Aidan Baker & Gareth Davis gehen noch subtiler und zurückhaltender vor. Das Ergebnis, ihr Duo-Debüt Invisible Cities (Karlrecords) ist aber mindestens genauso unwiderstehlich und ein absolutes Highlight in der jeweils ziemlich bis sehr umfangreichen Diskographie beider Beteiligter. Baker, Gitarrist bei den Doom-Metallern Nadja und Elektroniker in zahllosen Solo- und Kollaborationsprojekten agiert hier zurückhaltend, steuert fein verhallte E-Gitarre und bassige Drones bei, die Davis freier Bassklarinette endlose Weiten an Raum und Zeit zur Entfaltung geben. Davis bringt sowohl sein Können in freier Improvisation wie auch seine Erfahrung in den Postrock-Ensembles A-Sun Amissa und Oiseaux Tempête ein, bleibt von einzelnen freiquietschenden Ausbrüchen abgesehen in einem (mikro-)tonalen Rahmen von gewittrigem Dräuen und filigranem Zittern, das die Stücke mal wie Klezmer in Ultrazeitlupe, mal wie den minimalistischen Saxophongetriebenen Puls-Ambient von Dirty Beaches klingen lässt, aber immer strukturell offen und wunderdunkelschön.


Stream: Aidan Baker & Gareth Davis – Invisible Cities

Der griechische Gitarrist und Saxofonist Phil Gardelis alias Zenjungle hat ein nahe verwandtes Verständnis von Jazz und Ambient. Auf dem Minialbum Fragmented Lives (Midira) treibt er seinen detailstarken Drone-Sound in Richtung eines Ambient-Noir der die Spannung zwischen Erwartung und Verwirklichung (so die Untertitel seines zweigeteilten epische Albumtracks) durchwegs hält.


Stream: Dictaphone – 105.4

Mit seinem jüngsten Power-Trio Aidan Baker / Simon Goff / Thor Harris in fortschrittlicher Improv/Jazz-Besetzung Gitarre + Geige + Schlagzeug treibt der unermüdliche Baker seinen Sound noch weiter in Richtung Postrock. Neben einer brillanten raumgreifenden Produktion zeichnet sich ihr Debüt Noplace (Gizeh) vor allem durch die delikate Balance von zupackendem Rock-Sentiment und einer in Ambient und „Deep Listening“ geschulten Sensibilität für Ränder und Tiefen von Klang aus. Das Trio klingt dabei überhaupt nicht nach dem zuckersüßen Xylophon-Schmelz der Soloarbeiten des Percussion-Wikingers Thor Harris, eher nach seinem grundsoliden Drummer-Handwerk bei den Swans.

Dafür klingen die Snow Palms, eines der zahlreichen Bandprojekte des britischen Instrumentalrock-Spezialisten David Sheppard (Phelan / Sheppard, State River Widening, Ellis Island Sound und viele mehr) auf ihrem zweiten Album Origin and Echo (Village Green) wie eine pulsbetonte Mischung aus Harris‘ „Thor & Friends“ und den sanfteren Momenten Mogwais, wie sie etwa auf ihrem Soundtrack zu The Returned (Les Revenants) zu hören sind. Das Klangbild der fünfköpfigen Snow Palms ist dabei elektronisch und metallisch, geprägt von ausgefallenen Instrumenten wie dem berühmt-berüchtigten 80er-Jahre „Handheld“-Synthesizer Omnichord und der modernen Steeldrum-Variante Cupola. Ein herrliches Klöppeln und Dengeln, das breitwandige Pathosmomente nicht scheut, aber auch auf Spieluhrgröße zusammenschrumpfen kann, wenn nötig.


Video: Snow Palms – Rite

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