Der Iraner Ārash Āzādi gehört derselben Alterskolonne an wie Moon Zeros Tim Garrat, auch er spielt bereits auf elektronischen Musikfestivals in aller Welt, auch er macht im weitesten Sinne avancierte Drone-Elektronik. Nicht zuletzt deutet sein Hipster-Dutt auf eine ähnlich globalisierte, generationsweit vergleichbare Lebens- und Arbeitserfahrung hin. Seine Herkunft und Ausbildung scheinen dagegen eher unwichtig. Āzādi hat im benachbarten Armenien eine klassische Ausbildung an der Setar bekommen, der persischen Variante der chinesischen Laute und der indischen Sitar, dem beliebtesten und bekanntesten akustischen Drone-Instrument überhaupt. Seine Festivalauftritte und sein Debütalbum Geosonic Journeys (Establishment) stellen sich allerdings nicht direkt in die Tradition moderner Drone-Sounds aus dem Iran, etwa von Siavash Amini, Arash Akbari oder Porya Hatami. Āzādi bedient sich zeitgenössischer elektroakustischer Komposition und digital glitchender Soundmanipulationen um einen mal nervenzerrenden, mal in sich zurückgezogenen bewusstseinserweiternden Trip akustisch zu illustrieren.


Stream: Ārash Āzādi – Geosonic Journeys

Das Drone-Verständnis von Hellmuth „N“ Neidhardt, der jeweils die laufende Releasenummer in seinen Projektnamen integriert ist dagegen strikte alte Schule. Elektrische Gitarre, Pedale, Feedback. Die Drones auf N [54] Suedfall (Midira) bauen sich langsam zum Crescendo auf und ziehen sich dann eben so langsam wieder die Stille zurück. Einfach und vollendet. Der anonym agierende Debütant NoOne arrangiert seinen epischen, nach Lewis Carroll betitelten Drone How Doth The Little Crocodile Improve His Shining Tail (Midira) nach Dark Ambient Art zu einem kleinen Musique Concrète-Hörspiel.


Stream: Moon Zero – Keflavik

Hiromi Moritani, besser bekannt als Phew, ist die gar nicht graue Eminenz der japanischen und deutschen Avantgarde-Szenen. Seit ihren Anfängen im J-Punk Ende der siebziger Jahre ist sie eine kontinuierliche Inspirationsquelle, Zentrum und Unruheelement zahlloser Bandprojekte und Kollaborationen, nicht unähnlich der Rolle die Gudrun Gut in der Berliner Elektronikszene einnimmt. Solo hat Phew oft mit ihrer Instrument gewordenen Stimme gearbeitet, in den vergangenen Jahren zunehmend über elektronisch-digitale Manipulationen. Voice Hardcore (Bereket/Mesh-Key) vergangenes Jahr in Japan als CD erschienen und dank der New Yorker Reissue-Spezialisten von Mesh-Key nun auch auf Vinyl, dokumentiert den vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklung. Das ist gleichzeitig und widerspruchsfrei sowohl absurde, krautig psychotrope Vocal-Weirdness, Hardcore-Experimentalavantgarde und milde psychedelische Pop-Electronica. So geht das.


Stream: Phew – Just A Familiar Face

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