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Mach die Musik lauter. Unser Editorial zum digitalen Neustart der Groove

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Liebe Leser*innen,

traditionellerweise blicken wir im Dezember auf das vergangene Jahr zurück, heute schauen wir nach vorne. Gerade haben wir unser neues Design online geschaltet. In den letzten Wochen haben wir hart dafür gearbeitet, das zweite, durch und durch digitale Kapitel im Leben unseres geliebten Magazins auf die Beine zu stellen.

Ich darf da von Liebe sprechen, denn ich, Alexis Waltz, habe 19 Jahre lang für das Heft geschrieben. Es ehrt mich, den Ball von Heiko Hoffmann, Thilo Schneider, Sebastian Weiss und Kristoffer Cornils zu übernehmen. Unterstützen werden mich dabei unsere langjährige Autorin Cristina Plett als Redakteurin, Maximilian Fritz als Volontär und Benjamin Kaufman als Praktikant. Kristoffer Cornils wird sich weiter um den Groove-Podcast kümmern, unser Grafikdesigner Bastian Grossmann gestaltet die Seite.

Heute informieren wir uns über viele Kanäle über Musik, die sozialen Medien gehören genauso dazu wie die professionellen. Als vollständig digital verfügbare Groove werden wir ab 1. Januar 2019 endgültig Teil dieses Stimmengewirrs. Wir wollen dabei nicht die Lautesten sein. Wir wollen ehrlich wiedergeben, wie wir die Musik und die Szene aus unserer besonderen Position erleben. Wir stehen zwischen den Stühlen: Wir sind Fans, wir sind Teil der Szene, aber wir sind keine Player wie die Musiker*innen, die Clubs oder Festivals. Wir glauben, dass diese teilnehmende und doch kritische Beobachtung zu jedem intakten Milieu dazugehört.

Oft wurde uns gesagt: Werdet doch englischsprachig, dann kann Euch die ganze Welt lesen. Natürlich liegen uns unsere internationalen Leser*innen am Herzen, wir übersetzen weiterhin unsere wichtigsten Beiträge ins Englische. Dennoch haben wir uns entschieden, zumindest vorerst, deutschsprachig zu bleiben. Zum einen denken wir, dass die englischsprachigen Magazine, die zum Teil auch von Berlin aus arbeiten, einen guten Job machen. Zum anderen ist die international ausgerichtete Szene, von der sie berichten, gut repräsentiert. Zu kurz kommen zurzeit die lokalen Zusammenhänge, die nicht in den globalen Metropolen stattfinden. Deshalb wollen wir uns auf das zurückbesinnen, was die Groove am Anfang war: ein Sprachrohr für die Szene im deutschsprachigen Raum. Die Clubporträts sollen umfangreicher werden, alle acht Wochen wird ein lokaler Resident den Podcast bespielen.

Wir sind weiterhin auf Werbung und auf die Zusammenarbeit mit unseren Medienpartner*innen angewiesen, ohne die unser Angebot schlichtweg zu teuer wäre. Noch mehr zählen wir aber auf Euch als Abonnement*innen. Wir hoffen, dass unsere unabhängige Stimme Euch 24€ im Jahr wert ist. Aktuell könnt ihr das Abo sogar noch bis zum 31. Dezember für den Vorzugspreis von 15€ abschließen. Wir würden uns freuen, wenn Euch unsere Arbeit das wert ist.

Wie sieht die Digitalversion der Groove nun aus? Die News und sämtliche Reviews – die Platten der Woche, die Alben des Monats, Frank Eckerts Motherboard-Kolumne, die monatlich vorgestellten Compilations und Mixe im Groove-Podcast werden weiterhin kostenlos sein. Mit den Reviews wollen wir einen szeneweiten Dialog eingehen, der nicht nur auf die Abonnent*innen beschränkt ist. Im Abo-Bereich erscheinen die Texte, die Groove zu einer tiefgreifenden Leseerfahrung machen: Lange Reportagen, Features und Interviews, Kolumnen, Formate wie A DJ´s DJ, Zeitgeschichten, Meine Stadt, den Studiobericht oder den Plattenschrank. Elke Schlögl und Cristina Plett werden Newcomer*innen vorstellen. Sebastian Weiss wird weiterhin über seine Einblicke in die Szene als Artist Manager berichten. In seiner Kolumne konkrit wird Kristoffer Cornils analysieren, wie die Szene von Konzerninteressen überformt und vom stetigen Medienwandel verändert wird. Wir werden weiterhin eine zweitmonatliche Titelgeschichte mit einem eigenen Photo Shoot produzieren.

Im Lauf des kommenden Jahres wollen wir herausfinden, welche Formate digital gut funktionieren und werden versuchen, multimedial zu arbeiten. In hoffentlich nicht allzu langer Zeit soll es die Groove auch als App geben. Mit der Zahl der Abonnent*innen wachsen da unsere Möglichkeiten.

Und was ist mit Hotze? Diese Frage haben wir oft gehört. Hotze polarisiert. Für mich verkörpert er das Basisnarrativ der Groove noch mehr als viele der Texte. Deshalb darf er auch im digitalen Zusammenhang nicht fehlen, eine DINA4-Seite gibt es da aber nicht mehr. Mit seinen Schöpfern mit Bringmann & Kopetzki sind wir derzeit im Gespräch, um ihn auch im digitalen Umfeld am Leben und Raven zu erhalten.

In einen Punkt müssen wir Euch vorerst enttäuschen: Einen vollwertigen Ersatz für die Groove-CD haben wir noch nicht am Start. Zurzeit diskutieren wir darüber, ob ein mit der Groove-CD vergleichbares Angebot von Vorab-Tracks heute noch Sinn ergibt.  Am ehesten natürlich könnt Ihr uns sagen, was Euren Bedürfnissen entspricht. Schickt uns doch dazu gerne eine e-Mail.

Ein Musikmagazin zu machen ist eine diplomatische Angelegenheit. Um mehr als alles andere geht es mir um Vielstimmigkeit, darum den Ausschluss auszuschließen. Dabei gibt es politische Standards, die wir nicht verhandeln. Wir wollen keine Szene, die hauptsächlich aus Männern besteht, in der Frauen hauptsächlich Fans oder Bookerinnen sind, keine Szene, in der (Post-)Migrant*innen hauptsächlich als Bouncer und Putzkräfte auftauchen. Der queeren Community verdanken wir die House Music. Sie und alle anderen, die der Mainstream ausschließt oder abwertet, seien sie behindert, krank, alt oder arm, sind uns besonders wichtig.

Jenseits dieses politischen Minimalkonsenses sind wir offen für jeden Sound, zu dem man tanzen kann, egal wie verdreht, rumplig oder gebrochen er daherkommt. Mehr als alles andere sind wir Raver*innen. Wir lieben laute, elektronische Tanzmusik. Wir sind nicht gerne allein. Aber allzu viel Kontakt wollen wir auch nicht. Wir lieben die Verbindung von Gemeinschaft und Anonymität, die einen guten Club ausmacht.  Wir lieben den Rausch, der mal als erfrischender Pfefferminzlikör oder als betörender Dip daherkommt. Ihr werdet eine ganz Menge von uns hören – und wir hoffentlich auch von Euch.

Truely yours

Alexis Waltz

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