Inwiefern unterscheiden sich für dich Exhilarator und Reform Club voneinander?
Es gibt mehr Schwankungen und die Tracks, die dieses Feeling haben, mehr als Summe ihrer Einzelteile zu sein, klicken erst zusammen, während sie sich aufbauen, oder anders gesagt: Einige der Patterns und Kompositionen ergeben vielleicht erst dann einen Sinn, wenn sie gemeinsam auftreten. Marco Spaventi, er hat das Mastering für das Album gemacht, hat es so beschrieben, wie ich schon immer meine Musik wahrgenommen habe. Er meinte: „Deine Musik besteht aus Patterns, Kompositionen und Sequenzen, die beim Aufeinandertreffen wie ein Orchester agieren. Sie machen als Kollektiv etwas Einzigartiges.“ Ich finde, das trifft den Nagel auf den Kopf. Musikalisch gesehen ist Exhilarator auch etwas härter geworden. Was den Sound angeht, ist das Album weitaus rougher als Reform Club. Die Produktion ist grobkörniger und bis ans Limit gepusht. Als ich einige der Tracks etwas aufräumen wollte, habe ich gemerkt, dass sie dann etwas verlieren würden. Sei es die Dynamik oder ein bestimmtes Gefühl. Also habe ich sie so gelassen, auch wenn sie zerschlagen oder verzerrt sind. Außerdem würde ich sagen, dass einige Stücke mehr einen cineastischen Vibe haben.

Vor einigen Jahren hast du mal gesagt, dass du keine elektronische Musik mehr hörst. Hat sich das verändert?
Ganz ehrlich, nein. In den vergangenen Jahren war ich zu beschäftigt. Ich hatte mir vorgenommen, in Vorbereitung für unser Interview ganz viel neue Musik zu hören, nur um zu zeigen, wie unglaublich kenntnisreich ich dieser Tage doch bin. Aber was hätte das gebracht? Ich muss aber trotzdem mal neue Sachen auschecken und hören, was so der Puls der Zeit ist.

Junge Produzenten der heutigen Generation sagen häufig, dass es ihr Ziel ist, zeitlose Musik zu machen. Würdest du deine Musik als zeitlos bezeichnen?
Ich denke, jeder, der seine eigene Musik als zeitlos beschreibt, ist etwas eingebildet. Und wenn ich das in der Vergangenheit getan haben sollte, war ich entweder jung, betrunken oder eingebildet. Ich denke, einzig die Leute, die deine Musik hören, können das entscheiden, nicht der Künstler oder das Individuum selbst. Wenn irgendjemand jemals meine Musik so bezeichnet hat, dann ist das toll. Aber das ist etwas, was ich sowieso nicht kontrollieren kann, und es bringt mich nicht um den Schlaf.


Stream: Claro Intelecto – Exilarator

1
2
3
Vorheriger ArtikelClaro Intelecto: “It feels like I’m in a witness protection program”
Nächster ArtikelGroove Top 10: Charts From the Past (November 1997)