Foto: UNLAND (Motor City Drum Ensemble)

Bis zum DGTL Amsterdam, das am Osterwochenende die Festivalsaison einläutet, dauert es inzwischen keinen Monat mehr. Das komplette Line-Up steht bereits seit Anfang des Jahres und beeindruckt einmal mehr mit einem Potpourri aus allem, was in der elektronischen Musik Rang und Namen hat. Mit dabei ist auch Danilo Plessow alias Motor City Drum Ensemble, der uns im Vorlauf ein paar Fragen beantwortete.


 

Das DGTL kümmert sich neben der Musik seit einigen Jahren auch verstärkt um Nachhaltigkeit. Siehst du darin als international erfahrener DJ einen Trend bestätigt oder hat die Festivallandschaft noch großen Aufholbedarf in diesem Bereich?

Das ist durchaus ein Thema, das gerne außen vor gelassen wird. Die Verantwortung liegt auf Seiten der Promoter aber genauso wie bei den Gästen – Nachhaltigkeit fängt bei jedem selbst an. Ich bin mir natürlich auch bewusst, wie krass der Beruf des jetsettenden DJs dem widerspricht und wie zudem eine ganze Industrie an den billigen Reisemöglichkeiten hängt. Das sollte man dann definitiv kompensieren, wenn es irgendwie geht. So weh das tun mag – im Prinzip ist der ‘rückständig’ denkende Konservative vom Land, der nicht ständig reist, weit weniger problematisch für die Umwelt als unsere offene, liberale Techno-Blase. Den Leuten muss aber bewusst sein, dass nur für etwas zu stehen, weil das gerade Zeitgeist ist, nicht reicht. Man muss schon auch unliebsame Dinge anpacken. Deswegen schätze ich die Bemühungen der DGTL-Crew sehr, weil es eines der entscheidenden Themen für die Zukunft unserer Generation ist.

Erstmals wird es auf dem DGTL eine Bühne geben, die sich ausschließlich Live-Sets widmet. Existieren deinerseits Pläne, irgendwann einmal Shows als Live-Act zu spielen?

Auch das befürworte ich sehr, wobei ich dem im Bereich der elektronischen Musik manchmal etwas skeptisch gegenüberstehe, weil es doch immer noch ziemlich viele arg ‘einfache’ Setups gibt, wenn man so will. Da bleibt dann unklar, was eigentlich wirklich live passiert. Deswegen lobe ich mir jemanden wie KiNK, der das zwar auch allein, aber sehr entschlossen und spontan macht. Das ist definitiv besonders. Leider habe ich auch das Gefühl, dass der ‘Superstar-DJ’-Kult so einige klassische Bands ersetzt hat; für die Industrie ist es halt wesentlich einfacher, nur für eine Person Kost und Logis zu organisieren, dazu die ganze Technik und so weiter. Das ist aber wirklich schade. Deswegen fördere ich auch aktiv Livebands im klassischen Sinne, zum Beispiel wenn ich Festivalbühnen oder Club-Nächte kuratiere. Ich arbeite auch immer wieder mit Bands zusammen. Daraus ist allerdings noch kein Live-Act entstanden, aber es wäre definitiv interessant für mich.

Was erwartest du dir von der diesjährigen DGTL-Ausgabe und was macht für dich die Atmosphäre des Festivals und der holländischen Szene besonders?

Das Publikum in Holland ist, ähnlich wie in England, immer ziemlich weit voraus, was aktuelle Trends angeht. Als ich woanders noch schräg angeschaut wurde, wenn ich Fela Kuti oder Jazz in House-Clubs gespielt habe, hatten die es in Holland schon lange raus. Zudem habe ich einige Jahre in Amsterdam gewohnt und habe viele Freunde vor Ort. Es ist also immer schön, dort zu sein.

Siehst du bestimmte Highlights im Aufgebot, die du empfehlen würdest?

Das schöne an solchen Festivals ist, dass man immer überrascht wird, gerade in Holland. Klar gäbe es persönliche Highlights, aber man kann sich auch einfach mal treiben lassen und neues entdecken, finde ich.

Was steht bei dir persönlich in Zukunft an?

Ich hatte einen ruhigen Februar, jetzt geht es wieder richtig los. Neben einem hektischen Tour-Plan wird es auch wieder etwas neue Musik geben. Ich weiß, dass ich in den letzten Jahren sehr langsam im Produzieren geworden bin. Das liegt aber eher an meinen eigenen gewachsenen Ansprüchen als daran, dass ich nichts produzieren würde. Anfang des Jahres hatte ich einige sehr ergiebige Sessions in Melbourne. Daraus wird wohl etwas Neues entstehen, mehr dazu bald. Jetzt freue ich mich erstmal, dass das Jahr wieder losgeht, und ich bin super neugierig darauf!


Groove präsentiert: DGTL Amsterdam 2019
19. bis 21. April 2019

Line-Up: &ME vs Rampa, Abstract Division, Amelie Lens, Andhim, ANNA, ANOTR, Archie Hamilton, Bambounou, Be Svendsen (live), Bedouin, Ben Klock, Bicep (DJ), Bjarki (live), Carista, Colin Benders (live), Collé, Cubicolor (live), Dax J, De Sluwe Vos (live), Disclosure (DJ), Dixon, DJ Boring (live), DJ Seinfeld, Dr. Rubinstein, DMX Krew (live), Eelke Kleijn, Elias Mazian, Floorplan, George FitzGerald (live), GusGus (live), HAAi, Horse Meat Disco, Identified Patient, Joachim Pastor (live), John Talabot b2b Oceanic, JP Enfant, Kölsch, Larry Heard aka Mr. Fingers (live), Laurent Garnier, Len Faki, Luuk van Dijk, Maceo Plex, Marcel Dettmann, Matthew Dekay, Max Cooper (live), Mella Dee, Midland, Moodymann, Motor City Drum Ensemble, Moxie, Ninze & Okaxy, Oceanic, Oliver Koletzki, Optimo, Otzeki (live), Pachanga Boys, Parallels (live), Patrick Topping b2b Green Velvet, Paula Tape, Philou Louzolo, Rampue (live), Rebolledo, Redshape (live), ROD, Rødhåd, Roi Perez, Rone (live), Sam Shure, Satori (live), Sedef Adasi, Stranger b2b Deniro, Tammo Hesselink, The Black Madonna, Tijana T, Titia, Tourist (live), Tracey, Upsammy, Vermelho, William Djoko, Younger Rebinds

Tickets: 106€ Wochenendpass, 157€ Passe-Partout

NDSM Docklands
NDSM-Plein 28
1033 WB Amsterdam
Niederlande

Vorheriger ArtikelApparat: “Melancholie liegt mir einfach”
Nächster ArtikelModule One: Trackpremiere von “Liquid Forms”