Amanda Mussi – Arch Selections X.8 (Sweat Lodge)

Amanda Mussi Sweat Lodge

Amanda Mussi ist DJ, Produzentin und Kuratorin aus São Paulo und gilt sowohl in Brasilien wie auch in Paraguay als Veteranin der queeren Underground-Szene. Sie ist Dauergästin in den angesagtesten Locations der größten Stadt Brasiliens wie etwa der Mamba Negra, wo sie ihren ersten Boiler Room veranstaltete. Sie spielte außerdem bereits in Clubs wie Berghain, About Blank oder Mutabor. 2021 veröffentlichte sie mit der Rave Dreams EP auf eine Platte mit halsbrecherischen Tempo aus Techno und Acid-Bässen. Momentan bereitet sie eine weitere Veröffentlichung auf ihrem Label Macro Hits vor.

Im Gegensatz zu ihrer eigenen Musik, die für schroffe Peaktime-Momente bestimmt ist, präsentiert die Brasilianerin hier ein sehr rundes After-Hour-Electronica Set. Sie kombiniert Ambient-Elektronik mit Drone, Stoner Doom und IDM – eine Mischung aus Stilen, die Mussi abseits des Dancefloors genießt. Ihre ausgewählten Tracks stammen vorwiegend von aufstrebenden lateinamerikanischen Künstler*innen wie etwa der brasilianischen Post-Punk-Band RATKA, Techno-DJ Ana Gartner aus Kolumbien oder von Ambient-Produzenten wie Tha_Guts und Danny Oliveira. Andrea Würtenberger

Cato Canari – Trushmix 187 (Trushmix)

Cato Canari – Trushmix

Balearic geht immer, jahres- und tageszeitunabhängig. Der wenn überhaupt grob definierte Sound zwischen Pop-Attraktion und anglerhutkonformem Selector-Snobismus, der das Café del Mar stets mindestens mitdenkt, erfreut sich in den letzten Jahren – definitiv auch schon vor Einsetzen der Pandemie – einer Renaissance, die für ibizenkische Lifelong-Comedowner keine ist, sondern ein nie enden wollendes Lebensgefühl.

Cato Canari dürfte sich dieser Klientel nicht zurechnen; der Mix des in Tokio lebenden Norwegers für die aus dem gleichen Land stammende Trushmix-Serie zelebriert eine kreative, weiter gefasste Vorstellung balearischer Klänge, die viel zu wenige glückliche Zuhörer*innen vor Kurzem ins neue Jahr hievte. Das Tempo fällt zwar typischerweise moderat aus, die Stimmung aber pendelt zwischen schwül, fokussiert und augenzwinkernd. Trip-Hop-Artiges von Coil oder Army of Lovers, massenhaft perkussiver Ambient, beispielsweise von Dancing Fantasy, oder, wenn es nach vorne gehen soll, ein polternder „Macarena”-Edit von Malouane. Das alles kommt locker gemixt daher, stellenweise laufen Tracks auch aus. Maximilian Fritz

Danielle – NTS House Special 11.01.2022 (NTS)

Danielle – NTS

Vielen DJs wird nachgesagt, dass sie mit ihren Sets eine eigene Sprache sprechen. Dazu gehört die aus Bristol stammende Danielle. Ihr umfassender Geschmack lässt sich auf Ihre zehnjährige Zeit beim berühmten Londoner Plattenladen Phonica zurückführen. Dort lernte sie, neue Veröffentlichungen Woche für Woche zu filtern, um dann die Schmuckstücke für ihre DJ-Sets herauszuziehen. Mit ihren Händen fügt sie unzählige Splitter aus Techno, Electro, Dubstep, Breakbeat, Jungle, Ambient und experimenteller Musik zusammen.

