopold Hutter

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