5. Lady Blacktronika – Wax Cylinder Only (Meda Fury)
Lady Blacktronikas Wax Cylinder Only auf Meda Fury platzt aus allen Nähten: Vier neue Stücke bilden den Kern, dazu gesellen sich drei bislang unveröffentlichte digitale Bonus-Tracks und vier erstmals auf Vinyl gepresste ältere Nummern. Bei diesem Überangebot die Übersicht zu behalten, fällt schwer, zumal die Qualität durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt. Durch die Bank klingen die Stücke größtenteils nach kredibilem, seriösem Deep House, der sich erwartungsgemäß an Chicago orientiert und gelegentlich die Abzweigung nach Detroit nimmt. Für den Höhepunkt sorgt „Perception“, das einen satten Beat mit wabernden Italo-Synths fusioniert. Auf gänzlich andere Art begeistert außerdem “How I Learned”, das mit hypnotischen Vocals und warmen Chords ganz im Zeichen der alten Schule steht. (Maximilian Fritz)
4. Emilie Nana – I Rise (François K Remixes) (Compost)
Schon für die Single-Veröffentlichung von Emilie Nanas Vertonung eines Maya Angelou-Gedichts schaltete sich mit Danny Krivit altehrwürdige House-Prominenz mit ein. Nun folgt glatt ein dreifaches Remix-Paket von “I Rise”, für das sich niemand Geringerer als François Kevorkian verantwortlich zeigt. Wie Krivit konzentriert er sich auf den beeindruckenden Sprechgesang der Französin, sein “Journey Vocal” zieht das Stück auf elfminütige Länge und setzt auf einen Breitwandsound, der knapp am Pathos vorbei eine beeindruckende Atmosphäre schafft. Die Dub-Version des Stücks zeigt derweil auf, wie zentral die Stimme für dessen Überzeugungskraft ist: Als instrumentale Version bleibt von dem kosmischen Tech House nur noch die Ahnung seiner ursprünglichen Magie über. Der mitgelieferte Bonus Beat allerdings sollte wiederum findigen DJs gerade recht kommen: Es jackt, klappert und flirrt in diesen knapp dreieinhalb Minuten, dass es eine Freude ist. (Kristoffer Cornils)
3. Orson – Life Gamble / 12:09 (Version)
Version-Betreiber und Bass-Afficionado Orson gastiert mit seinem Label regelmäßig im Berliner OHM. Das verwundert keineswegs, denn die gemächlichen, undurchdringlichen Grooves des gebürtigen Düsseldorfers fühlen sich in engen Räumen definitiv am wohlsten. Auf der A-Seite positionieren sich neben grollenden Subbässen die obligatorischen Spoken Word-Samples, behutsam eingesetzte Klavier-Akkorde und schwellende Flächen machen aus „Life Gamble“ aber einen schlicht hervorragenden Track. „12:09“ klingt hingegen etwas dumpfer, bedrohlicher und somit auch routinierter, fällt aber nicht wirklich ab. (Maximilian Fritz)
2. Bavarian Stallions Series – RFR 004 (RFR)
Geht es darum, ein möglichst umfassendes sowie abwechslungsreiches Bild des kontemporären Münchner Sounds zu zeichnen, eignet sich die Bavarian Stallion Series hervorragend. Das Label RFR legt sich nicht stur auf ein Genre fest, die vertretenen Künstler pendeln in der Regel zwischen Techno, House und allem, was dazwischen liegt. Die vierte (beziehungsweise fünfte, los ging es mit der Katalognummer 000) und neueste Ausgabe bedient mit Compost-Allstar Roland Appel, Marco Wachs, Macchina Nera und Nihko aber ausschließlich housige Gefilde, die wie ein Kontrapunkt zum Ilian Tape-dominierten Klangbild der bayerischen Landeshauptstadt wirken. Vor allem Wachs’ Beitrag, das euphorisierende „Twinrix“, überzeugt mit Detroit House-Einflüssen. Nihkos „Wanderer“ verpasst dem Hörer hingegen längst überwunden geglaubte Minimal-Flashbacks. (Maximilian Fritz)
1. Air Liquide – This Is A Mind Trip (Intergalactic Research Institute For Sound)
Dass Air Liquide sich nach 14 Jahren mit einem neuen Release zurückmelden, ist überraschend genug. Dass sich hinter This Is A Mind Trip tatsächlich eine Antithese zum Love-Parade-Anthem von vor 24 Jahren verbirgt, umso mehr. Über dräuenden Drones flüstert Mary S. Applegate das Kontrastprogramm zur damalige Ekstase ins Mikrofon, sachte bereiten triphoppige Grooves ein Drum-getriebenes Finale vor, das langsam abebbt und den bleepigen Downbeat-Track „Die Singende Saege“ vorbereitet, bevor mit „Zeitgeber 3“ eine saubere Brücke ins Jahr 1995 geschlagen wird. Das sinnvollste, stärkste Comeback des Jahres! (Kristoffer Cornils)