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Juli 2021: Mixe des Monats

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DJ Manny – XLR8R Podcast 703

Teklife-Veteran DJ Manny veröffentlichte kürzlich für XLR8R einen Mix, der gleichzeitig wie Showcase für sein Album Signals in my Head und seinen musikalischen Background wirken. Neben vieler eigener, zum Großteil noch unveröffentlichter Nummern gibt er Wegbegleiter DJ Taye, DJ Rashad oder DJ Phil allein oder in gemeinsamer Arbeit die Bühne. Der ganze Mix funktioniert dabei als neue, ikonische Footwork-Compilation. Banger reihen sich an Banger und wachsen zu einem nicht auf zu haltenden Tek-Tsunami. Die klassischen kalten, maschinellen Rhythmen belegt mit romantischen bis zuckersüßen Melodien. Das greift Mannys aktuelles Album auf, auf dem er mit der Zutat R’n’B nicht gespart hat. Wenn dann in der Mitte der Titeltrack seines am 23. Juli erschienen Albums ertönt, kommt man auch nicht umhin, die Augen mit leisen Tränen zu benetzen. Der Übergang von „Read ya Mind” ist brilliant, die angestaute Energie entlädt sich und wird gefangen in einer wunderbar romantischen Melodie. Es ist schon sehr gefühlig auch, bei all der Härte und Maskulinität, die einem da entgegen prescht. Darum: DJ Manny. Lutz Vössing

Lucy Gooch – Sunday Mix (Crack Magazine)

Mit ihrem Mix wiegt Lucy Gooch in einen wohlig warmen Zustand der Tiefenentspannung. Dabei lotst die Engländerin uns eingangs zu einem Kirchenchor, dann mal in organische Ambientgefielde, zu melodischem Dream-Pop oder kosmischer Weltallmusik. Goochs weicher Klangschwall, bei denen jazzige Momente, sphärische Synths und sanfte Perkussionen den Ton angeben und Arthur Russell, Alice Coltrane und Duval Timothy sanft ineinander übergehen, lässt bewusst die eigenen Gedanken abdriften. Jeder Track ist in eine langsame, sanfte Ästhetik gewickelt, mit der auch ihre zweite EP, die dieses Jahr erschien und sich durch spärliche Instrumentation kennzeichnet, daherkommt. Ähnlich reduziert lässt auch der Mix der in Bristol lebenden Künstlerin kein großes Klangaufgebot zu. Langgezogene Synths werden beispielsweise von malerischen Geigen oder klimpernden Harfen durchzogen, die alles andere als Hektik entstehen lassen. Stattdessen kann man sich etwas in Geduld üben und wird mit einem entspannenden Klangbad, das die Sorgen von uns wäscht, belohnt. Louisa Neitz

MoMA Ready (Dekmantel)

Wyatt Stevens aus New York ist besser bekannt als der Produzent und DJ MoMA Ready. Weder dem rauem House, dem Neunziger-Jahre-Jungle noch dem Detroit Techno seiner eigenen Produktionen ist er ganz und gar verschrieben. In seinen Mix montiert er diffus auch Disco-, und Acid-Tracks ein, wie er es gerade fühlt – und man hört, dass er es fühlt. Die ungezügelte Energie, die ihn auch zum Skateboarden und Filmemachen bringt, überträgt er in seine Musik. Als Co-Betreiber des Haus-of-Altr-Labels ist das Selektieren guter Musik für ihn eine hörbare Freude. In einem Wisch und ohne Bearbeitung hat er ein DJ-Set zusammengestellt, das die Ohren und Beine wackeln lässt. MoMA Ready verzichtet auf klassische Elemente wie einen langsamen Aufbau. Er bricht stattdessen mit den Hörgewohnheiten und potenziert die Energie von einem Song zum nächsten. Wie in ein gutes Workout baut er gleich mehrere Höhepunkte ein und kreiert damit buntes Potpourri aus vielen Genres, das Körper und Seele zum Schwingen bringt. Giovanna Latzke 

Mor Elian – Truancy Vol. 280 (Truants)

Gerades gibt’s von Mor Elian in der 280. Truancy-Ausgabe wie üblich kaum zu hören. Die israelisch-amerikanische DJ, Producerin und Chefin des Labels Fever AM reiht Bass Music und Break-lastige Stücke aneinander, verfällt dabei aber nicht in einen machistischen Trott, in dessen Zuge sie sich Nummer für Nummer tieffrequenter austoben müsste. Zielsicher bleibt sie mit ihren Tracks größtenteils den Mitten verpflichtet, wuchtige, für einige Sekunden grollende Basskaskaden schlagen vereinzelt Schneisen. Klinisch steril und seltsam weltfremd fällt die Atmosphäre über die 76 Minuten hinweg aus, klare Vocals wie auf TSVIs ASMR-Übung „Sospiro Sospirando” bahnen sich nur selten ihren Weg an die Oberfläche des zähflüssigen Gebräus aus zeitweiser Tech-House-Ästhetik und gebrochenen Rhythmen, die ihr Maximum an Tanzbarkeit hin und wieder im Electro-Korsett entblößen. Wenn überhaupt ist Murmeln angesagt, das sich an der Grenze zur tribalistischen Zungenrede befindet, wenige Takte später in der Regel bereits von arhythmischem Drumming neutralisiert. Gemixt wird mal abrupt, mal mit einer Ausdauer, die vor Überzeugung von der eigenen Selektion nur so strotzt. In gewisser Weise der heilige Gral unter den Mixen: Locker tanzbar genug für den Club, definitiv aber ein Vergnügen als Kopfhörer-Erlebnis. Maximilian Fritz

Roman Flügel (Rinse FM)

So vielseitig und originell wie Roman Flügel selbst ist auch sein Mix für den in London ansässigen Radiosender Rinse FM. Mit atmosphärisch getriebenen Grooves, welche sich sowohl zum reinen Zuhören als auch für den Dancefloor eignen, entführt der deutsche Produzent, DJ und Live-Act für ganze 120 Minuten in sonnengetränkte Klangsphären. Von Nostalgie über Melancholie bis hin zur Euphorie deckt Flügel mit weichen, entspannenden Hooks eine breite Palette an Stimmungen und Gefühlswelten ab.

Melodische Parts, die sich trotz ihrer Ungleichheiten komplettieren und dabei eine Achterbahn der Klangnuancen erleben. Weiter geht es mit groovig housigen Breakbeats, die einen Hauch Jungle-Vibe in sich tragen. In großen Schritten und hohem Tempo begibt sich Flügel nach rund 45 Minuten in die Welt der clubtauglichen Acid-Sounds und schlägt damit einen markanten Richtungswechsel ein. Im Anschluss singt eine Vocalstimme die Worte „Kommt mit mir” und transportiert die Stimmung einer durchzechten Nacht, die die Morgenstunden einläutet und den Tag mit einem lachenden und einem weinenden Auge begrüßt. Franziska Nistler

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