DJ Morpheus (Foto: Minimal Compact – Statik Dancin’ 2019 Version)
Auch wenn der Name zunächst vermuten lässt, dass der heutige Kurator der Charts from the Past Sportsonnenbrille und Plateauboots trägt, während er die geneigte Crowd mit 160 BPM-Hardtrance-Cuts segnet, könnte die Realität nicht weiter davon entfernt sein. Samy Birnbach alias DJ Morpheus ist ein israelisch-belgischer Musiker, A&R und DJ, der mit seinem Wirken seit Beginn der 80er Jahre vor allem die elektronische Musik der langsameren Sorte nachhaltig geprägt hat.
Von 1980 bis 1987 sowie für diverse Reunions war er Leadsänger der Post- und Indie-Rockband Minimal Compact, mit der er international Erfolge feiern konnte. Nach deren erster Auflösung widmete sich Birnbach verschiedenen anderen musikalischen Projekten, bis er dem Dasein als Recording Artist 1994 den Rücken kehrte und sich unter dem Pseudonym DJ Morpheus eher kuratorischen Aufgaben zuwandte. So hostete er verschiedene Radioformate in Brüssel und Paris und tourte als DJ weltweit durch Clubs und Festivals.
Heute ist DJ Morpheus vor allem als Kurator der Freezone-Serie bekannt, die von 1994 bis 2001 über SSR Records erschien und maßgeblich für die Entwicklung von Lounge- und Ambientmusik mitverantwortlich war. So schreibt Mike G, Gründer des Ambient Music Guide, über Freezone: „This is lounge music for the dance generation, born of clubland but designed for the couch, using a mix of electronica and live instrumentation to sample, twist and transform sounds drawn from sources that span over 50 years of contemporary music. Beat music as ambient? This series proves it beyond a doubt.”
Auch die Selektion aus der Groove-Ausgabe 43 spiegelt diese treffende Beschreibung von DJ Morpheus’ kuratorischer Stärken wider und gestaltet sich zwar genreübergreifend, aber stets langsam und zurückgenommen. So remixen Kruder & Dorfmeister, „Going Under” von Rockers Hi-Fi zu einer sphärischen Soundreise und μ-Ziq mischt gebrochene Bassläufe mit experimentellen Samples und teilweise analoger Instrumentierung. Einzig Punk Andersons „Shave that Pussy” fällt ein wenig aus dem Rahmen und weckt langsame Ghetto-House-Assoziationen.
Diese und viele weitere DJ-Charts findet ihr in der GROOVE Ausgabe #43 oder in unserem Heft-Archiv.