Foto: Presse (Nation of Gondwana)
Markus Ossevorth und André Janizewski veranstalten mit der Nation Of Gondwana seit 1995 den vielleicht schönsten jährlichen Open Air-Rave in der Nähe Berlins. Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein Programm zwischen Nation-Residents und internationalen Headlinern, die dort zum ersten Mal spielen. Wir sprachen mit den beiden über ihre Booking-Philosophie, die Grenzen des Wachstums und dem freundschaftlichen Kontakt zu den Dorfbewohnern.
Jedes Jahr das gleiche Spiel: Wie schafft ihr es die Balance zu halten zwischen der Innovations- und Headliner-Erwartungshaltung eurer Gäste und der über die Jahre gewachsene musikalische Struktur der Nation Of Gondwana-Residents?
Zunächst einmal haben wir einen ganzen Haufen Freunde und Bekannte, die selbst Musiker sind. Und die alleine sorgen schon durch ständiges Nachfragen ob sie spielen können dafür, dass wir sie nicht vergessen. Dann sind da die ganzen Headliner-Agenturen, welche die Nation of Gondwana inzwischen auf dem Fokus haben und uns Vorschläge unterbreiten, wen wir buchen könnten. Zum Teil sind da sehr attraktive Vorschläge dabei. Zu guter Letzt haben wir dann natürlich die Acts auf dem Zettel stehen, die wir ganz gerne dabei hätten. Die Mischung aus allem ergibt dann das aktuelle Booking. Dieses Jahr hatten wir uns vorgenommen, ein paar für den Berliner Open Air-Raum nicht ganz klassische Headliner wie zum Beispiel Daniel Avery, Tiga und KiNK zu buchen. Das hat ganz gut geklappt.
Gibt es auch Acts die ihr super gern buchen würdet, aber einfach nicht bekommt?
Das würden wir so heute nicht mehr sagen. Bekommen würden wir vermutlich inzwischen fast alle, nur bezahlen können wir sie nicht. Deswegen sind wir darauf angewiesen, dass die Agenturen, welche mit uns zusammenarbeiten, die Vorzüge der Nation of Gondwana zu schätzen wissen und ihre Acts deswegen gerne an uns verbuchen. Viele Künstler, die bei uns gespielt haben, schätzen die Nähe zum Publikum und dass die Veranstaltung vor Ort ohne jegliche Werbebanner auskommt. So was spricht sich anscheinend rum. Agenturen aus dem Ausland werden auf uns aufmerksam und versuchen ihre Künstler bei uns spielen zu lassen. Wir können finanziell nicht mit den ganz großen Festivals mithalten, wo inzwischen Gagen geboten und auch gefordert werden, die wir nicht bereit sind zu bezahlen als auch nicht bezahlen könnten, ohne dass sich unser Publikum von uns abwenden würde, weil die Veranstaltung zu teuer wird. Es gibt kein unbegrenztes Wachstum bei dem Eintrittspreis und wir haben aufgrund von vielen Sicherheitsauflagen schon Probleme, den Eintrittspreis auf einem guten Level zu halten. Das heißt wir können und wollen den ganzen Gagenwahnsinn nur bedingt mitgehen und konzentrieren uns stattdessen darauf, eine gesunde Mischung zu finden, mit dem wir unser Publikum glücklich machen können.
In den vergangenen Jahren kam ein ganz neuer Schwung an internationaler Clubkids aus Berlin dazu, wie seht ihr die Entwicklung eurer Gäste?
Das Publikum in den letzten Jahren ist deutlich spürbar viel internationaler geworden! Für uns ist das eine sehr positive Entwicklung, Berlin entwickelt sich zu einer internationalen Metropole und unserer Meinung nach haben sich die neuen Clubkids genau die richtige Stadt ausgesucht. Zudem tut die neue Mischung uns, der ganzen Stadt und der Szene mit ihrem Input sehr gut.
Was sind für euch so die wichtigsten Sachen, wo ihr als Veranstalter auch nach über 20 Jahren noch die Stellschrauben anziehen könnt?
Routine ist unser Feind! Es gibt immer etwas zu verbessern. Wir erarbeiten jedes Jahr, noch auf der Veranstaltung, Listen von den Dingen, welche nicht so gut gelaufen sind und versuchen sie im Jahr darauf zu verbessern. Dazu kommen dann eigentlich auch jedes Jahr neue Auflagen von Seiten der Ämter. An der Verkehrslogistik zum Beispiel können wir vermutlich noch viele Jahre arbeiten. Letztes Jahr gab es zum ersten mal eine Fahrradgarderobe. Dieses Jahr wird es befestigte Ein- und Ausfahrten geben.
Ein Highlight ist sicher immer der Auftakt mit dem Grünefelder Frauenchor. Überhaupt ist das Neben- und Miteinander der örtlichen Bevölkerung und den eingereisten Rave-Scharen bemerkenswert. Gelang euch diese Einbindung von Anfang an, oder ging es da auch schon mal ruppiger zu?
Es gab sicherlich auch die ein oder andere Unstimmigkeit in den letzten 20 Jahren, aber die bezog sich in der Regel auf Müll im Dorf oder Gäste, welche über Zäune von Anwohnern gestiegen sind. Alles in Allem ist es aber nach wie vor eine unglaublich tolle Zusammenarbeit mit dem Dorf und wir sind immer wieder überrascht wie offen und herzlich wir dort empfangen werden. Es ist ja auch nicht nur der Frauenchor. Das Wochenende vor der Veranstaltung treffen wir uns mit einem großen Haufen Grünefelder zum Grillen und Trinken im Backstage. Einmal im Jahr kommt eine Abordnung zum gemeinsamen Kegeln nach Berlin, einige junge Erwachsene aus dem Dorf kuratieren zusammen mit uns einen Floor zu der Veranstaltung und das halbe Dorf verkauft im Schichtsystem durchgehend Essen. Wir fördern jedes Jahr die örtlich Kita, den Jugendclub beziehungsweise andere Einrichtungen und gelten inzwischen als Vorbild für Zusammenarbeit im Land Brandenburg. Es macht einfach Spaß mit den GrünefelderInnen.
Worauf freust du dich ganz persönlich am meisten?
Am meisten freuen wir uns auf die Nächte, die Lichter und auf Techno! Dazu natürlich darauf, zu gucken, ob das, was wir das ganze Jahr über geplant haben, vor Ort dann auch tatsächlich funktioniert. Das fängt bei der Logistik an und hört bei dem Line-up auf. Zudem ist der gesamte Aufbau, die Durchführung der Veranstaltung und auch der Abbau inklusive Afterhour mit der ganzen Crew jedes Jahr aufs Neue eine riesengroße Freude! Während der Veranstaltung ist es eben auch so, dass wir als Veranstalter die Telefone und Funkgeräte gerne mal ablegen um auf der Party mitzufeiern. Das kann nur gelingen, weil wir alle zusammen, ein sehr eingespieltes Team und eine tolle Crew sind.
Groove präsentiert: Nation Of Gondwana 2018
20. bis 22. Juli
Line-up: Alex.Do, Anetha, Anja Zaube, Cinthie, Daniel Avery, Der Dritte Raum (live), Eulenhaupt & Molle:nhauer, Gerd Janson, Grünefelder Frauenchor, Joel Mull, KiNK (live), Marek Hemmann (live), Monika Kruse, Radio Slave, Randweg (live), Recondite (live), Sven Dohse, Sven von Thülen, Tiga u.v.a.
Tickets: 113€
Grünefeld bei Berlin