5Curt Cress – Dschung Tek (Music From Memory)
Eine Fliegenklatsche als Clap, tribalistische Perkussion und ein sehr nuanciert gespieltes Schlagzeug, im Hintergrund Field Recordings von Vogelstimmen. Das sind einige der Hauptzutaten von „Dschung Tek“, einer irgendwo zwischen Balearic und House frei flottierenden Nummer von Prof. Curt Cress, dem für die Fähigkeiten an seinem Instrument mehrfach ausgezeichneten Drummer. Das Label Music From Memory würdigt sein Soloschaffen mit zwei Versionen dieses für Produzenten wie Tornado Wallace durchaus inspirierenden Tracks. Hinzu kommen drei nicht weniger elektrisierende Stücke von Cress’ 1983er Album Avanti. Kommt genau zur rechten Zeit für die Neubetrachtung der Achtziger und Neunziger. Tim Caspar Boehme
4Jeremy Hyman – FT048A (Future Times)
Die Platten auf Future Times haben oft etwas Magisches an sich, wachsen leicht über die Grenzen ihrer tanzbaren Funktionalität heraus. Jeremy Hyman zeigt dies mal wieder deutlich, wenn seine vielschichtigen Perkussiv-Tracks nach und nach den Blick freigeben auf weite Welten voller Details, die entdeckt werden wollen. So fällt der Vorhang in „Slide” auf lebendige Bassläufe, die sich wie urzeitliche Fabelwesen winden und wenden. In „Madness” wiederum weiß man sich weder wach noch träumend; irgendwo dazwischen, umgarnt von filigranen Andeutungen, scheint man zu dahinzuschweben. Wenn der Synth dann auch noch so flauschig einmummelnd daherkommt wie hier, mag man eigentlich auch gar nicht mehr aus diesem Traum aufwachen. Ähnlich angenehm auch der Abschluss-Track „Tinted Mirror”, auf dessen überlangem House-Fundament unzählige verschiedene Melodie-Ideen zu einem harmonischen Miteinander finden, zu epischen Proportionen anwachsen und dabei bemerkenswerterweise nicht zu dick auftragen. Pépé Bradock lässt grüßen! Leopold Hutter
3Nathan Melja – Karibuni Music (Antinote)
Der in Paris lebende Produzent Nathan Ifergan hat unter den Pseudonymen Max Mode, Melja und Nathan Melja digital und auf Vinyl via Labels wie Mister Saturday Night, seinem eigenen Imprint Dream Real und dem Ninja Tune-Sublabel Technicolour diverse EPs an der experimentellen Schnittstelle zwischen House, Techno, Ambient und spielerischer Elektronik veröffentlicht. Nun seine erste EP für Antinote. Mit „Deadrums“ zeigt er sein präzises Produktionstalent. Ein scharfer Techno-Knaller, in dem es feinteilig zirpt, Perkussions rütteln und der dennoch leichtfüßig erscheint. Mit dem Track „Angels“ steppt er verzwickter und verbreitet trotz aller Nervosität schwelgerische Maschinen-Melancholie. Abgerundet wird alles durch „Candy“, ein Stück, das Ghetto-Tech-Elemente für die Afterhour aufbereitet und den Bass schön grummelnd ausfährt. Spannende Clubmusik jenseits der Zeitgeistströmungen. Gemacht für alle, die sich gern auf Tanzflächen verlieren. Michael Leuffen
2Palms Trax – To Paradise (Dekmantel)
Die Equation-EP des jungen britischen Producers Jay Donaldson alias Palms Trax war nicht nur die erste Katalognummer von Lobster Theremin, sondern hat auch das Profil eines der meistbeachteten Labels der vergangenen Jahre maßgeblich mitgeprägt. Auch für Forever, das erste Release der Lobster-Theremin-White-Label-Serie, setzte man auf Donaldson. Seit 2015 veröffentlicht er auf Dekmantel. Zur Inspiration für To Paradise hat er einen Stapel alter Italo-Disco-Platten durchgehört, Tony Moore D.J. und TCP vielleicht. Der Titeltrack seiner nunmehr dritten EP für das Amsterdamer Qualitätsimprint hat eine Hookline, die mit Open-Air-Festival-Hit in Großbuchstaben samt Ausrufezeichen überschrieben ist. Die Musik zu ungefähr gleichen Teilen Italo-Disco und Euro-Dance, mit einem Schuss Neo-Trance versehen. Nahezu ebenso eingängig gleitet der Balearic-Disco-House von „Love In Space“ mit schlenkernden Bewegungen auf den Dancefloor. „Heron“ knüpft dagegen an die aktuelle Breakbeat-Hochkonjunktur an. Harry Schmidt
1Ron Trent – Warm (Future Vision)
Auf seinem eigenen Label Future Vision veröffentlicht Ron Trent mit Warm eine EP, die mehr als nur etwas aus der Zeit und dem Trent’schen Erwartungshorizont gefallen scheint. Prescription’esker Deep House schwingt hier, wenn überhaupt, nur noch ganz im Hintergrund mit. Während „Night Ride“ noch am ehesten als verspielte Larry Heard-Jazz House-Gefälligkeit durchgehen könnte, alterniert das schwülstige „On A Journey“ zwischen balearisch weichgezeichneter Disko und Prince-artigem Soft Rock-Funk. „Exhale“ haut mit schwurbeligen E-Gitarren und lateinamerikanischen Percussions dann noch eine beherzte Portion Santana rein und lässt den geneigten Hörer unterm Strich etwas ratlos zurück. Stefan Dietze