5Ambient Rounds Vol. 0 (Dock)


Zurück zum Anfang heißt es bei Dock zum zehnjährigen Jubiläum: Volume 0 nennt sich daher die vierte Ambient Rounds-Compilation. Darauf neun Stücke (Warum eigentlich nicht zehn zum zehnten Geburtstag?) bekannter Label-Affiliates wie Fenin oder Randweg, sowie einiger Produzenten, die neu an Bord sind, zum Beispiel der für Dubhouse bekannte Brendon Moeller. Letzterer macht hier aber etwas anderes, nämlich eine verspielte Melodie, die entfernt etwas von 8-bit hat. Verspielt ist auch – der Titel lässt es erahnen – „Freibad“ von Randweg, das in seiner sommerlichen Beschwingtheit heraussticht. Die restlichen Stimmungen sind eher tiefgründig bis melancholisch und das, obwohl einige Tracks ganz unambientmäßig über eine Kick und ein schnelles Tempo verfügen; so der Opener von Andrei Oid („Reminder 2222“) oder der „Long Grain Dub“ von dubLoner. Da stehen die Melodien im Vordergrund. Das Thema der Ambient Rounds wird nicht als Beschränkung, sondern als bloße Anregung verstanden. Für alles Andere lässt die Null den Spielraum. Cristina Plett

4Displaced Soundtracks Vol. 2 (Life & Death)


Erneut lässt Manfredi Romano aka DJ Tennis für sein Label Life And Death einen nie gedrehten Film vertonen. Volume 2 der Displaced Soundtracks ist etwas kürzer, gediegener und vielleicht auch atmosphärischer als sein Vorgänger, wird aber wieder von einem illustren Cast zeitgenössischer Electronica-Produzenten bebildert. Die ersten Szenen zeigen einen Schatten über dem Vatikan, tote Häuserschluchten in der heißen Julisonne, das Getrommel eines Humanoiden. „He Held The Victims Responsible“ war schon auf Vatican Shadows völlig unterschätztem Album Ghosts Of Chechnya zu hören, wird hier aber melodisch leicht variiert und zum unheilvollen „Luxor“-Rework übersteigert. Während der UK House-Jongleur Midland begleitet von hallenden Vogelgeräuschen ähnlich ominöse Ambient-Gewässer durchkreuzt, arrangiert DJ Nobu jenes Zwitschern zu einem hektischen Balzkampf mit anschließendem Tolkachev-Gerumpel. Es ist diese sorgfältig dosierte Ambivalenz, der die Displaced Soundtracks ihren enormen Replay Value verdanken. Vorläufiger Höhepunkt ist dann der perkussive Ambient Techno der Ninos du Brasil, den sie in „Nocturno Culto“ noch hypnotischer gestalten als auf ihrer letzten Platte. Die Flipside initiiert Dubstep-Alchemist Scuba mit dem beinahe melodramatischen „Love Theme“, bevor „Rachel’s Song“ Sterne vor dem inneren Auge entstehen lässt. Dass clever reduzierter Microhouse wie von Isolée oder der aus schimmernden Drones auftauchende Gabberstampfer „Fottimi“ von Cosmo nach so einer Verwöhnkur lediglich überzeugen, statt überwältigen, spricht am Ende doch nur für die Qualität dieser Kompilation. Nils Schlechtriemen

3Midnight In Tokyo Vol.3 (Mule Musiq)


Wie die Vorgänger versammelt Midnight In Tokyo Vol.3 bislang übersehene Perlen der Pop-Vergangenheit Nippons. Was unvermittelt und verführerisch beginnt, hält geradewegs Kurs auf Sleaze-Funk und führt auf angenehm schlingernde Weise hinab in die Tiefen eines obskuren imaginären Tokioter Untergrunds. Unweigerlich fühlt man sich beim Hören versetzt in ein popkulturell transportiertes Japan der Siebzigerjahre, in dem in einer schummrigen Bar viel zu junge Mädchen mit viel zu alten Kerlen anbandeln (genau lässt sich das aufgrund der alles vernebelnden Rauchschwaden nicht erkennen), ein Betrunkener bereits mit dem Kopf auf der Theke liegt, während seine Kumpels um die nächste Runde würfeln. Und genau an diesem Ort läuft diese unwiderstehlich sinnliche Musik, deren landessprachlichen Texte wir vielleicht nicht übersetzen, zweifelsohne aber spüren können. Leopold Hutter

2Smith & Mighty – Ashley Road Sessions 88-94 (Tectonic)


Wild Bunch kamen in Britannien zu Prominenz wegen ihrer personellen Verflechtung mit Massive Attack. Die Soundsystem-DJs aller Soundsysteme jedoch waren, sind und werden für alle Zeiten Smith & Mighty mit Rob Smith, Ray Mighty und später noch Peter D. Rose sein. Auch heute ist noch nicht der letzte Pups von ihnen auf Vinyl oder in Dateien geschnitten. Die Ashley Road Sessions, Aufnahmen aus den Jahren 1988-1994, sind der leibhaftige Beweis. Hier ist zu hören, was Sven Väth auf den Sound des Omen bezogen mal „die Ursuppe“ nannte: Der Sound vor den Subgenres, vor House, vor Techno. Auf Smith & Mighty bezogen bedeutet das: vor Jungle, vor Drum ‘n’ Bass, vor Bleep. Alles ist im Bristol der späten Achtzigerjahre eins und kann durch eine leichte Phasenverschiebung ins Andere kippen; fließende Downbeats, jumpende Breaks, zugedröhnte Dubs, synapsenschrubbende Clonks. Die Kunst ist es, sie im richtigen Moment zu bringen. Smith & Mighty konnten es. Jetzt seid ihr dran, raunen sie uns zu, wo-ha-ha, wo-ha-ha. Christoph Braun

1Resonance 12/18 compiled by Nikita Zabelin (Resonance Moscow)


Nicht erst seit Nina Kraviz und Philipp Gorbachev weiß man, dass elektronische Musik aus Mütterchen Russland Hochkonjunktur hat. Geboren aus Nikita Zabelins wöchentlicher Radioshow Resonance, die nun schon seit drei Jahren auf Moskaus Megapolis FM auf Sendung ist, kommt jetzt die erste von ihm zusammengestellte Compilation heraus. Das Resultat sind elf rhythmische Workouts verschiedenster musikalischer Spielarten, die sich sehen lassen können. Sei es Thorjs psychedelische Techno-Vision mit komplexem Pianothema und brutaler Snare Drum oder Confluences perkussives, von einer 303 und cloudy Synth-Pads angetriebenes Off-Beat Monster, die Botschaft ist eindeutig: Bewegung, bitte. Aber auch an atmosphärische Atempausen wurde gedacht. Nennenswert ist hierbei vor allem Molodoy Cheloveks Partizipation. Gerade diese Mischung macht Resonance 12/18 zu einem prägnanten ersten Outing. Andreas Cevatli

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