B From E – Bispebjerg EP (Bispebjerg)
Die drei Original-Tracks dieser EP des in Kopenhagen lebenden Mexikaners B From E knallen gnadenlos nach vorn – ohne freilich in irgendeiner Weise plump zu wirken. Geschickt verbindet er die gerade House-Kick mit auflockernden Breakbeats, so simple wie effektive Basslines mit frohgemut euphorisierende Ravepiano-Breaks.
Drei Housetracks, die Naivität mit Cleverness verbinden und dabei auf ganzer Linie gewinnen. Als Zugabe gibts dann noch zwei Remixe. Einmal einen in mystische Atmosphären zwischen Techno und House abtauchenden von Lille Høg. Einen zweiten von Main Phase, der Jungle-Breaks auf Garage-House-Tempo bringt. Auch hier gibt’s nichts auszusetzen. Tim Lorenz
Big Zen – Prayer Bass (Mood Hut)
Vier Tracks kanadischen Power House bietet diese EP. Und ja, wie der Titel es erahnen lässt, ist der starke, runde, durchdringende, warm-analoge Bass das Zentrum jedes einzelnen Stückes. Die straight nach vorn wummernde Basskick gibt den Ton an. Und drumherum schichtet der Produzent aus Vancouver ein spannungsreiches Konglomerat aus Flächen und Sequenzen, mal euphorisch, fröhlich, mal mehr in geheimnisvoll-mystische Atmosphären abtauchend. Dabei bleiben die Tracks stets zielgenau auf den halbdunklen Dancefloor ausgerichtet – funktional, ohne an Tiefe zu verlieren. Tim Lorenz
Hermit In A Rave Cave – Hermit In A Rave Cave 1 (Jack For Daze)
Mit einem neuen Alias (es dürfte ungefähr sein 43. sein) begrüßt Danny „Legowelt” Wolfers das neue Jahr. Wie der Titel der EP andeutet, handelt es sich zugleich um den Auftakt einer fortlaufenden Reihe für das Clone-Sublabel Jack For Daze.
Die sechs Tracks auf Hermit In A Rave Cave Pt. 1 haben eine gejamte, analoge Anmutung, ohne skizzenhaft zu wirken. „Alive With Darkling Things That Fly” ist Wolfers’ Version eines Acid-Tracks, „Cassiopeia Theme” ein clapgetriebenes, aber introspektiver angelegtes Roland-Rondo. Atmosphärischen Den-Haag-Electro serviert der Ausnahmeproducer auf „The Space Gamer”. New Beat anderer Art hält „Sorrow Dust” bereit – und einen unfassbaren Breakdown, in dem die Sounds zu implodieren scheinen.
Einer der besten Wolfers-Tracks ever ist das umwerfende „Sentimental Proverb”: als schmuddeliger Klon aus New Orders „Blue Monday”, Lipps, Inc.s „Funkytown” und Hot Butters „Popcorn” ein unwiderstehlicher DIY-Instant-Disco-Hit. Ein Geniestreich – einmal mehr. Harry Schmidt
Itoa – Oh No (Exit)
Während sich dBridges Label Exit der 100. Katalognummer nähert, darf der Londoner Itoa die Nummer 99 beisteuern – seine bereits dritte Veröffentlichung innerhalb kurzer Zeit. Wie die Faust aufs Auge passt dort aber auch sein aus Jungle, Footwork und Juke zusammenkommender Sound hin, der sich zwar futuristisch anhört, aber weniger auf knackige Percussion und viel mehr auf groovende 303-Rhythmen setzt.
Der acidlastige Titeltrack der mit acht Stücken gefüllten EP sticht mit der japanischen Rapperin Nakamura Minami klar heraus, der Opener „Wet Brain” hingegen ist cinematischer Juke par excellence. „We Want” überrascht plötzlich mit bassgewaltigem Wobble-Acid-Techno und „Fonda U” ist farbenfroher Footwork samt hochgepitchter Vocals und schneidenden Synthies à la Machinedrum. Auf den letzten beiden Tracks gibt es dann nochmal die erfrischende Kombination aus Acid-Riffs und Neurofunk-D’n’B, die sich zunehmend zu Itoas Handschrift entwickeln zu scheint. Leopold Hutter
Pinch – Croydon House EP (Tectonic) [Reissue]
In Zeiten, in denen Dubstep noch das Codewort einer winzigen Internet-Community aus Südlondon war, durfte der Name Pinch in keiner Konversation über den neuesten „Badman”-Tune fehlen. Mit seinem Label Tectonic und der frühen Genre-Hymne „Qawwali” einer der wichtigsten Antreiber der damals aufkeimenden Dubstep-Bewegung, setzte Pinch mit Croydon House noch einen drauf bzw. war mit der EP mit Anstoß dafür, dass sich viele Produzenten von 140 BPM auch abwärts Richtung House und Techno orientierten, sich die Genres allmählich annäherten und gegenseitig befruchteten.
Seine nun wiederveröffentlichte Single von 2010 bringt beeindruckend die Experimentierfreude dieser Jahre zurück; mit House-Tempo und rollenden Subbässen, die plötzlich koexistieren durften, gepaart mit den typisch knallenden Offbeat-Snares und der düsteren, grimey Atmosphäre nächtlicher Londoner Straßenzüge. Die Flip „Elements” bleibt noch dubbiger-reduziert, während die Digi-Version mit einem melodischen Shackleton-Remix glänzen kann. Leopold Hutter