In diesem NTS-Special liefert Danielle einen flotten Mix mit einem eindeutigen House-Fokus. Natürlich kommen auch Breakbeat- und Techno-Liebhaber*innen nicht zu kurz. Zum Auftakt werden wir mit dem Klassiker „Aftermath” von Nightmares on Wax empfangen, und bereits im Anschluss befinden wir uns in den Tiefen des Sets. Sie präsentiert massenhaft Tracks von unbekannteren Künstler*innen, die zwischen wichtigen Wegweisern liegen und ihren Sets den entscheidenden Kick geben. Mit diesem Mix zeigt Danielle wiederholt ihre Klasse – ein willkommenes Geschenk in dieser tristen Zeit mit interessanten Künstlern wie Prince Ozay oder Mod-R, die man unbedingt mal auschecken sollte. Moritz Weber

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Marie Montexier –  AIAIAI Mix 053 (AIAIAI Mix)

Marie Montexier AI AI AI

Die steile Karriere von Marie Montexier scheint dieser Tage unaufhaltsam. Von ihren DJ-Anfängen auf illegalen Open-Airs rund um Köln hat es die mittlerweile Wahl-Leipzigerin zu einer Residency bei Warning, internationalen Gigs und neuerdings auch einem eigenen Label (Paryìa) gebracht. In ihren Sets begegnen sich schwere Breaks und flirrende Acid-Salven auf den rotierenden Plattentellern, ohne dabei in die Vorhersehbarkeit abzudriften. Denn sobald man denkt, die Energie ist auf dem Siedepunkt angelangt, wird die eigene Antizipationsgabe vom nächsten Backspin Lügen gestraft.

Tatsächlich wählt die junge DJ in ihrem Beitrag für den AIAIAI-Podcast eine eher ungewöhnliche Selektion. Diese ist vermutlich auch der Grund, warum sich der Mix, der ursprünglich aus einer Clubnacht im Sommer 2021 stammt, deutlich von ihrem sonstigen hochqualitativen Output abhebt. Anstatt gebrochener Rhythmen und schweren Basslines gibt’s diesmal funky Powerhouse, blitzende Vocalsamples und einen unerschütterlichen Groove. Space Trax’ All-Time-Hit „Atomic Playboy” macht klar, wohin die Reise geht, und spätestens bei Blue Hours „Warm Love”-Remix glüht nicht nur die 303, sondern der staubigste Schreibtisch wird zum schwitzigen Dancefloor. Marie Montexier lässt den winterlichen Lockdown-Blues verblassen und macht deutlich, warum man sich auf den Sommer freuen sollte. Till Kanis

Monster b2b Solid Blake – HÖR – Jan 7 2022 (HÖR)

Solid Blake b2b Monster – HOER

Ein wirklich spannendes, breakiges b2b liefern die Electro-Abgeordnete Solid Blake und Monster im HÖR-Stream. Die in Glasgow geborene, dann in Kopenhagen und seit 2021 in Berlin lebende Musikerin Solid Blake ist für ihren breiten Musikgeschmack mit dennoch eindeutigen Electro-Nuancen bekannt. Monster hingegen besticht in letzter Zeit zunehmend durch eine interessante Selektion mit Trance-Einschlag. An dieser Stelle sei auf ihr Warmup-Boiler-Room-Set im Rahmen des Warschauer Instytut-Festivals verwiesen.

Sphärische Breaks, kombiniert mit gestochen scharfen Electro-Drums, und feinstes Mixing machen dieses Set wunderbar vollkommen. Beide DJs geben der anderen Platz, um die eigene Auswahl zu präsentieren, und mixen sehr sensibel, um harmonischen Ungereimtheiten entgegenzuarbeiten: Wenn der neue Track kickt, ist der alte Track oft schon ausgefadet.
Von Skee Masks „Type Beat 3” über den Aciddream-Track „1991” von Rigson bis hin zu einem breakigen Remix des Grime-Tracks „Welcome to London” von Flowdan spielen die beiden viele noch unveröffentlichte Schätze. Dieses b2b steht beispielhaft dafür, wie DJs durch den Austausch auf Augenhöhe ein neues musikalisches Momentum kreieren können. Vincent Frisch

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