In den 2000ern richtete sich die Clubmusik neu aus. Die Euphorie der Neunziger war vorbei, die Szene begab sich auf Sinnsuche. Es entstand grüblerischer Minimal, verkiffter Dubstep und ein ketaminlastiger Afterhour-Sound. In dieser Zeit entdeckte Rødhåd den Dub-Techno von Basic Channel, Styrax Leaves oder Marko Fürstenberg. Und mit dem Zementgarten gab es in Berlin endlich einen Club, in dem er diesen Sound spielen konnte. Dort hat er oft am Anfang oder am Ende aufgelegt. „Ich musste nicht jeden Gig annehmen oder in Läden spielen, wo ich dachte, dass mir das musikalisch nichts bringt“, erzählt er. Denn hauptberuflich war Mike zehn Jahre lang als Bauzeichner tätig.

Mit dieser Work-Life-Balance war Mike Bierbach ziemlich zufrieden. Da kam sein Dystopian-Partner ins Spiel, der seine Dub-Techno-Sets im Zementgarten erlebt hatte: „Ich habe gemerkt, dass das voll geil ist“, erzählt dieser. „Das machte halt keiner: dieser Sound mit einem ganz präzisen Mixing mit drei oder vier Plattenspielern. Das fand ich interessant, das so hautnah mitzuerleben. Irgendwann habe ich zu Mike gesagt: ‚Du bist ganz schön talentiert, du musst probieren, dich zu fokussieren. Ich helf’ dir dabei.‘ Und Mike so: ‚Ja? Wirklich? Ich hab doch ’nen Job und ich leg ja hier auf.‘ Dann haben wir festgestellt, dass das als No-Name gar nicht so leicht ist.“


Stream: Rødhåd – Escape

So spielte Mike 2009 unter anderem in der Fetten Ecke, im Farbfernseher, im Deep oder im Golden Gate – alles Clubs, in denen die DJs mehr oder weniger austauschbar sind. Eine greifbare Aufmerksamkeit erzeugten erst die eigenen Partys, die freitags im Arena Club stattfanden. Dann kam das Label und bald auch die internationalen Gigs – zu Mikes völliger Überraschung: „Bis dahin bin ich nicht so viel gereist. Mein Englisch war auch nicht so gut. Das war krass, mit meinem Hobby eine solche Resonanz zu haben, dass mich Leute zum Beispiel nach Paris einladen.“

Für Mike war es nicht leicht, sich mit den Festivalbühnen anzufreunden, er war es gewohnt, erst mal eine halbe Stunde mit ruhigen Tracks in sein Set einzuführen.
Heute ist es seine größte Herausforderung, zwischen dem full-on seiner Festivalgigs und den spacigeren Clubsets zu vermitteln: „Das ist wie beim Sex“, lacht er. „Da
geht es nicht, eine Stunde nur durchzuknattern. Du musst auch mal ein bisschen loslassen, dass es dann wieder einen Effekt hat. Durch die Festivals wird man versaut. Man kommt dann zurück in den Club und spielt dort ein Vier- oder Fünf-Stunden-Set. Dann kann man für sich im Kopf nicht mehr den Unterschied machen. Wenn du aber am Wochenende dreimal auf Festivals gespielt hast und dann im Berghain den Schluss machst, dann ist das schon noch mal eine andere Nummer.“

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