5Adam Beyer – Teach Me (Amelie Lens Remixes) (Drumcode)


“Teach Me” von Adam Beyer ist ein stilsicheres Technostück, das sich durch sein fokussiertes Drumming und die schlanke, gut strukturierte Produktion von Big Room-Schweinereien abhebt. Lustig ist das Arrangement. Beyers Agilität verschwindet vollständig, geduldig inszeniert er jeden Abschnitt, bis auch der stumpfeste Raver begriffen hat, was Sache ist. Es ist Techno für Leute, denen Techno fremd ist. So spiegelt sich in dem eigentlich soliden Track, warum Beyer wie kaum ein anderer DJ für den Ausverkauf der Musik in den 2010ern steht. Amelie Lens sieht das anders: „So proud that I got to remix the man himself.“, schreibt sie auf Facebook. Mit seiner überwältigenden Basswalze funktioniert ihr Mix als One-upmanship, der sich von Beyers Gelassenheit löst und in seiner Eskalationslogik wie ein Chicago House-Stück funktioniert. Alexis Waltz

4Baptisma – Pes EP (Disc)


Disc, einer der führenden Außenposten für mutige Outsider-Musik, veröffentlichte jetzt die Premiere des 55-jährigen Baptisma, der hauptberuflich einen Raum für Kunst und Konzerte in Nagoya (Japan) leitet. Auf der PES EP nimmt uns der Künstler mit auf eine gewagte Nachtwanderung durch sein Trommeltraumland. Offensichtliches Hauptaugenmerk seiner Musik liegt auf mysteriös anmutendem, hypnotischem, und unglaublich intensivem perkussivem Spektakel. Die Magie in Baptisma’s Musik entsteht dann aber durch die atmosphärischen Sounds, die sich langsam und vorsichtig hinzugesellen, manchmal gar die Führung übernehmen, nur um dann wieder einen Schritt zurückzutreten. Das i-Tüpfelchen bildet dann noch ein großartiger Remix von Hodge, der die Rhythmen neu arrangiert, jedoch nie den Geist der ursprünglichen Komposition vergisst. Man kann eigentlich nur hoffen, dass man noch mehr zu hören bekommt. Andreas Cevatli

3Black Merlin – Kode (Die Orakel)


George Thompson aka Black Merlin ist ein Freund des Reisens. Auf jeder seiner Veröffentlichungen – ob auf den Labels Mannequin, Berceuse Heroique oder Pinkman – der Brite erkundet immer wieder neue Klangräume, deren vielfältige Möglichkeiten er zu benutzen weiß. Düstere Techno-Brummer für den Dancefloor oder sphärische Soundscapes fürs Sofa – Thompsons produktiver Output ist ähnlich facettenreich wie die Releases auf Oliver Hafenbauers Die Orakel selbst.
Nachdem auf seinem erst kürzlich erschienenen zweiten Album Kosua intensive Erfahrungen seines Trips durch Papua Neuguinea künstlerischen Nährboden für die Produktionen boten, findet auf seinem nunmehr 20. Release eine minimalistische Erkundung in rhythmische Modulationen statt. Mit der neuesten EP Kode erweitert Black Merlin Hafenbauers seit jeher experimentierfreudigen Produktionen aufgeschlossen gegenüber stehendes Label um drei hypnotische Sounddesigns. Diese verschmelzen in ihren glitchy Bleep-Rhythmen zusammen, die so retrofuturistisch klingen, dass sie in einem Yorkshire Hinterhof auf einem 70er-Jahre Minimoog Synthesizer zusammen mit Ableton Live 10 gemischt worden sein könnten. Franzi Finkenstein

2Marie Davidson – Nina Kraviz & Afrodeutsche Remixes (Ninja Tune)


Nina Kraviz und Afrodeutsche machen sich an Marie Davidsons Album Working Class Woman, das letztes Jahr im Herbst auf Ninja Tune erschien und einschlug wie eine Bombe. Gefeiert wurde Davidson für ihre Gratwanderung zwischen Comedy und ernsthafter Kritik an der elektronischen Musikindustrie. Im Gepäck stets ein Lauffeuer aus 808-Drums, -Kicks und -Percussions. Jenes wilde Lauffeuer, vor Allem in „Workaholic Paranoid Bitch“ zu hören, nimmt Nina Kraviz in ihrem Remix des Tracks sorgfältig auseinander, seziert es in seine Einzelteile und stellt diese in ihrem treibenden Techno-Entwurf in Reih und Glied auf. Für ihren Dub geht sie ähnlich vor. Afrodeutsche wiederum nimmt sich mit ihrem Remix von „Day Dreaming“ dem eigentlichen Ruhepol der Platte an. Und polt diesen stimmungsmäßig komplett um. Die sphärischen Synthie-Klänge als solches bleiben zwar, werden aber mit einer ungeahnten Intensität, Dramatik und zielgerichteten Entschlossenheit umformuliert, die den Originaltrack schnell hinter sich zurücklässt. Benjamin Kaufman

1Red Axes – Sound Test EP (Phantasy)


Was geht denn hier ab? Future-Disco, Psychedelic-House, Bubblegum-Techno? Die Fragen werden nicht weniger, jedes Release des Duos aus Tel Aviv hat mehr als die handelsüblichen Four-To-The-Floor-Seiten und klingt trotzdem vertraut wie ein richtig guter alter ‘Fraynd’. Der Titeltrack baut mit minimalen Percussion-Mitteln, unterstützt von hintergründigen Synthies, eine subtile Spannung auf, die sich aber trotz mehrmaligen Abzählens eines klassischen Countdowns von zehn auf null nicht entlädt, sondern sich zuerst verdichtet und dann eigentümlich verflüchtigt. Track Nummer zwei heißt „Shabak Shalom“ und ist eine Acid-Disco-Sternstunde mit einem, klar, absolut nicht erwarteten Bass-Einsatz zur rechten Zeit. Das herrlich kreative und mitreißende „Kookoo Papa“ schließlich kokettiert mit kosmischem 60er-Garagensound und krönt ein erstes Highlight im gerade angebrochenen Jahr 2019. Mathias Schaffhäuser

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